Jazz gegen seine Liebhaber verteidigt
In: Politikwissenschaft als Kritische Theorie: Festschrift für Kurt Lenk, S. 81-93
Abstract
Schon lange vor der "Dialektik der Aufklärung" galt Adornos kritisches Interesse den vielfältigen Erscheinungsformen der "Kultur- und Bewußtseinsindustrie". Aus dem geistigen Klima der 20er Jahre war die (konservative) Kulturkritik der sogenannten "Massenkultur" ein vertrautes Muster. In einer vergesellschafteten und durchrationalisierten Welt haben am Ende nur noch eine Theorie vollendeter Negativität und die radikalsten "esoterischen" Kunstwerke eine Chance auf Wahrheit. Der vorliegende Beitrag zeigt, warum der Jazz als Beispiel für die Kulturindustrie bei Adorno einen so herausgehobenen Stellenwert hat. Der Autor versucht den Jazz zunächst "gegen seine Liebhaber" und erst dann gegen Adorno zu verteidigen, da dessen Kritik am Jazz fehl geht. Dieses "Mißverständnis" führt ins Zentrum der "Ästhetischen Theorie" mit einem gravierenden kategorialen Fehler. Adorno vermag nicht zu erklären, daß wir, von Alfred Hitchcock bis Jimi Hendrix, mitten im Meer der Kulturindustrie gegen alle theoretische Wahrscheinlichkeit immer wieder auf Inseln großer Kunst stoßen. (ICE)
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