Hegel und das Problem der gesellschaftlichen Einheit - die Staatslehre neu gelesen
In: Politikwissenschaft als Kritische Theorie: Festschrift für Kurt Lenk, S. 109-132
Abstract
Hegels "Rechtsphilosophie" thematisiert Grundprobleme moderner Gesellschaften und ihrer politischen Ordnung: Wie ist Einheit in der Mannigfaltigkeit partikularer Interessen herstellbar? Bedürfen partikularisierte Gesellschaften überhaupt einer politischen Einheit? Der vorliegende Beitrag entwickelt und belegt für die Hegelsche Staatslehre die folgenden zwei Thesen: (1) Die Unterscheidung von "bürgerlicher Gesellschaft" und "Staat" bei Hegel meint nicht die Trennung von Gesellschaft und Staat; vielmehr ist auch die "bürgerliche Gesellschaft" bereits Staat. Damit stellt sich (2) die Frage, welche eigentliche Funktion dem Staat überhaupt noch zukommt. Die institutionstheoretische Interpretation der Hegelschen Staatslehre erschließt, daß die spezifische Funktion des "Staates" in der Integration der Bürger durch symbolische Repräsentation besteht, vermittelt durch die politischen Institutionen. Hegel gibt insgesamt eine - freilich zeitbedingte - Antwort auf die Frage, wie politische Einheit zu denken sei, ohne die gesellschaftlichen Widersprüche und Spannungen zwischen den einzelnen Sphären im "absoluten Geist"aufzulösen; dies ist die Aufgabe der politischen Institutionen. (ICE)
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