Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1999

Körperdiskurse und Moralpolitik: die Konstruktion sexueller Devianz um die Jahrhundertwende

In: Gender and politics: "Geschlecht" in der feministischen Politikwissenschaft, S. 121-147

Abstract

Der Beitrag untersucht die Darstellung und Diskussion sexueller Devianz und Gewalt um die Jahrhundertwende. Entgegen dem heute dominierenden Diskurs, der minderjährige Prostituierte als "Opfer" ansieht, wurde damals entgegengesetzt argumentiert, daß Mädchen die eigentlichen "Täterinnen" seien. Die Freier wurden dagegen als "Verführte" oder höchstens als moralisch degenerierte Lebemänner verstanden. Durch diese Sicht konnte sich um 1900 moralische Empörung Luft schaffen, ohne irgendwelche Konsequenzen für Männer ins Auge fassen zu müssen. Dem "Verwerflichen" wurde eine "heile Welt" der bürgerlichen Familie entgegengestellt, die Tugendhaftigkeit, Sicherheit und Aufstieg versprach. Die historische Rekonstruktion erhellt nicht nur die Relativität und Variabilität von Gewaltdiskursen, sondern sie zeigt auch, inwieweit die Frauenbewegung hier eine Bewußtseinsänderung herbeigeführt hat. (pre)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.