Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Handlungsprobleme der deutschen politischen Elite

In: Elitenmacht, S. 177-190

Abstract

"Werner J. Patzelt löst das - in der massenmedialen Darstellung und öffentlichen Wahrnehmung meist überzeichnete - scheinbar unversöhnliche Gegeneinander von Politik auf der einen und Plebiszit auf der anderen Seite dadurch auf, dass er ihre jeweiligen Handlungslogiken, -probleme (im gegenseitigen Miteinander) und -dilemmata verdeutlicht. Die Macht der Politiker, so die populäre Meinung, gehöre durch mehr plebiszitäre Demokratie, die des Kapitals durch mehr politische Kontrolle begrenzt. Ein solches Mehr an Kontrolle könne aber nur von einer anderen politischen Elite geleistet werden als den 'üblichen Verdächtigen'. Von derartigem Legitimitätsentzug verunsichert und hin- und hergerissen zwischen den Erwartungshaltungen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, verfingen sich die Politiker in Forderungen nach einem zwar wünschenswerten Sowohl-als-auch, das aber letztlich in einem Weder-noch ausarten müsse. Weitere Kräfte in dem von Patzelt aufgeschlüsselten Spannungsfeld, das durch wachsenden Reformdruck zusätzlich energetisiert werde, sind Eigenrationalitäten des politischen Systems - Stichwort Elitenkohäsion - bzw. Handlungsmotivationen der Elitezugehörigen (wie z.B. Besitzstandswahrung). Zwischen den Betrachtungsebenen wechselnd, zieht Patzelt die 'Brennweite' seiner Analyse immer enger: von gesellschaftlichen Gruppenkonstellationen und dem Zusammenspiel der Funktionseliten über die einerseits vermittelnden, andererseits desintegrierenden Effekte medialer Öffentlichkeit bis hin zu Gruppenmerkmalen der politischen Elite, auf der - in ihren vielfachen Bezügen - letztlich Patzelts Fokus ruht. Zwischen notwendiger Begrenzung der Elitenmacht und drangsalieren - der Beschneidung ihrer Handlungsfähigkeit - Patzelt zeichnet ein differenziertes Bild von politischer Elite und politischem System, indem er beide Seiten der Medaille zugleich nach oben kehrt: Dass in unserer Demokratie zwar verlässliche Elitekooperationen an die Stelle Weimarer Feindschaften und bismarckisch-wilhelminischer Ungezogenheiten getreten seien, sich aber andererseits selbst in offenen Gesellschaften feudale Inseln - wie z.B. in der Sozial- oder Landwirtschaftspolitik - mit Elitekartellen bildeten." (Autorenreferat)

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