Luhmann, Bourdieu und die Soziologie des Sinnverstehens: zur Theorie und Empirie sozial geregelten Verstehens
In: Bourdieu und Luhmann: ein Theorienvergleich, S. 118-154
Abstract
Der Autor beleuchtet den Begriff des Sinnverstehens und die Untersuchung sozialer Konflikte bei Luhmann und Bourdieu und plädiert dafür, beide Werke nicht als Konkurrenten, sondern als hilfreiche Beiträge zu dem von Max Weber formulierten Anspruch zu begreifen, sinnhaftes Verhalten generalisierend erklären zu wollen. Bourdieu nähert sich diesem Ziel mit einer explorativen Ethnographie Frankreichs, die sowohl sinnfremde Bedingungen menschlichen Verhaltens, z.B. als kausalen Einfluss von sozialer Herkunft und klassenspezifischem Lebenslauf, betrachtet als auch mit hermeneutischer Feinfühligkeit herausarbeitet, wie intergenerationale Kontinuitäten in den einzelnen sozialen Beziehungen als subjektive Begründung eigenen Verhaltens erscheinen. Luhmann hat demgegenüber den Begriff des "Sinnverstehens" mit Befunden der Attributionsforschung verbunden. Er formuliert seine gegenstandsbezogenen Aussagen weitaus zurückhaltender als Bourdieu, aber auch so, dass daraus überprüfbare Hypothesen für die empirische Forschung formuliert werden können. Der Autor reflektiert einerseits die Frage nach den Variablen, nach denen Bourdieu und Luhmann die Ausprägungen modernen, sozial geregelten Sinnverstehens analysieren. Er vergleicht andererseits Bourdieus und Luhmanns Verständnis sozialer Konflikte und beschließt seinen Beitrag mit einigen Überlegungen für die weitere Forschung. (ICI2)
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