Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Vom Sommerloch nach Sebnitz: Konstruktionen der Medien zum Thema "Rechte Gewalt"

In: Die neuen Verführer?: Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in den Medien, S. 95-107

Abstract

Der Beitrag beleuchtet am Beispiel der Presseberichterstattung zur rechten Gewalt über den "Fall Sebnitz" im November 2003, wie Medien Wirklichkeit konstruieren, ob die Berichterstattung bei diesem Thema strikt den allgemeinen Selektions- und Präsentationsregeln folgt, d.h. ob die Medien hier eine besonders deutliche Selbstauskunft über ihre Probleme und Grenzen erteilen. Zunächst wird der Berichterstattungsstoff seit Juli rekonstruiert, wobei der Bombenschlag in Düsseldorf den Anlass bildete für eine intensive öffentliche Diskussion um die rechte Gewalt. Den Höhepunkt bildete die Schlagzeile der Bild-Zeitung vom November 2003 über einen Fall von rechtsextremer Gewalt, wo behauptet wurde, dass Neonazis im Schwimmbad in Sebnitz im Jahr 2000 ein Kind ertränkt hätten. Die Geschichte erwies sich schnell als unzureichend recherchiert, die Mordverdächtigen mussten freigelassen werden. Journalisten missachteten berufliche Regeln und gaben Vermutungen als Fakten aus. Es wird dann der Frage nachgegangen, was Thematisierungsprozesse im Journalismus bewirken können. Mit der Thematisierung lassen sich Prozesse analysieren, durch die öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt wird, auch wenn die Tat weiter zurückliegt. Insgesamt bot Sebnitz für die Berichterstattung über rechte Gewalt ein Szenario, das sich durch tätige Mithilfe der Eltern des Jungen in Text und Bild eine scheinbar unwiderlegbare Medienkonstruktion umsetzen ließ. Zum anderen ist Sebnitz ein Beispiel für die Selbstreferenz im Journalismus: Medien beziehen sich auf Medien. Fazit: "Der Journalismus ist dazu da, eine aktuelle Selbstbeobachtung der Gesellschaft sicherzustellen. Er soll die unüberschaubare Lage übersichtlich machen. Darüber hinaus soll er aber auch kritisieren und kontrollieren - ja auch aufklären und den Finger in die Wunden legen." (RG)

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