Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Kollektive Rationalität in sozialen Systemen

In: Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung: Reformfähigkeit und die Möglichkeit rationaler Politik ; Festschrift für Helmut Wiesenthal, S. 63-84

Abstract

Gegenstand des Beitrags ist die Reformfähigkeit organisierter Sozialsysteme, wobei vor allem nach unbeabsichtigten Nebenfolgen gefragt wird. Der Verfasser greift die von neoinstitutionalistischer Seite geäußerte Vermutung auf, Reformen veränderten weniger das zu reformierende System als vielmehr die Erwartungen in dessen Umwelt. Kontrolle, Autorität, Rationalität und Führung werden eher als Symbole des modernen Organisationsverständnisses gesehen denn als operative Prinzipien der Personal- oder Programmplanung. Aus dieser Perspektive ergeben sich drei Einwendungen gegen Standardargumente des Rational Choice-Ansatzes: (1) Die Verteilung von Aufmerksamkeit ist wichtiger als unvermittelte Durchsetzungsmacht. (2) Für die langfristige Entwicklung politischer Institutionen sind Beschreibungen und Semantiken wichtiger als Pläne und Absichten, weil diese wiederum der Beobachtung und Gegenbeobachtung unterliegen. (3) Politische Kommunikation (Reformkommunikation) ist für die Entwicklung von Semantiken von Bedeutung, da diese Selektionskriterien wie Präferenzen und Motive und Aufmerksamkeitskriterien prägen, von denen Erfolg oder Misserfolg instrumentell-rationaler Operationen abhängig sind. Steuerung, so das Fazit des Verfassers, ist keineswegs unmöglich, nur scheint sie in stärkerem Maße kurzfristige Operationen auf längerfristige Beobachtungen - Beobachtungen zweiter Ordnung - stützen zu müssen. (ICE2)

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