Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Die Ökonomie innerstaatlicher Kriege: eine Kritik der Weltbank-Analysen

In: Kriege als (Über)Lebenswelten: Schattenglobalisierung, Kriegsökonomien und Inseln der Zivilität, S. 102-121

Abstract

Der Beitrag rückt in einer grundlegenden Kritik der aktuellen Weltbankanalysen die soziale und politische Ungleichheit in den Mittelpunkt. Dabei wird eine politische Ökonomie bewaffneter Kämpfe beschrieben, aus der sich ableiten lässt, dass die kausalen Zuschreibungen der Weltbankstudie, vor allem das Bereicherungsmotiv der Akteure, nicht hinreichen, um bewaffnete Konflikte und deren lange Dauer zu erklären. So werden die Hauptursachen für ökonomisch motivierte Bürgerkriege, Gier und Missstände (politische Repression usw.) als Analyseinstrumentarium erörtert und anschließend auf das Fallbeispiel Palästina angewendet. Für viele Beobachter scheint das Verhalten der Parteien im Palästina-Konflikt nur noch von kollektiven Pathologien und historischen Traumata beherrscht zu sein. Die Gewalteskalation steht scheinbar im Widerspruch zu jedem denkbaren ökonomischen Interesse. Doch viel spricht dafür, dass auch die Auseinandersetzung um Palästina eine ökonomische Dimension aufweist, die aber in einer Analyse nach dem Weltbank-Muster nur unzulänglich erfasst wird. Auf der anderen Seite spricht die Analyse der Weltbank jeder Rebellion grundsätzlich jede Legitimität ab, die über das individuelle Bereicherungsmotiv hinausgeht. Damit werden die vorhandenen Missstände - die Tatsache etwa, dass die Hälfte der Menschheit in Armut, ein Drittel im Elend lebt, dass 800 Millionen Menschen an Unterernährung leiden - entproblematisiert. Somit präsentiert sich der Analyseansatz der Weltbank als Vollendung des liberalen Denkens. (ICG2)

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