"Waging the War of Ideas": zur Entwicklung und Struktur des neoliberalen Diskursnetzwerks
In: Triumph und Elend des Neoliberalismus, S. 39-58
Abstract
Der von der Mont Pélerin Gesellschaft (MPS) initiierten neoliberalen Bewegung geht es darum, den Triumph der "liberalen Utopie" eines von "staatlichen Fesseln befreiten" Kapitalismus mit Hilfe eines Netzwerkes von Think Tanks, Hochschulinstituten und Publikationsorganen zu bewerkstelligen. Die Analyse der Entwicklung und Expansion dieses Diskursnetzwerkes bildet die Kernaufgabe dieses Beitrags, wobei Wert darauf gelegt wird, dass unter "Neoliberalismus" eine Variante des Liberalismus verstanden wird, die im Unterschied etwa zum Ordoliberalismus den alten Laissez-Faire-Liberalismus nicht revidiert, sondern in neuen terminologischen Schläuchen revitalisiert. Nach einer Skizze des Gründungskontexts und der Marginalisierung des Ordoliberalismus in der MPS stehen Hayeks Vorschlag, die "neoliberale Utopie" mittels Sympathisanten in Hochschulen und Massenmedien (sogenannte "second-hand dealers in ideas"), zu diffundieren, sowie die gegenwärtige Struktur des globalen neoliberalen Advocacy Tank-Netzwerks im Vordergrund. Der letzte Abschnitt befasst sich schließlich mit den zentralen Akteuren, d. h. Personen und Organisationen, im schweizerischen Subnetzwerk. Aus soziologischer Sicht sind die Strukturen des neoliberalen Netzwerks deshalb von Interesse, weil Macht in erster Linie der menschlichen Fähigkeit entspringt, nicht nur zu handeln oder etwas zu tun, sondern sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln. Sollte sich folglich die Arbeitshypothese bewähren, wonach der Neoliberalismus von einem gut strukturierten und dichten Netzwerk getragen wird, würde dies ein erhebliches politisches Mobilisierungs- und Einflusspotential implizieren. (ICB2)
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