Sammelwerksbeitrag(elektronisch)2008

Soziologie der sozialen Ungleichheit im globalen Kontext

In: Transnationale Ungleichheitsforschung: eine neue Herausforderung für die Soziologie, S. 23-69

Abstract

Die Soziologie der sozialen Ungleichheit ist eines der zentralen Forschungsgebiete der Soziologie, das in den letzten Jahrzehnten theoretisch und methodisch hervorragend ausgebaut worden ist. Dennoch ist zu konstatieren, dass die soziologische Ungleichheitsforschung noch immer ein Problem vor sich her schiebt: das Problem der globalen Ungleichheit. Vor diesem Hintergrund geht es dem Autor darum, die 'Bedingungen der Möglichkeit einer weltgesellschaftlichen Öffnung der Soziologie der sozialen Ungleichheit' zu explorieren. Dabei wird die Argumentation als eine wissenschaftsinterne Diskussion aufgezogen. In das Thema einführend, wird zunächst der soziologische Forschungsstand zur globalen sozialen Ungleichheit dargestellt und in diesem Zusammenhang der Frage nachgegangen, warum die makrosoziologische Sozialstrukturanalyse so hartnäckig auf der nationalstaatlichen und nationalgesellschaftlichen Begrenzung ihres Gegenstandes beharrt und das Feld der nationenübergreifenden Ungleichheitsforschung preisgibt. Der zweite Schritt betrachtet die neuen wissenschaftlichen Akzente in der globalen Armuts- und Ungleichheitsforschung, die vor allem von Ökonomen geprägt sind. Somit ist die gegenwärtige Diskussion über globale Ungleichheiten in Form und Inhalt stark von wirtschaftswissenschaftlichen Denkweisen und Methoden gekennzeichnet. Allerdings ist mittlerweile auch eine gewisse Soziologisierung der ökonomischen Armuts- und Ungleichheitsforschung zu beobachten. Der dritte Schritt erörtert den eigentlichen Untersuchungsgegenstand, indem die globale soziale Frage als mögliche neue 'Polanyi-Konstellation' dargestellt wird. Polanyi hat in seinem Werk 'The Great Transformation' (1944) darauf hingewiesen, dass das ungebremste Wirken kapitalistischer Marktprinzipen unweigerlich zur Entwurzelung (disembedding) des Wirtschaftslebens führen müsse und einen Teufelskreis von Ausbeutung und Verelendung in Gang setze, der den sozialen Zusammenhalt gefährde. Im vierten Schritt wird jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass der heutige Weltmaßstab noch nicht einer Polanyi-Konstellation entspricht, in der bereits ernsthafte weltsozialpolitische Korrekturen des globalen Pauperismus und Strategien zu einer erfolgversprechenden Weltmarktintegration der exkludierten Regionen zu erkennen sind. Dementsprechend sieht der Autor die Soziologie der globalen Ungleichheit in einer 'Prä-Polanyi Konstellation'. Er benennt abschließend die Möglichkeiten und Grenzen dieses soziologischen Forschungsbereiches. (ICG2)

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