Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2006

Macht im politischen Denken des Liberalismus

In: Vernunft oder Macht?: zum Verhältnis von Philosophie und Politik, S. 111-123

Abstract

Eine historische Betrachtung der Rolle von Macht im politischen Denken des Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert sollte nach Meinung des Autors zwischen zeitlichen und nationalen Aspekten differenzieren, was einen Unterschied zu John Rawls vieldiskutierten philosophischen Erörterungen über die Grundlagen einer liberalen Gesellschaftsordnung darstellt. Der Autor bezieht sich in seiner Erörterung vor allem auf Deutschland, jedoch in europäischer Perspektive, und diskutiert drei zeitlich aufeinander folgende Lösungsmodelle im europäischen Liberalismus bei dessen Suche nach einer zeitgemäßen Gesellschaftsordnung seit dem frühen 19. Jahrhundert: (1) die liberale bürgerliche Gesellschaft als eine Mittelstandsgesellschaft ökonomisch Selbständiger, (2) ökonomische Selbständigkeit durch genossenschaftliches Eigentum, (3) kollektive soziale Absicherung und Begrenzung des Staatsinterventionismus. Das politische Hauptproblem der Liberalen bestand nach den Ergebnissen des Autors darin, dass sie kein politisch mehrheitsfähiges und spezifisch liberales Ordnungsmodell fanden, als sich die Idee einer Bürgergesellschaft ökonomisch Selbständiger nicht realisieren ließ. Seitdem erschöpft sich die gesellschaftspolitische Gestaltungskraft der liberalen Parteien in der Korrektur der Programme anderer. In dieser Rolle des gesellschaftspolitischen Korrektivs mag zwar Vernunft wirken, die liberale Macht in der Politik begrenzt sie aber. (ICI2)

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