Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2005

Die Spannung zwischen dem endlichen und dem unendlichen Wir: ein sozialpsychologisches Modell religiöser Vergemeinschaftung und der Entstehung des Neuen in ethnischen und modernen Gesellschaften

In: Kulturelle und religiöse Traditionen: Beiträge zu einer interdisziplinären Traditionstheorie und Traditionsanalyse, S. 55-91

Abstract

Der Autor nimmt eine sozialpsychologische Rekonstruktion religiöser Traditionen vor, die mit Hilfe einer Theorie der Wir-Funktionen des Ich einige Engführungen der wissenssoziologischen Religionssoziologie ebenso überwindet wie diejenigen der Individualpsychologie Freuds und der Sozialpsychologie Meads. In dieser Rekonstruktion erscheinen nicht nur das Individuum als Subjekt der vergemeinschaftenden Sinngebung und das Paradox zwischen Unendlichkeitsvorstellungen und -wünschen einerseits und den Endlichkeitserfahrungen andererseits als Ausgangspunkt von Kultur und Religion, sondern es wird darin auch der enge Zusammenhang zwischen den Vorstellungen einer Auflösung dieses Paradoxes und der Konstruktion einer religiösen Gemeinschaft sichtbar. Mit Hilfe des sozialpsychologischen Ansatzes der Wir-Funktionen des Ichs kann der Sinn von Religion und Religiosität (bzw. des religiösen Wir-Entwurfs) entschlüsselt werden, der sich zunächst synchronisch in fünf Dimensionen und dann diachronisch als logische und historische Abfolge von vier Grundtypen des Paradoxes von Endlichkeit und Unendlichkeit erschließt: (1) magisch konstituiertes Wir als sichtbar-unendliches Wir aufgrund magischer Beherrschbarkeit der Endlichkeit, (2) mythisch-ancestoral konstituiertes Wir als sichtbar-unendliches Wir aufgrund ritueller Vergegenwärtigung des Heils, (3) mythisch-monotheistisches Wir als unsichtbar-unendliches, aber noch anwesendes Wir aufgrund der symbolischen Repräsentation des Unendlichen im Mythos, (4) nachinstitutionelles endliches Wir der Geschöpfe aufgrund der radikalen Abwesenheit von Unendlichkeit. (ICI2)

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