Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Die Stärkung des Sozialstaats durch die Zivilgesellschaft - kleine Solidaritäten als Unterstützung und nicht als Ersatz der großen Solidaritäten

In: Freiwilligkeit zwischen liberaler und sozialer Demokratie, S. 107-127

Abstract

Die Alltagssolidarität, also die individuell gelebte Solidarität, oft im Gegensatz zur großen Solidarität des Nationalstaates als kleine Solidarität bezeichnet, ist von großer allgemeiner und volkswirtschaftlicher Bedeutung. Die Schweizerinnen und Schweizer leisteten 1997 durchschnittlich während 46 Stunden pro Woche Haus- und Familienarbeiten, ehrenamtliche Tätigkeiten und unentgeltliche Leistungen für Dritte. Zu Marktpreisen berechnet entspräche das je nach Berechnungsmethode 38% oder 58% des Inlandproduktes der Schweiz. Die im Rahmen von Vereinen und Organisationen verrichtete ehrenamtliche Tätigkeiten sowie die informell geleistete Arbeit für Dritte waren ca. 5% des Gesamtbetrages oder rund 10 Milliarden Franken wert. Es ist deshalb auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zweckmäßig, wenn der Staat das bestehende reiche Geflecht der gemeinnützigen Arbeit unterstützt. Die kleinen Solidaritäten sind jedoch oft von Gruppenegoismen geprägt. Die engagierten Menschen können zwar über Art und Umfang ihres Engagements entscheiden, die Nutznießer jedoch nicht. Die kleinen Solidaritäten können deshalb nie Ersatz für die große Solidarität des Staates sein, ihnen fehlt das emanzipatorische und teilweise auch das partizipative Element. Zivilgesellschaft kann aber die große Solidarität des Staates stärken. Nötig ist ein staatlicher Ordnungsrahmen für soziales Engagement. Der Sozialstaat ermöglicht, motiviert und aktiviert die kleinen Solidaritäten in neuen und bewährten Formen. (ICF)

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