Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2007

Grenzen der Verantwortung

In: Staat ohne Verantwortung?: zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik, S. 37-53

Abstract

Ausgehend von Max Webers Unterscheidung von 'Gesinnungsethik' und 'Verantwortungsethik', der zufolge beide moralische Haltungen noch als echte Alternativen verstanden werden, stellt der Verfasser fest, dass heute auf der verantwortungsethischen Seite Gedränge entstanden ist. Vor diesem Hintergrund geht er den Gründen hierfür nach und untersucht die Tragfähigkeit des Verantwortungsbegriffs in der Rolle des moralischen Grundbegriffs sowie seine Leistungsfähigkeit, die fundamentalen sittlichen Intuitionen zu interpretieren, und die eventuellen Grenzen menschlicher Verantwortung. Dabei wird die These vertreten, dass das sittliche Phänomen der Verantwortung überhaupt nur als begrenztes denkbar ist, so dass die Aufhebung seiner Grenzen mit der Aushöhlung der Verantwortung selbst identisch wäre. Es wird argumentiert, dass die Überdehnung der Verantwortungsethik in die Unverantwortlichkeit zu einer bloßen Gesinnungsethik führt, weil die Universalverantwortung für endliche Wesen gar nicht operationalisierbar ist. Ihre Wahrnehmung findet nur in den Köpfen der Handelnden statt. Die Verantwortung für sich selbst setzt jeder anderen Verantwortung Grenzen. Je ähnlicher diese moralische Grenze einer physischen ist, je mehr das Nicht-Dürfen sich einem Nicht-Können nähert, desto besser. Diesbezüglich wird von Charakter gesprochen. Der Charakter begrenzt unsere Disponibilität. Nur Menschen, die zu vielem bereit, aber nicht zu allem fähig sind, verdienen es, dass man ihnen Verantwortung anvertraut. (ICG2)

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