Beobachter oder Akteure?: autobiographische Darstellungen britischer Korrespondenten im Bosnienkrieg
In: Kriegskorrespondenten: Deutungsinstanzen in der Mediengesellschaft, S. 305-319
Abstract
Der Beitrag analysiert einige der autobiographischen Darstellungen, die drei britische Reporter über ihre Erfahrungen im Bosnienkrieg verfasst haben. Der Beitrag untersucht, inwieweit sich die genannten Kriegskorrespondenten des Bosnienkrieges in ihrem autobiographischen Schreiben als Akteure konstruieren, die über ihre professionelle Tätigkeit hinaus in das Kriegsgeschehen und sein weiteres Umfeld verwickelt werden. Die drei Autoren teilen die Motivation, ihre Erfahrungen im Bosnienkrieg auch außerhalb ihrer engen Berufsrolle als Kriegsjournalisten publik zu machen. Sie eint die reflektierende Herangehensweise, mit der sie ihre Position ebenso wie ihre Tätigkeit, ihren persönlichen Hintergrund und den Grad ihrer Involviertheit in den Konflikt betrachten. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Fokus darauf, welche Erfahrungen sie jeweils als die entscheidenden betrachten. "Michael Nicholson, Martin Bell und Anthony Loyd stellen in ihren autobiographischen Texten die Frage, was es bedeutet, in einem Krieg nicht nur zuschauender und kommentierender Berichterstatter - also möglichst 'distanzierter', 'objektiver' Journalist zu sein sondern eine menschlich vermittelnde Instanz, die sich herausgefordert fühlt, auch jenseits beruflicher Fremd- und Selbstbewertungen zu agieren." Die Analyse zeigt, dass die Kriegsberichterstatter vom journalistischen zum literarischen Feld wechseln mussten, um den Konflikt angemessen zu reflektieren und zu verarbeiten. (RG)
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