Book chapter(print)2006

Die Finanzierung von Bürgerkriegen aus der Diaspora: Eritreer in Frankfurt und Tamilen in Toronto

In: Flucht als Politik: Berichte von fünf Kontinenten, p. 163-182

Abstract

Der Verwicklung von Diaspora-Gemeinden in Bürgerkriege gilt in den Politik- und Sozialwissenschaften zunehmendes Interesse. Untersuchungen über "neue Kriege" und die politische Ökonomie des Krieges zeigen, wie Diaspora-Gemeinden als Ressourcen für bewaffnete Gruppen fungieren und so die Dauer von Bürgerkriegen verlängern. Die innere Dynamik der Beziehungen zwischen den Diaspora-Gemeinden und den entsprechenden bewaffneten Gruppen wird jedoch meist nicht behandelt. Dieser Beitrag untersucht am Beispiel der eritreischen Gemeinschaft in Frankfurt a. M. und der tamilischen Diaspora in Toronto, wie bewaffnete Gruppen finanzielle Verbindungen zur Diaspora knüpfen. Beide Beispiele zeigen, dass bewaffnete Gruppen Einnahmen aus Spenden, Steuern und Unternehmenstätigkeit nur dann generieren können, wenn sie eine Verbindung zur "moral economy" der Diaspora herstellen können. Diese "moral economy" besteht aus einem ausgeklügelten System von Gaben und Verpflichtungen. Sie dient dazu, die Folgen der Unsicherheit im Exil zu mildern. In vielen Fällen wirkt sie über Staatsgrenzen hinweg. Typischerweise pflegen Diaspora-Angehörige Kontakte mit Personen oder Gruppen mit demselben Hintergrund im Aufnahmeland, im Herkunftsland und in anderen Aufnahmeländern. Wenn eine bewaffnete Gruppe nicht an die "moral economy" der Diaspora anknüpfen kann, wird Erpressung zur einzig möglichen Geldquelle. (ICEÜbers)

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