Massenmedien im intermediären System moderner Demokratien
In: Entgrenzte Demokratie?: Herausforderungen für die politische Interessenvermittlung, S. 33-47
Abstract
Die politische Bedeutung der Massenmedien entwickelt sich mit der Einrichtung von Demokratie. Publizität wird selbst zum zentralen Gegenstand demokratischer Forderungen, bis sich im 19. Jahrhundert gegen den nur langsam weichenden Widerstand der Obrigkeiten eine Institutionalisierung des "Prinzips Öffentlichkeit" mit der verfassungsrechtlichen Verankerung von Informations-, Meinungs-, Rede-, Versammlungs- und Pressefreiheiten vollzieht. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert diese Entwicklung des Publikums der Medien zu einer politischen Bezugsgruppe. Herausgearbeitet wird, dass als Teil des "intermediären Systems" die Medien eine Sonderstellung gegenüber Parteien und Verbänden, den klassischen Organisationen der Interessenvermittlung, besitzen. Dies ergibt sich aus ungleichen Organisationsbedingungen. Parteien und Verbände besitzen formal konstituierte Mitgliedschaften, die sich zur Durchsetzung partikularer Interessen in einem bestimmten Maße nach innen hin strukturieren. Der entscheidende Schritt vollzieht sich mit der Durchsetzung des allgemeinen Wahlrechts. Mit ihm wird der Demos zum Elektorat, das über die Besetzung der Herrschaftspositionen verfügt. Um seine Gunst zu erwerben, bedarf es der Massenmedien, denn die sich auf alle Bürger erweiternde Wählerschaft ist im Stimmenwettbewerb der Herrschaftsaspiranten nur noch medial zu erreichen. (ICA2)
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