Fortschritt der Demokratie?
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Band 50, Heft 3, S. 17-29
ISSN: 0507-4150
Die Frage nach dem Fortschritt in der Politik im Allgemeinen und der Demokratie im Besonderen ist nach Ansicht des Autors schwer zu beantworten, insbesondere unter den Bedingungen einer durch Aufklärung selbstreflexiv gewordenen Moderne, die mit der Metaphysik als Begründung ihrer gesellschaftlichen und politischen Existenz abgeschlossen hat. In dieser "politischen Gesellschaft" mit ihrer unreduzierbaren Pluralität von Milieus und Lebenslagen, Werten und Ideologien, Interessen und Anliegen, kann die funktional notwendige Geltung allgemeiner Normen und Regelungen nur noch politisch erzeugt, aufrechterhalten und weiter entwickelt werden. Weil insofern alles politisiert werden kann, sind die Politik und das Politische in ihr durch Kontingenz und Dezision gekennzeichnet. Für die Frage nach der Bedeutung des Fortschritts in der Demokratie hat dies gravierende Folgen, wie der Autor in seinem Beitrag näher zeigt. Die Demokratie ist seiner These zufolge reflexiv geworden, das bedeutet, sie muss selbst über ihre eigene Verfasstheit entscheiden. Zugleich muss sie auf den Wandel ihrer sozialen Umwelt antworten, wovon ihre Verfahren, Organisationen und Institutionen nicht unbeeinflusst bleiben. In der Konsequenz ist eine Erosion ihrer legitimatorischen Grundlagen zu konstatieren, welche die Angemessenheit des Begriffs "Demokratie" zur Beschreibung der aktuellen Herrschaftsweise fragwürdig erscheinen lässt. (ICI2)