Mit Sicherheit gegen Terrorismus: schweizer Sicherheitsdiskurse der späten 1970er Jahre
In: Gouvernementalität und Sicherheit: zeitdiagnostische Beiträge im Anschluss an Foucault, S. 173-199
Der Beitrag erörtert die Frage nach der zivilgesellschaftlichen Beteiligung an staatlichen Sicherheitspolitiken. Als Untersuchungsfeld dient der antiterroristische Sicherheitsdiskurs der Schweiz der 1970er Jahre. Zentrales Augenmerk liegt auf der Zusammenarbeit von staatlichen Behörden und Staatsbürgerinnen sowie auf den Subjekten und Verhaltensweisen, die von der Schweizer Zivilbevölkerung, aber auch von der Presse, von Politikern und Wirtschaftsunternehmern mit Terrorismus in Verbindung gebracht wurden. Mit den Werkzeugen einer foucaultschen Machtanalyse wird die Motivation derjenigen BürgerInnen analysiert, die aus freien Stücken das Gehör der Behörden und der Regierung suchten und Initiativen starteten, die auf keine staatliche Anweisung zurückgeführt werden können. Gefragt wird, ob die in den 1970er Jahren verfasste Denunziantenbriefe mit aktuellen Internetforen vergleichbar sind, in denen BürgerInnen ihre MitbürgerInnen anhalten, wie man sich als "good citizens" für die Sicherheit der Nation einsetzen kann. Um sich der spezifischen Machtkonstellation des antiterroristischen Sicherheitsdiskurses der 1970er Jahre zu nähern, werden die Bürgerinitiativen in ihrem Verhältnis zu medialen, politischen und wirtschaftlichen Aussagen zu Terrorismus und Sicherheit zu betrachtet. Dies erfolgt aus der Annahme, dass die Medienberichterstattung, politischen Debatten, staatlichen Maßnahmen, wirtschaftlichen Rationalitäten und Bürgerinitiativen für den damaligen antiterroristischen Sicherheitsdiskurs genauso konstitutiv waren wie der Terrorakt selbst. (ICA2)