Julika Bürgin untersucht den Vorstoß der »Extremismusprävention« in politische Bildung und demokratische Praxis. Im Mittelpunkt stehen die Strategien staatlicher Förderprogramme, die in die Autonomie freier Träger eingreifen. Gestützt auf Dokumentenanalysen, Interviews und eine interdisziplinäre Literaturstudie wird die These formuliert, dass Bildungsarbeit präventionspolitisch, und flankiert durch den Verfassungsschutz, in eine polizeiliche Ordnung eingepasst wird. Die Extremismusprävention wird als Element der sogenannten »wehrhaften« Demokratie kritisiert, die behauptet, Demokratie durch ihre Verkürzung zu verteidigen.
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit biografiebasierten Schulmaßnahmen in der Sucht-, Gewalt- und Extremismusprävention auseinander. Hinsichtlich dieser Maßnahmen liegen deutlich unterschiedliche Bewertungen der (potenziellen) Wirkung vor, wobei oftmals selektive Schüler/-innenrückmeldungen herangezogen werden, um eine positive Wirkungszuschreibung zu untermauern. Dabei stehen die einseitigen Zuschreibungen in klarem Gegensatz zur empirischen Befundlage. Dies wird im Beitrag anhand eines Beispiels dargelegt, bei dem die Schulmaßnahme eines ehemaligen extrem Rechten im Rahmen einer Wirkungs- und Prozessevaluation untersucht wurde. In diesem Zusammenhang wird ferner verdeutlicht, wie wesentlich eine differenzierte Berücksichtigung der Schüler/-innensichtweisen für die Evaluationsforschung ist und wie diese im Forschungskontext aussehen kann.
Aktuelle Diskussionen sehen die Gefahr, dass Politische Bildung auf Extremismusprävention reduziert wird. Dabei erhält die "fdGO" des Grundgesetzes angeblich den Charakter einer Status-Quo-Garantie und eines Top-Down-Konzepts. Eine partikular registrierbare Praxis wird allerdings unzulässigerweise gegen die normative Bedeutung der "freiheitlichen demokratischen Grundordnung" ins Feld geführt. Die Befürchtungen beruhen dabei auf einer mangelhaften Unterscheidung von empirischen und normativen Sätzen. Demgegenüber ist festzuhalten, dass Politische Bildung nicht nur, aber auch Extremismusprävention ist.
Vor dem Hintergrund von zunehmenden Risiko-, Sicherheits- und Präventionsdiskursen werden in diesem Buch – aus interaktionistischer und problemsoziologischer Perspektive – Interviews mit Professionellen der Rechtsextremismus- und Islamismusprävention sowie mit Adressat*innen der Maßnahmen analysiert. Auf dieser Basis wird das Problematisierungswissen rekonstruiert und untersucht, welchen Einfluss dieses Wissen auf das Verständnis von Rechtsextremismus und Islamismus hat. »Doing Radikalisierung« bezeichnet das Ergebnis einer Analyse, die die komplexen Wechselwirkungen zwischen Subjekten, Diskursen und Institutionen auf Basis von Interviews rekonstruiert und theoretisiert.
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Sina Marie Nietz hat für das Kompetenznetzwerk "Islamistischer Extremismus" (KN:IX) eine Analyse zum Thema phänomenübergreifender Perspektiven in der Extremismusprävention geschrieben. Dabei geht es insbesondere um die Gemeinsamkeiten rechtsextremistischer und islamistischer Ideologien hinsichtlich ihrer Inhalte, Strukturen, Narrative und Mobilisierungsstrategien. Die Analyse beschäftigt sich mit möglichen Ansatzpunkten, die sich aus diesen Gemeinsamkeiten ableiten lassen, sowie mit möglichen Herausforderungen und Grenzen phänomenübergreifender Präventionsarbeit. Hier geht es zur Analyse: https://kn-ix.de/publikationen/analyse-9/.Außerdem wurde im Dezember 2022 in Berlin auch eine Podcastfolge zum Thema der Analyse aufgenommen. Darin spricht Sina Marie Nietz mit Thy Le von ufuq.de über die fließenden Grenzen zwischen politischer Bildung und Extremismusprävention: "Ersetzt politische Bildung Extremismusprävention?"
ZusammenfassungMaßnahmen der Extremismusprävention in Deutschland erfolgen durch eine Vielzahl von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Bislang liegen jedoch keine systematischen Untersuchungen vor, wie diese in der Allgemeinbevölkerung bekannt sind und angenommen werden. Die vorliegende bevölkerungsrepräsentative Studie geht der Frage nach, wie häufig die Allgemeinbevölkerung Rat und Hilfe zum Thema Extremismus gesucht hat, und bei welchen Anlaufstellen. Sofern bislang kein Bedarf an Beratung bestand, wurden präferierte Anlaufstellen im Falle eines Beratungsbedarfs erfragt. In beiden Fällen werden eher unspezifische Anlaufstellen wie Erziehungsberatungsstellen gewählt, aber auch Sicherheitsbehörden. Weniger häufig werden spezialisierte Fachberatungsstellen genannt. Es finden sich zudem Unterschiede bei den bevorzugten Unterstützungsangeboten in Bezug auf Alter, Geschlecht, politische Orientierung sowie Haushaltseinkommen und Bildungsstatuts. Die Studie zeigt, dass Fachberatungsstellen noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit treten müssen, um im Bedarfsfall angesprochen werden zu können. Zudem gibt sie Hinweise darauf, dass es eine gute Vernetzung verschiedener Anlaufstellen benötigt, um Menschen mit Beratungsbedarf situationsangemessen beraten zu können.
Evaluationen erfüllen vielfältige gesellschaftliche Funktionen und werden auch in der deutschen Extremismusprävention immer wichtiger. Wie gewinnbringend und effektiv sie sind, hängt jedoch wesentlich von bestehenden Evaluationskapazitäten ab. Mithilfe einer bundesweiten Telefonbefragung unter 104 Evaluationsakteuren haben die Autor:innen die Evaluationskultur sowie vorhandene Kapazitäten und Ressourcen im Bereich der Fremd- und Selbstevaluation erhoben. Der vorliegende Report analysiert die gesammelten Daten und bietet einen systematischen Überblick über bestehende Evaluationskapazitäten in Deutschland sowie die Weiterentwicklungspotenziale für eine effektive und konstruktive Evaluationspraxis im Bereich der Extremismusprävention und politischen Bildung.
Politik und Verwaltung verschiedener Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen beim Aufbau von Organisationsstrukturen für die Evaluation von Maßnahmen zur Extremismusprävention. Die international vergleichende Analyse dieser Strukturen und der länderübergreifende Austausch können wertvolle Erkenntnisse zur Ausgestaltung von Evaluationsstrukturen in Deutschland beitragen. Dieses Spotlight präsentiert erste Ergebnisse der Länderstudien, die im Rahmen des PrEval-Projekts durchgeführt wurden. Im Fokus stehen die Herstellung einer ausgewogenen Balance zwischen Lernkultur und Rechenschaftspflicht sowie Fragen zur Finanzierung und der Durchführung passgenauer Evaluationsformate.
Islamische und migrantische Vereine gelten als wichtige Akteure in der Extremismusprävention. Bisher fehlt es jedoch an Erkenntnissen darüber, welche Rolle sie in der Präventionsarbeit einnehmen (können) und mit welchen spezifischen Herausforderungen sie dabei konfrontiert sind. Die Untersuchung macht deutlich, dass sich islamische und migrantische Vereine in einem erheblichen Spannungsfeld von gesellschaftlicher Erwartung und der Verantwortung gegenüber der eigenen Community befinden. Der Band bietet auf Grundlage einer bundesweiten qualitativen Interviewstudie konkrete Handlungsempfehlungen für die präventive Praxis und die politische Bildung.