Der Artikel gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen Konsum und der Herausbildung politischer Gemeinschaften bei Karl Marx, Pierre Bourdieu und Ernesto Laclau und Chantal Mouffe. Für Marx ist die Konsumption in kapitalistischen Gesellschaften konstiutiv für die Herausbildung des Klassenwiderspruches zwischen Arbeit und Kapital. Auch Bourdieu analysiert die Rolle des Konsumierens in Hinblick auf ihre klassenbildende Funktion. Er wendet sich jedoch von einem rein materialistischen Konsumptionsverständnis ab und betont die symbolisch-kulturelle Dimension des Konsumierens für die Herausbildung von Klassen in modernen Gesellschaften. Anders als Bourdieu geben Laclau/Mouffe einen Ausblick auf die Frage, wie sich unterschiedliche soziale Positionen auf der Grundlage einer Vervielfältigung sozialer Antagonismen zusammenschließen, um neue Gemeinschaftsformen zu bilden.
In: Zeitschrift für Kulturmanagement: Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft = Journal of cultural management : arts, economics, policy, Band 2, Heft 1
Seit der Veröffentlichung ihres Hauptwerks Hegemonie und radikale Demokratie im Jahr 1985 gelten Ernesto Laclau und Chantal Mouffe als wichtigste Vertreter eines postmarxistischen politischen Denkens, das am emanzipatorischen Anspruch des Marxismus festhält, ohne dessen geschichtsphilosophischen und ökonomistischen Determinismus zu beerben. Laclau und Mouffe setzen das emanzipatorische Projekt des Marxismus im Sinne einer Radikalisierung und Vertiefung von Demokratisierungsprozessen fort.Die Beiträge des Bandes klären die staatstheoretischen Implikationen und Konsequenzen dieses radikaldemokratischen Projekts. Wie jeder andere Begriff wird auch derjenige des Staates von Laclau und Mouffe politisiert, d.h. als Schauplatz eines Kampfes um Bedeutungen begriffen. Wie sich der Staat definiert, gilt ihnen selbst als Teil einer politischen Auseinandersetzung. Laclau und Mouffe betonen, dass ihr Verständnis von radikaler Demokratie an den Institutionen der heutigen westlichen Demokratien festhält. Was Demokratie ist und wie sie staatlich institutionalisiert werden könnte, steht für Laclau und Mouffe allerdings in den demokratischen Prozessen selbst zur Debatte.Mit Beiträgen vonSimon Bohn, Ingo Elbe, Andreas Hetzel, Liza Mattutat & Felix Breuning, Ingo Pohn-Lauggas, Anja Rüdiger, Alfred Schäfer, Susanne-Verena Schwarz, Manon Westphal, Stefanie Wöhl und Joscha Wullweber.
ZusammenfassungIn diesem Beitrag werden Chantal Mouffes jüngste Interventionen für den Linkspopulismus zum Anlass für eine theoretische Reflexion über das Spannungsverhältnis zwischen Populismus und radikaler Demokratie genommen. Im Lichte der radikalen Demokratietheorien Claude Leforts, Jacques Rancières, Ernesto Laclaus und Chantal Mouffes, der Populismustheorie Laclaus sowie der einschlägigen Rezeption wird argumentiert, dass der Populismus sowohl konstitutives Moment als auch Grenze eines radikalen Demokratieverständnisses bildet, was sich insbesondere in der Akzentverschiebung von Autonomie zu Repräsentation bei Laclau verdichtet und als Organisationsfrage bei Mouffe hervortritt. Damit öffnet sich nicht zuletzt eine empirische Forschungsperspektive zur Untersuchung des Verhältnisses von Populismus und radikaler Demokratie, die zum Schluss exemplarisch aufgegriffen und anhand einer Unterscheidung zwischen Bewegungsparteien und Volksparteien neuen Typs veranschaulicht wird.
Der Verfasser setzt sich mit dem 1985 erschienenen und 1991 ins Deutsche übersetzten Buch 'Hegemonie und radikale Demokratie' von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe auseinander. Er zeigt, dass diese Autoren die Hegemonietheorie Gramscis in vielerlei Hinsicht erweiterten und aktualisierten. Unter anderem wirkte ihre diskurstheoretische Reformulierung des Ansatzes Gramscis weit hinein in die Demokratietheorie und die New Social Movement-Forschung. Laclau und Mouffe reagierten damals auf soziale Protestformen, die mit der Gramsci'schen Metapher des 'modernen Fürsten' nicht überzeugend abzubilden waren. Was für Gramsci noch in der Parteiform verkapselt war, hatte sich für Laclau und Mouffe in eine Vielzahl von Subjektpositionen zerstreut: "das Auftauchen des neuen Feminismus, die Protestbewegungen der ethnischen, nationalen und sexuellen Minderheiten, die antiinstitutionellen, von marginalisierten Schichten der Bevölkerung geführten Kämpfe, die Anti-Atomkraft-Bewegung, die atypischen Formen des sozialen Kampfes an der kapitalistischen Peripherie". Zugleich stellte sich unter diesen Bedingungen die Frage der Demokratie neu. Jene gegenhegemoniale Anstrengung, die aus der Artikulation und damit Verknüpfung unterschiedlicher emanzipatorischer Subjektpositionen zumindest potentiell erwachsen konnte, sollte - aus Laclau und Mouffes Perspektive - einen radikal demokratischen Charakter besitzen. Der Autor argumentiert, dass damals wie heute es, nicht so sehr um ein - ohnehin schwer denkbares - Überschreiten des Horizonts von Demokratie tout court geht als um den Aufbau einer demokratischen Gegenhegemonie, das heißt, um eine gegenhegemoniale Anstrengung der Demokratisierung der Demokratie unter Bedingungen ihrer zunehmenden autoritären und neoliberalen Entdemokratisierung. Nach einer Darstellung der wesentlichen Verschiebungen, die Laclau und Mouffe im marxistischen Diskussionszusammenhang angestoßen haben, wird ihre diskurstheoretische Revision Gramscis vorgestellt, die als Hintergrund ihres Projekts radikaler Demokratie und des Aufbaus einer demokratischen Gegenhegemonie dient. (ICG2)
1. Retrieving democracy : the radical democratic imaginary -- 2. Essentialism, non-essentialism and democratic leadership : from Lenin to Gramsci -- 3. Subject positions, articulation and the subversion of essentialism -- 4. Self-determination, community and citizenship -- 5. Power and hegemony.
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In dem Gespräch geht es um Fragen des Pluralismus in modernen Gesellschaften und der Begründung von Gerechtigkeit. Universalistischen Prinzipien wird eine Absage erteilt. Statt dessen werden die Bedingungen erörtert, wie Nonnen der Gerechtigkeit in partikularisierten Gesellschaften gesichert werden können. Dabei spielen Verfahren gerechter Problemlösungen ebenso eine Rolle wie die Schwierigkeiten einer substantiellen Rechtfertigung. Trotz oder wegen der Partikularismen bedürfe es eines Gemeinwesens, dessen Subjekt die Staatsbürger sind und deren Zusammenfassung der (National)staat bleibt.
In an interview, Chantal Mouffe discusses the role of pluralism in a multicultural society, implications of postmodernism for ethics & political agency, theory & practice of democracy in the industrialized nations, & the fate of Marxism at the end of the 20th century. It is argued that contemporary democracies must find a way of conceptualizing the impossibility of social homogeneity without reducing plurality to the sum of competing interests. This will require the domestication of passion such that institutions may be designed to mobilize & to defuse antagonisms into more civilized agonistic interactions. It is contended that a liberal socialism shorn of its reductionist Marxist tendencies can enrich this search for a new institutional order. D. M. Smith
Responding to an earlier article by Chantal Mouffe ("Working Class Hegemony and the Struggle for Socialism," Studies in Political Economy, 1983, 12, fall, 7-26), it is argued that the author's attempts to redefine the socialist project involves both a fundamental misunderstanding of Marxist theory & an implicit political utopianism. Karl Marx's emphasis on the revolutionary role of the proletariat was not the result of his "Hegelianism," as Mouffe suggests, but of his analysis of capitalist exploitation. He showed how socialism had been made a real possibility by the creation of a class that could abolish its own exploitation only by abolishing all exploitation. Mouffe's rejection of this analysis & her rejection of class as the basis for socialism is based on an idealist denial of the existence of class interests. Her article does not suggest why other nonclass groups might become the agency for socialism, & thus renders the socialist project either utopian (with no basis in current material reality) or elitist (requiring that "outsiders" actually create the proletariat's interest in socialism). AA
Neste artigo buscaremos explanar os conceitos desenvolvidos pela teoria da democracia radical. Nosso esforço será no sentido de estabelecer um diálogo entre as reflexões de pensadores da Ciência Política e da Sociologia com as possibilidades pragmáticas de se pensar democracia no contexto sócio-político contemporâneo.A partir das concepções de Chantal Mouffe pretendemos elucidar questões que nos são fundamentais para o entendimento do debate atual acerca das proposições democráticas, bem como, das tensões e tendências políticas em um mundo dito globalizado.