Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2007

Eine demokratische Gegenhegemonie - zur neo-gramscianischen Demokratietheorie bei Laclau und Mouffe

In: Hegemonie gepanzert mit Zwang: Zivilgesellschaft und Politik im Staatsverständnis Antonio Gramscis, S. 105-120

Abstract

Der Verfasser setzt sich mit dem 1985 erschienenen und 1991 ins Deutsche übersetzten Buch 'Hegemonie und radikale Demokratie' von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe auseinander. Er zeigt, dass diese Autoren die Hegemonietheorie Gramscis in vielerlei Hinsicht erweiterten und aktualisierten. Unter anderem wirkte ihre diskurstheoretische Reformulierung des Ansatzes Gramscis weit hinein in die Demokratietheorie und die New Social Movement-Forschung. Laclau und Mouffe reagierten damals auf soziale Protestformen, die mit der Gramsci'schen Metapher des 'modernen Fürsten' nicht überzeugend abzubilden waren. Was für Gramsci noch in der Parteiform verkapselt war, hatte sich für Laclau und Mouffe in eine Vielzahl von Subjektpositionen zerstreut: "das Auftauchen des neuen Feminismus, die Protestbewegungen der ethnischen, nationalen und sexuellen Minderheiten, die antiinstitutionellen, von marginalisierten Schichten der Bevölkerung geführten Kämpfe, die Anti-Atomkraft-Bewegung, die atypischen Formen des sozialen Kampfes an der kapitalistischen Peripherie". Zugleich stellte sich unter diesen Bedingungen die Frage der Demokratie neu. Jene gegenhegemoniale Anstrengung, die aus der Artikulation und damit Verknüpfung unterschiedlicher emanzipatorischer Subjektpositionen zumindest potentiell erwachsen konnte, sollte - aus Laclau und Mouffes Perspektive - einen radikal demokratischen Charakter besitzen. Der Autor argumentiert, dass damals wie heute es, nicht so sehr um ein - ohnehin schwer denkbares - Überschreiten des Horizonts von Demokratie tout court geht als um den Aufbau einer demokratischen Gegenhegemonie, das heißt, um eine gegenhegemoniale Anstrengung der Demokratisierung der Demokratie unter Bedingungen ihrer zunehmenden autoritären und neoliberalen Entdemokratisierung. Nach einer Darstellung der wesentlichen Verschiebungen, die Laclau und Mouffe im marxistischen Diskussionszusammenhang angestoßen haben, wird ihre diskurstheoretische Revision Gramscis vorgestellt, die als Hintergrund ihres Projekts radikaler Demokratie und des Aufbaus einer demokratischen Gegenhegemonie dient. (ICG2)

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