Möglichkeiten und Grenzen der Mobilisierung transnationaler Öffentlichkeit im Zeichen digitaler Kommunikation
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Heft 42, S. 609-634
ISSN: 0032-3470
"Der sich gegenwärtig vollziehende Medienwandel, der durch den Übergang von der analogen zur digitalen Verbreitung einer räumlichen Entgrenzung und Parzellierung von Öffentlichkeit(en) mit Rückkanalfähigkeit und einer zunehmenden gegenseitigen Verschränkung alter und neuer Kommunikationsmuster gekennzeichnet ist, eröffnet insbesondere politischen Protestakteuren neue mediale Gelegenheitsstrukturen zur Mobilisierung transnationalen Protests. Am Beispiel von Akteuren der Global Justice-Bewegung werden die Auswirkungen von Netztechnologien differenziert nach folgenden Protestfunktionen diskutiert: der logistischen Funktion der Protestmobilisierung; der kognitiven Funktion der Wissensproduktion und -vermittlung; der taktischen Funktion des Internets als Waffe und Zielscheibe politischen Protests; der sozialen Organisationsfunktion im Sinne der Ermöglichung transnationaler Netzwerkbildung sowie der affektiven Funktion der virtuellen Gemeinschaftsbildung. Darauf aufbauend wird am Beispiel von Indymedia und mit Bezug auf netzbasierte transnationale Anti-Corporate Campaigns das innere Spannungsverhältnis zwischen Binnen- und Außenkommunikation von Protestnetzwerken erörtert. Dieses wird charakterisiert als Gegensatz zwischen einer primär der Netzwerklogik folgenden egalitär ausgerichteten Protestkommunikation, die auf die Erzeugung einer alternativen Netzöffentlichkeit zielt, und einer eher hierarchisch organisierten Kampagnenkommunikation im Netz, deren Logik primär an den Selektionsfiltern einer massenmedial vermittelten Öffentlichkeit orientiert ist." (Autorenreferat)