Die anwendungsorientierte Erforschung von Möglichkeiten der Regionalentwicklung wird diskutiert. Am Beispiel des Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) wird gezeigt, wie Soziologinnen und Soziologen in entsprechende interdisziplinäre und internationale Vorhaben eingebunden sind. Beiträge zur regionalen Entwicklung in Mexiko und in Berlin-Brandenburg werden miteinander verglichen. Das Forschungsfeld um Regionalkultur, Milieuansätze und Lernende Regionen wird beschrieben. Mit der Kategorie des 'heuristischen Milieubegriffs' wird eine Möglichkeit aufgezeigt, soziologisches Wissen bei Fragen der Regionalförderung einzubringen. Insgesamt wird eine Öffnung der Soziologie für disziplinübergreifende Forschungsstragegien gefordert. (prf)
Die in den Band aufgenommenen Diskussions- und Arbeitsmaterialien spiegeln die Arbeitsergebnisse zweier Workshops wider, die sich mit den Begriffen "Zivile Gesellschaft" und "Gemeinwesen" befaßten. In den Referaten und Diskussionen geht es u.a. um die Fragen: Welchen Stellenwert haben "regionale Identität" und das Projekt der "Zivilen Gesellschaft" innerhalb der Regionalentwicklung und Gemeinwesenbildung? Wie definiert sich die Rolle des Staates und der politischen Entscheidungsträger? Können diejenigen, denen "das gute Leben" unbekannt oder abhanden gekommen ist, überhaupt nachvollziehen, was mit dem Leitbild der "Zivilen Gesellschaft" gemeint ist? Dabei geht es auch um die Unterschiede zwischen Ost und West. Oder ist die zivile Gesellschaft bloß ein Modebegriff für Medienleute und Experten?
Anhand von 5 Fallstudien wird die Frage untersucht, inwieweit die Stadtstruktur zu verschiedenen Gewaltproblemen beiträgt. Dabei wird unter Stadtstruktur "die Funktionsweise der Nutzungen samt den daran gebundenen Regulierungen'' verstanden, unter Gewalt "nicht nur Formen der persönlichen Gewaltanwendung, sondern auch Gewaltleiden als Ergebnis strukturbedingter Einwirkungen (Stadtstrukturelle Gewalt).'' Mit diesem Ansatz werden Gewaltprobleme in innenstadtnahen Wohnquartieren, Neubausiedlungen am Stadtrand und einem Gebiet untersucht, das durch Konzentration heterogener sozialer Gruppierungen (Randgruppen) charakterisiert ist. Als Ergebnis der Fallstudie wird vorgetragen, die örtlichen Gewaltprobleme im Rahmen einer offensiven Stadtpolitik zu bearbeiten. Hierbei wird zugunsten des Austragens von Konflikten plädiert, da formelle Kontrolle das Gewaltproblem nicht zu lösen vermag. Als besonderer kommunaler Beitrag wird das Vermeiden von Überreglementierung bei Infrastruktureinrichtungen herausgestellt.
Der Band enthält vergleichende Studien zur regionalen Entwicklung und zu neuen Planungsansätzen in Mexiko und Deutschland, die aus der wissenschaftlichen Kooperation zwischen dem IRS und dem mexikanischen Instituto de Estudios Económicos y Regionales (INESER) entstanden sind. Die Beiträge vermitteln Hintergrundinformationen über die Determinanten, die die Regionalisierungsprozesse in beiden Untersuchungsräumen, die trotz unterschiedlicher sozioökonomischer und ökologischer Probleme bei näherer Betrachtung eine Vielzahl von strukturellen und funktionellen Gemeinsamkeiten erkennen lassen, bestimmen. Anhand verschiedener Fallstudien werden die politischen und ökonomischen Dezentralisierungsbestrebungen und Stabilisierungsansätze in beiden im Umbruch befindlichen Regionen analysiert und kritisch diskutiert.
"Die in sich polarisierte Region Berlin-Brandenburg zeigt höchst differenzierte Umbruchsituationen, erscheint freilich im distanzierten Blick der europäischen Regionalentwicklung lediglich als Agglomerationsraum der Hauptstadt Berlin mit einem diffusen Umland. Der Beitrag soll verdeutlichen, daß auch innerhalb des Landes Brandenburg Prozesse einer Städtesystembildung stattfinden, in denen sowohl Bindungen an Berlin als auch Eigenständigkeiten enthalten sind. Dies wird zum einen anhand von Indikatoren der wirtschaftlichen Transformationsprozesse, zum anderen anhand von ersten Analysen der bisherigen politischen Steuerungen (Planungsverfahren, regulative Politik, Förderpolitik) belegt. Es liegen dabei in den Städten besondere sozialstrukturelle Milieus vor, die jedoch bei den erkennbaren (ökonomischen und politischen) Modernisierungsschritten zur Disposition gestellt werden. Zwei Fragen verdienen besondere Aufmerksamkeit: (a) Durch welche funktionalen Beziehungen (einschließlich Konfliktstrukturen) kommt es zur Herausbildung von Städtesystemen bzw. Städtenetzen? (b) Sind sozialstrukturelle, wirtschaftliche und politische Voraussetzungen dafür vorhanden, ein Städtesystem im brandenburgischen Raum zu entwickeln, das nicht einseitig von der Hauptstadt Berlin dominiert wird und gleichzeitig einen Beitrag zur Vermeidung einer auswuchernden Suburbanisierung leistet? Das Referat knüpft an die Befunde Überlegungen an, ob und in welcher Weise in die aktuellen Prozesse der ökonomischen Umstrukturierung und der politischen Steuerung aus wissenschaftlicher Sicht beratend eingegriffen werden sollte." (Autorenreferat)
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 563-573
In dem Beitrag werden folgende Fragen aus sozialökologischer Sicht- und Vorgehensweise als Vorstufe zu einem Theorie- und Methodenvergleich kritisch überprüft: Wie befaßt sich die Stadtforschung mit der realen Entwicklung? Korrespondieren ihre Analyseinstrumente den wesentlichen Tendenzen ihres Objektbereichs? Es wird die Leistungsfähigkeit der Sozialökologie, heute eine der zentralen Methoden der Stadtanalyse an den Hochschulen, untersucht, indem drei Prüffelder unterschieden werden: (1) Einschätzung des Objektbereichs und der verwendeten Grundkategorien; (2) Diskussion der wesentlichen Sachverhalte; (3) Relevanz- und Perspektivfrage. Es wird herausgearbeitet, daß Stadtanalyse nur anhand eines gesamtgesellschaftlich bestimmten Instrumentariums betrieben werden kann. In diesem Kontext werden Theorien der Arbeitsteilung als notwendig erachtet, allerdings mit einer Ergänzung durch Theorien der sozialen Ungleichheit. Es wird gezeigt, daß sozialökologische Beiträge nicht den Ansprüchen genügen, die eine Reduktion auf Theorien mit hohem Allgemeinheitsgrad erfordern, die deskriptiv erfaßbare Sachverhalte verorten und erklären. Die Überlegungen werden auf einer konkreten Beurteilungsebene anhand der Untersuchung von B. Rhode zur Verdrängung der Wohnbevölkerung durch den tertiären Sektor überprüft. An dem Beispiel wird belegt, daß der theoretische Hintergrund nicht sozialökologisch aufzuheben ist. Es wird deshalb dafür plädiert, theoretisch ein wesentlich stärkeres Gewicht auf die Analyse planungspolitischer, ökonomischer und sozio-kultureller Aspekte zu legen. (RW)
Regionale Entwicklungskonzepte werden in vielen Regionen Deutschlands seit einigen Jahren erprobt, um die formelle Regionalplanung durch ein informelles, projekt-orientiertes Instrument zu ergänzen. Damit verbunden ist der Anspruch einer verbesserten Umsetzung der Ziele von Raumordnung und Regionalplanung. Als Ergebnis einer Arbeitsgruppe der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin / Brandenburg / Mecklenburg-Vorpommern stellt der vorliegende Band erste Analysen von Strategien und Steuerungswirkungen Regionaler Entwicklungskonzepte im spezifischen Kontext der drei nordostdeutschen Länder vor. In einführenden Beiträgen werden steuerungs- und planungstheoretische Grundlagen sowie Definitionskriterien und Typen von Regionalen Entwicklungskonzepten entwickelt. Es folgen, darauf aufbauend, Analysen von vier unterschiedlichen Praxisbeispielen Regionaler Entwicklungskonzepte. In einem zusammenfassenden Schlussbeitrag werden die Ergebnisse ausgewertet und Schlussfolgerungen insbesondere zu den Steuerungswirkungen Regionaler Entwicklungskonzepte gezogen.