Nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa ist ein Rückzug ins Nationale zu beobachten. Doch das deutsch-polnische zivilgesellschaftliche Netz wird die derzeit schwierigen Zeiten überdauern. Wir sollten uns den Zukunftsthemen stellen, und zwar gemeinsam. (APuZ)
Almost 400,000 Poles live in Germany. Together with the "later return settlers" from Poland, the figure is over one million people. They are well integrated and an integral element of the German population. In the Treaty on Neighbourly Relations the German government committed itself to maintaining the language and culture of Polish immigrants. However, the question how far support of Polish culture should go, is open to debate. The German government refuses to recognise the Poles in Germany as a minority. Polish organisations in Germany and Polish politicians criticise Berlin for not implementing the Treaty on Neighbourly Relations. Adapted from the source document.
Angesichts der deutschen Verbrechen an der polnischen Nation war nach 1945 die Bundesrepublik für die Mehrzahl der Polen kein akzeptables Einwanderungsland. Die politischen und kulturellen Zentren des polnischen Exils waren in der Nachkriegszeit vor allem London, Paris und die USA. Doch mit der Konsolidierung der westdeutschen Demokratie wuchs auch die Bedeutung der Bonner Republik für Flüchtlinge aus Polen. Der Zusammenbruch des Sowjetblocks, die Annäherung an den Westen und schließlich der Beitritt Polens zur EU machten in der jüngeren Vergangenheit die Grenzen zwischen den beiden Staaten durchlässig. Im Jahr 2007 fielen die Grenzkontrollen sogar ganz weg, wodurch sich den Polen nach 1989 neue Chancen eröffneten, sich zeitweilig oder ständig legal in der Bundesrepublik niederzulassen. Angesichts der kulturellen Nähe zu den Deutschen fallen die Polen in Deutschland jedoch kaum auf, in den deutschen Städten sind kaum sichtbare polnische Spuren erkennbar und polnische Vereine und Verbände sind im Vergleich zu den türkisch-deutschen Lobbyisten oder den Vertretern ethnischer Minderheiten in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar. Der Autor untersucht in seinem Beitrag die Gründe für diese "Unsichtbarkeit" der polnischsprachigen Bevölkerung und zeichnet die deutsch-polnische Debatte um den Status von Migranten nach. (ICI2)
Über die Veränderungen der ethnischen Zusammensetzung ihrer Nation konnten die Polen erst seit Ende der Achtzigerjahre öffentlich frei diskutieren. Es handelt sich um die Verarbeitung der Wandlungen ihrer Nation und ihre Verortung im europäischen Gefüge. Eine wichtige Stimme in diesen Debatten ist seit zwei Jahrzehnten Krzysztof Czyzewski, der Leiter der Stiftung "Grenzland der Künste, Kulturen und Nationen". Den Begriff des Grenzlandes benutzt Czyzewski metaphorisch: das Grenzland sei jeder Ort oder Raum, wo verschiedene Religionen, Kulturen und Nationen aufeinandertreffen, wo sich Ideen und Kunstrichtungen begegnen. Für Czyzewski ist das an der polnisch-litauischen Grenze gelegene Städtchen Sejny der Ort, an dem er konkret versucht, als Kulturvermittler zum Aufbau einer demokratischen Kultur im Nachwendepolen beizutragen. Unmittelbar nach dem Umbruch von 1989 zog er gemeinsam mit seiner Frau, zwei Kindern und Freunden aus Posen in die nordöstliche Peripherie Polens. In Sejny gründete er mithilfe von Kommunalpolitikern in den verwaisten Gebäuden der jüdischen Gemeinde das Grenzland-Kulturzentrum mit der gleichnamigen Stiftung. Sejny liegt seit je mitten im Grenzgebiet mehrerer Staaten, ursprünglich im Dreieck zwischen dem Königreich Polen, dem Großfürstentum Litauen und dem Deutschen Orden, später zwischen Preußen und der Polnisch-Litauischen Union, heute zwischen Polen, Litauen und der russischen Enklave Kaliningrad. Auch nach Weißrussland ist es nicht weit. Anhand des Beispiels der Aktivitäten Czyzewskis und seiner Stiftung plädier der Verfasser für die Förderung einer Sensibilität für die Ränder Europas. (ICF2)