Bildungssystem im Wandel
In: Länderbericht Frankreich: Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, S. 120-138
Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass das französische Bildungswesen trotz seines zentralistischen Aufbaus und des oft hervorgehobenen Gleichheitsprinzips nach wie vor durch starke Ungleichheiten geprägt ist, die letztlich die gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln bzw. verstärken. Es besteht dem Autor zufolge nach wie vor ein Spannungsverhältnis zwischen der Massen- und Elitebildung, wobei alle politischen Kräfte die Idee einer republikanischen Elite teilen, die rein auf schulische Leistungen gründet (Meritokratie). Das französische Bildungssystem trägt dennoch durch eine zumindest formale Einheitlichkeit zur Herausbildung einer individuellen und kollektiven Identität bei und seine gesellschaftskonstituierende Rolle wurde durch die Schwächung anderer Sozialisationsinstanzen, wie Familie, Kirche, Militärdienst oder Beruf, noch weiter verstärkt. Der Autor gibt einen Überblick über den institutionellen Rahmen und die Akteure des Bildungswesens, wozu er die Finanzierung, die rechtlichen Grundlagen, die Rolle der Privatschulen und die Personalstruktur im Erziehungswesen kurz skizziert. Er berichtet ferner über die Strukturen des Vorschul- und Grundschulbereichs, des Sekundarschulwesens und des Hochschulsystems. Einen weiteren Schwerpunkt seines Überblicks bildet die nicht-schulische berufliche Erstausbildung und die berufliche Weiterbildung. (ICI2)