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Im vorliegenden Aufsatz wird die historische Entwicklung des Antisemitismus in Österreich dargestellt. Einleitend werden die bürgerlichen Strömungen in Österreich vor dem Ersten Weltkrieg und die Bedeutung insbesondere der christlich-sozialen und deutschnationalen für den Antisemitismus untersucht. Der Zusammenhang von Konterrevolution, Antisemitismus und Faschismus in der Zwischenkriegszeit, die Haltung der Arbeiterbewegung sowie die Situation im Zweiten Weltkrieg werden anschließend analysiert. Im Schlußteil werden der Rechtsradikalismus und Antisemitismus im Österreich der Zweiten Republik nach 1945 dargestellt, durch die fehlende antifaschistische Massenbewegung nach Kriegsende und die Implikationen des Kalten Krieges ermöglicht wurde. (KIL)

Orientiert am Vorbild englischer Abrüstungskampagnen (Gründung der Campaign for Nuclear Disarmament im Jahre 1958) fand in der Bundesrepublik der erste Ostermarsch 1960 statt. Der vorliegende Beitrag beschreibt die veränderten politischen Rahmenbedingungen (Auflockerung der starren Blockkonfrontation, erhöhtes Bedrohungsgefühl durch Nuklearwaffen, Stationierung taktischer Atomwaffen in Europa, Umschwenken der SPD auf den sicherheitspolitischen Kurs der Bundesregierung), unter denen Anfang der 60er Jahre die Ostermarschbewegung entstand. Der Verfasser beschreibt im einzelnen das ethisch-pazifistische Selbstverständnis der Gründer und Träger der Bewegung. Politische Zusammensetzung und Organisationsstruktur werden beleuchtet. Es wird besonders gezeigt, wie - bei einem allgemeinen Grundkonsens - die beteiligten Organisationen und Gruppierungen ihre jeweilige Unabhängigkeit wahren konnten. Der Beitrag führt aus, wie sich die Bewegung während der 60er Jahre quantitativ ausweitete, welche Aktionsformen vorherrschten und wie die Öffentlichkeit auf die Demonstrationen reagierte. Die Ostermarschbewegung entwickelte sich zu einem Kristallisationspunkt der außerparlamentarischen Opposition; in diesem Zusammenhang wird auf politische Ereignisse und Veränderungen verwiesen, die den politischen Widerstand intensivierten (Notstandgesetze, Vietnam-Krieg etc.). Die Gründe für das Ende der Ostermarschbewegung (1968/69) werden erläutert; eine Bilanz der erreichten Erfolge wird versucht. Im Hinblick auf die Aufgaben und Probleme der aktuellen Friedensbewegung versucht der Verfasser zu zeigen, welche Lehren aus den Erfahrungen der Ostermärsche gezogen werden können. (JL)

Anhand einer systematischen Darstellung des geschichtlichen Verlaufs der deutschen Gewerkschaftsbewegung möchte der Autor - vor allem jüngeren gewerkschaftlichen Jahrgängen gegenüber - die Notwendigkeit der Existenz einer Einheitsgewerkschaft unterstreichen. Ansetzend bei der Gründung von Berufsvereinen auf der einen sowie Arbeitervereinen Lassallescher bzw. sozialistischer Prägung auf der anderen Seite, analysierte er deren Entwicklung als christliche bzw. freie Gewerkschaften über die letzten 100 Jahre hinweg; besonders berücksichtigt wurden Krisenzeiten, so etwa die Phase nach dem Sozialistengesetz 1878, der erste Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise oder die Zeit des Nationalsozialismus mit nachfolgender Besatzungszeit. Daß sich trotz der im Nachkriegsdeutschland wieder etablierten Restauration der Anteil der anhängig arbeitenden Klasse am durch sie geschaffenen Sozialprodukt sowie der Ausbau der sozialen Rechte vergrößert haben, bewertet der Autor als Verdienst des 1949 gegründeten DGB. Als notwendige Voraussetzungen einer Einheitsgewerkschaft sieht er die Zusammenfassung aller abhängig arbeitenden Schichten und die Freiheit von Bindungen der Gesamtorganisation an politisch-ideologische, weltanschauliche oder religiöse Positionen. (JS)

"Im Gegensatz zum Deutschen und zum Preußischen Städtetag, die beide erst um die Jahrhundertwende entstanden, haben sich den außerpreußischen Ländern und in den preußischen Provinzen Städteverbände bereits seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts konstituiert. Sie dienten dem Erfahrungsaustausch der einzelnen Städte untereinander und der Vertretung gemeinsamer kommunaler Interessen gegenüber staatlicher Aufsicht und Gesetzgebung. Das Schwergewicht der Städtetagsarbeit lag anfänglich bei den meist jährlich stattfindenden Versammlungen, zu denen alle Mitgliedstädte Vertreter schicken konnten; nach der Jahrhundertwende verlagerte es sich teilweise auf Verbandsgeschäftsstellen. Auch bei den Themenschwerpunkten ergaben sich im Laufe der Zeit Akzentverschiebungen: nacheinander dominierten im Verlaufe von 60 Jahren Städtetagsgeschichte (1870-1930) Sozialpolitik, Städtetechnik, Wohnungsbau und Finanzfragen. Ein in der Verbandsstruktur der Städtetage angelegtes grundsätzliches Problem stellt die Harmonisierung der unterschiedlichen Interessen von großen und kleinen Städten dar. In der Weimarer Zeit erforderte die Politisierung der kommunalen Selbstverwaltung eine gewisse Anpassung an den Parteienproporz und eine stärkere Berücksichtigung der Mitglieder der Vertretungskörperschaften gegenüber den hauptberuflichen Verwaltungsleitern. Die Beziehungen zwischen den regionalen Städtetagen und dem Deutschen Städtetag waren in den zwanziger Jahren nicht ganz frei von Spannungen, die jedoch überwiegend in den damaligen allgemeinen politischen Verhältnissen begründet waren. Sie lebten jedoch bei der Neukonstituierung der Verbände 1945 wieder auf, ohne jedoch die Beziehungen auf Dauer zu belasten." (Autorenreferat)

Der Verfasser gibt einen Überblick über Gründung, Entwicklung und Ausbreitung deutscher Auslandsschulen in Europa und Übersee seit dem 16. Jahrhundert. Die Auslandsschulen entstanden mit der Aufwertung der deutschen Sprache im Zuge der Reformation und ihre Gründung ging bis zum 20. Jahrhundert meist auf die Initiative von Auslandsdeutschen oder Missionsgesellschaften zurück. Erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde auch die Kulturpolitik als Element der Außenpolitik erkannt und dem Auslandsschulwesen so eine politische Bedeutung zugewiesen. Diese vom Krieg unterbrochenen Bemühungen wurden 1924 von der Weimarer Republik wiederaufgenommen, jedoch 1933 durch den Versuch nationalsozialistischer Gleichschaltung und ideologischer Dominierung abgelöst. Der Zweite Weltkrieg führte fast zum Ende des deutschen Auslandsschulwesens. Sein Wiederaufbau wurde wesentlich mitbestimmt durch die Aktivitäten der Kultusministerkonferenz und des Schulreferats im Auswärtigen Amt. Seit 1968 arbeitet die "Zentralstelle für das Auslandsschulwesen" beim Bundesverwaltungsamt; 1978 wurde ein Regierungsprogramm für die Auslandsschulen vorgelegt. Diese Entwicklung, die in verstärktem staatlichen Engagement und verstärkter Einflußnahme ihren Ausdruck findet, verdeutlicht die Rolle des Auslandsschulwesens als Element auswärtiger Kulturpolitik der Bundesrepublik. (WZ)