Der Aufsatz untersucht die Stellung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) zur Gründung der DDR. Analysiert wird die Haltung des FDGB zur Machtfrage, d. h. die Schaffung eines neuen Staats, und zur Volkskongreßbewegung. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß die Gewerkschaften in den Jahren 1945 bis 1949 "entscheidenden Einfluß auf die Herausbildung und Entwicklung der neuen Staatsmacht" genommen haben und so die Gründung der DDR auch das Werk der Gewerkschaften sei. (WJ)
Der Aufsatz behandelt die Stellung der Kommunistischen Internationale zu den sozialdemokratischen Parteien, die auf dem siebenten Kongreß der KI 1935 erörtert wurde. Die Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie geschah vor dem Hintergrund der als notwendig erkannten antifaschistischen Einheits- und Volksfront. Der Kongreß zeigte, daß die These vom "Sozialfaschismus" der Sozialdemokratie nicht mehr aktuell war. Der Kongreß wandte sich nunmehr gegen Tendenzen, in der Sozialdemokratie insgesamt eine reaktionäre Masse zu sehen, und kam zu dem Schluß, daß objektiv die Bedingungen für das Zustandekommen einer Aktionseinheit gegeben seien. (WJ)
Der 1925, also im Zuge der "Leninisierung" der KPD (Durchsetzung der Thälmann-Gruppe) gegründete RFMB war sowohl in der Vorgeschichte seines Entstehens wie auch in der Zeit seiner Existenz (Höhepunkt 1927 mit etwa 25.000 Mitgliedern) nicht unumstritten, trug zum Teil Züge eines weiblichen Pendents zum RFB und war zum anderen aber als Instrument konzipiert, noch nicht kommunistische Massen proletarischer Frauen in den Kampf zu ziehen. Während manche Kritiker von vornherein vor einem "Frauenseparatismus" warnten, beklagte Clara Zetkin - neben Helene Overlach führende Persönlichkeit des RFMB - teilweise mangelndes Verständnis für weibliche Mentalität. Die Autoren sehen im RFMB einen wichtigen Vorläufer heutiger "demokratischer Frauenorganisationen". (WU)
Die biographische Skizze zu Gerson Trier geht auf dessen Wirken in der dänischen Arbeiterbewegung ein. Trier (1851 bis 1918) war von Beruf Sprachlehrer. Er kam während seiner Aufenthalte in Paris und London 1879 bis 1888 zum ersten Mal in Berührung mit der Arbeiterbewegung. Befreundet mit Engels wurde Trier "zu einem bedeutenden Führer des revolutionären, marxistischen Flügels der dänischen Arbeiterbewegung". Eine besondere Rolle spielte das von Trier und Petersen herausgegebene Wochenblatt "Arbejderen". 1890 gründeten dänische Marxisten unter maßgeblicher Leitung Triers eine eigene Partei, die "Revolutionaere Socialistiske Arbejderparti", die allerdings nur kurze Zeit bestand. Während des Ersten Weltkriegs trat Trier wegen der Burgfriedenspolitik der Parteiführung aus der sozialdemokratischen Partei aus und unterstützte die Sozialistische Arbeiterpartei, aus der nach seinem Tod die Kommunistische Partei Dänemarks hervorging. (WJ)
Im Rahmen eines Überblicks über die Forschung in der DDR analysiert der Vortrag die Rolle der "Volksmassen" in der Revolution von 1848/49 und will damit Aufschluß über die Ursachen für das Scheitern der Revolution in Deutschland bekommen. Zunächst wird eine Einordnung der Revolution versucht, deren Charakter für den Autor zwischen dem einer klassischen bürgerlichen und dem einer proletarischen lag und die deshalb Grundzüge beider Typen aufweist. Skizziert werden dann politische Aktionen, Ziele und Organisationsformen der Arbeiterschaft, der Bauern und des Kleinbürgertums 1848/49. Das Hauptproblem bestand nach Ansicht des Verfassers damals darin, daß es anders als 1789 einerseits und 1917 andererseits keine hegemionale Klasse gab, die in der Revolution eindeutig die Führung übernahm. Insgesamt bescheinigt der Autor im Hinblick auf die Rolle der Volksmassen der marxistisch-leninistischen Forschung eine positive Bilanz. (JF)
Bei dem Beitrag handelt es sich um Erinnerungen von Günter und Genia Nobel über ihre Jahre des politischen Exils in Shanghai 1939 bis 1947. Die Verfasser haben von 1933 bis zu ihrer Verhaftung 1936 in der illegalen KPD im Berliner Unterbezirk Charlottenburg gearbeitet und die technische Herstellung der "Charlottenburger Roten Fahne" besorgt. Nach ihrer Haftentlassung 1939 emigrierten sie nach Shanghai. Dargestellt wird das Leben im Exil, die politische Organisation von KPD-Emigranten und die veränderte Situation nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion, die dazu führte, daß die japanische Armee die von Hitler ausgebürgerten Emigranten in einem Ghetto zusammenfaßte. Schließlich wird noch auf die Zeit nach der Kapitulation Japans während der US-amerikanischen Besatzung eingegangen. (WJ)
Der Aufsatz behandelt die Wirkung des bewaffneten Aufstandes in Turin im August 1917 und die massenhafte Desertion italienischer Soldaten nach der Niederlage der italienischen Armee bei Caporetto im Oktober 1917 auf die italienische Arbeiterbewegung. Dargelegt wird die Stellung der italienischen Arbeiter und der sozialistischen Partei zu den revolutionären Ereignissen in Rußland, die wachsende Kritik am Krieg, die Demonstrationen und der Aufstand in Turin und die Desertion italienischer Soldaten nach der Niederlage bei Caporetto. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß zwischen August und Oktober 1917 in Italien eine revolutionäre Situation heranreifte. Dies führte dazu, daß sich die Linke der Sozialistischen Partei von der "zentristischen" Parteiführung abgrenzte und die Voraussetzungen zur Gründung der Kommunistischen Partei Italien 1921 schuf. (WJ)
Der Beitrag bringt ein neu aufgefundenes Dokument aus dem illegalen Kampf der KPD in Deutschland im Jahre 1944 zum Abdruck. In dem "Am Beginn der letzten Phase des Krieges" genannten Dokument werden die in dem vorausgegangenen Dokument "Wir Kommunisten und das Nationalkomitee 'Freies Deutschland'" vertretenen programmatischen Aussagen weiterentwickelt. Das Dokument enthält u. a. eine Einschätzung über die politische und militärische Lage am Beginn der letzten Phase des Krieges, der internationalen Lage, eine Beurteilung der Krise des Faschismus und eine Bewertung der Aufgaben der KPD. (WJ)
In diesem Aufsatz werden Positionen des demokratischen Sozialismus erläutert, einer Kritik unterzogen und ihm antimonopolistische Demokratie und Sozialismus gegenübergestellt. Zunächst werden vom Verfasser Merkmale und Funktion des demokratischen Sozialismus erläutert, wonach er der Verschleierung der Krise in den kapitalistischen Staaten dient und als Ziel einen reformierten Kapitalismus hat. Seine Hauptmerkmale sind Antikommunismus, Verschwommenheit und Unwissenschaftlichkeit. Dem stellt der Verfasser die kommunistische Politik von antimonopolistischer Demokratie und Sozialismus gegenüber. Unter der ersteren versteht der Autor eine Vorstufe zum Sozialismus, deren Hauptmerkmale näher erläutert werden. Der Aufsatz schließt mit einem Abschnitt, in welchem den Vertretern des demokratischen Sozialismus vorgehalten wird, ihr Augenmerk lediglich auf die Entwicklung der Produktivkräfte zu richten, dabei jedoch den Zustand der Produktionsverhältnisse zu ignorieren. Dennoch sind nach Maßgabe des Verfassers antimonopolistische Teile der Sozialdemokratie durchaus Bündnispartner im Kampf um eine antimonopolistische Demokratie. (RS)
Ausgehend von der Definition von "Volk" durch Marx und Engels und eigenen politischen Erfahrungen bringt der Diskussionsbeitrag eine theoretisch-kritische Reflexion zur Erforschung der sozialen Genese und Struktur des deutschen Proletariats in der DDR-Forschung. Bezugspunkt sind dabei auch Erkenntnisse über die "spezifisch ökonomisch-sozialen Bedingungen der ideologisch-politischen Arbeit", bzw. die "Wirkungsmöglichkeiten einer revolutionären Arbeiterpartei". Während der Gegensatz Bourgeoisie-Proletariat und der Zusammenhang zwischen Entwicklung des Kapitalismus und des Proletariats vergleichsweise gut untersucht seien, gibt es nach Ansicht des Verfasssers Defizite bei der Erforschung der unterschiedlichen "historischen Milieus", in denen das Proletariat entstand und in den sich die "subjektive Seite" der objektiven Klassenbeziehung widerspiegele. Hinsichtlich der Methoden plädiert der Autor deshalb für eine Beschränkung auf überschaubare Forschungsgegenstände wie Regionen, Industriezweige und einzelne Betriebe, zugleich aber auch für den zeitlich und geographisch übergreifenden Vergleich. Nur so könne erreicht werden, die sehr verschiedenen Vorgänge von der sozioökonomischen zur politisch-organisatorischen und ideologischen Konstituierung der Arbeiterklasse zu erklären. (JF)
Die Auseinandersetzung der KPD und der SED mit den Ergebnissen und Folgen der Novemberrevolution in den Jahren 1945 bis 1949 ist Thema des vorliegenden Beitrages. Die Darstellung wird untermauert durch Zitate aus wichtigen Dokumenten der KPD bzw. SED, die programmatische Bedeutung haben. Es zeigt sich, daß die Situation nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches mit der Situation nach dem Ersten Weltkrieg verglichen wurde, um die Ursachen der Niederlage der Arbeiterklasse in der Novemberrevolution zu erkennen und für die künftige Politik der marxistisch- leninistischen Partei die Fehler von 1918 zu vermeiden. Zu den Erkenntnissen aus der Novemberrevolution, die praktische Politik wurden, zählt der Autor die organisatorische Einheit der Arbeiterklasse und die Notwendigkeit der antifaschistisch- demokratischen Umwälzung. (DR)
Neben Quellen aus dem Zentralen Parteiarchiv beim Institut für Marxismus-Leninismus bezieht sich der Text vor allem auf Zeitzeugenaussagen. Die biographische Skizze erwähnt die proletarische Kindheit und die Ausbildung Saefkows als Schlosser. Er ist zunächst im Kommunistischen Jugendverband aktiv und nimmt dort verschiedene Funktionen ein, so besonders für die Gewerkschaftsarbeit. Für verschiedene KPD-Bezirksleitungen, z. B. im Ruhrgebiet 1929-1932, ist Saefkow als Gewerkschaftssekretär tätig. Seit Ende 1932 mit dem Aufbau des illegalen Parteiapparates für den Bezirk "Wasserkante" befaßt, wird Saefkow im April 1933 von den Nazis verhaftet und zu zwei Jahre Haft verurteilt. Anschließend sitzt er einige Zeit in Dachau. 1939 in Freiheit, organisiert er sofort den illegalen Aufbau der KPD in Berlin und den antifaschistischen Widerstand. Im Juli 1944 wird der Zirkel verraten, Saefkow im September hingerichtet. (WB)
Der Sieg der Thälmann-Gruppe über die Mitte der zwanziger Jahre, mit ihr konkurrierenden Strömungen in der KPD um Fischer, Maslow und Scholem wurde mitbeeinflußt durch die Entwicklung im KJVD, wie die Kommunistische Jugend sich seit der Magdeburger Reichskonferenz 1925 nannte, und durch das Auftreten der im Jugendverband majoritären Gruppe um Conrad Blenkle auf dem 10. KPD-Parteitag 1925, einem Vertreter der "gesunden, proletarischen Kräfte", der als Funktionär der Kommunistischen Jugendinternationale Erfahrungen in Moskau gesammelt hatte. (WU)
Anhand der politischen Biographie F. A. Sorges beschreibt der Aufsatz die Entwicklung der sozialistischen Arbeiterbewegung in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sorge (1828-1906), geboren in Sachsen, wanderte nach dem Scheitern der Revolution von 1848/49 aus und gelangte 1852 in die USA. 1858 gehörte er zu den Mitbegründern der ersten marxistischen Organisation in den USA, dem New Yorker "Kommunistenclub", nach dem Bürgerkrieg gründete er die Soziale Partei, aus der unter dem Einfluß der 1. Internationalen 1875 die "Arbeiterpartei der Vereinigten Staaten" hervorging. Neben der Programmatik und den Aktionen dieser Arbeiterorganisationen geht der Aufsatz vor allem auf die Beziehungen Sorges zu Marx und Engels und zur Internationalen Arbeiter-Assoziation, deren Präsident Sorge von 1872 bis 74 war, sowie zur deutschen Sozialdemokratie ein. Obwohl er sich seit den 1880er Jahren weitgehend aus der aktiven Politik zurückzog, gehörte Sorge auch während seines Lebensabends zu den geachtetsten Politikern der Arbeiterbewegung, der von den Arbeiterparteien auf beiden Seiten des Atlantiks immer wieder um Rat gefragt wurde. (JF)
Der Aufsatz beleuchtet die Stellung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands zu den veränderten Bedingungen angesichts des Übergangs zur Legalität in den Monaten vor dem Fall des Sozialistengesetzes. Die in den Jahren des Sozialistengesetzes zu einer Massenorganisation gewachsene Partei erforderte eine neue Qualität der Parteiarbeit, wie sie sich in dem auf dem Parteitag in Halle 1890 angenommenen Organisationsstatur auch widerspiegelt. Die Parteiführung setzte sich gegen die oppositionellen Bestrebungen der "Jungen" durch. Die Entwicklung zur Massenpartei machte eine Stärkung der organisatorischen Kraft der Partei notwendig. (WJ)