Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen eher die Ursachen als die Folgen bewaffneter Konflikte. Während die Ursachen für die Kriegsführung in der Regel komplex und verschwommen sind, lassen sich die Konsequenzen empirisch beobachten. Lokale Identitäten und Konflikte zwischen Nachbarschaftsgruppen werden hochgetrieben und gewinnen an Mobilisierungskraft. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit den gängigen Erklärungsmustern von Bürgerkriegen argumentiert der Verfasser, dass soziale und kulturelle Dimensionen dieser Kriege und postkonfliktueller Situationen stärker berücksichtigt werden müssen. Diese These wird anhand einer Fallstudie in Guinea verdeutlicht. Dabei werden insbesondere die Rolle von Gruppenidentitäten und -konflikten und ihre Relevanz für die Bürgerkriege hervorgehoben. (ICF)
"Gerard Delanty zeigt die Grenzen der Amerikanisierung am Beispiel Japans auf. Innerhalb der Strukturen der japanischen Kultur verläuft die Amerikanisierung erfolgreich, doch trägt sie paradoxerweise gerade dazu bei, die japanische Kultur zu stärken. Die Einführung des 'demonstrativen Konsums' führte beispielsweise zur Stärkung von Gruppenidentitäten und zur Begründung einer eigenen Identität innerhalb der jeweiligen Gruppe. Laut Delanty trägt die Amerikanisierung zu einer Erweiterung der verfügbaren kulturellen Ressourcen (zum Beispiel im Bereich der Populärkultur) bei - als Mittel zur Schaffung von Bedeutung im Rahmen der vorhandenen kognitiven, symbolischen und normativen Strukturen." (Autorenreferat)
Die Struktur der Elite in der Bundesrepublik Deutschland ist durch eine sektorale und funktionale Differenzierung ohne eine gemeinsame soziale Gruppenidentität gekennzeichnet. Die Position der Gewerkschaften in dieser Elitestruktur wird beschrieben. Die Veränderungen in der sozialen Herkunft und der Ausbildungsverläufe der derzeitigen gewerkschaftlichen Elite werden dargestellt. Die Gewerkschaften haben in ihren angestammten Einflussbereichen, Tarifverhandlung, soziale Sicherungssysteme, politische Parteien, stark an Bedeutung verloren. Zwar konnte auch die gewerkschaftliche Elitenrekrutierung und Elitenbildung partiell modernisiert werden (Hochschulabschlüsse, Frauenanteil), nimmt man jedoch den Mitgliederschwund hinzu, so wiegt dies kaum den immer prekärer werdenden Status der Gewerkschaften als Teil der nationalen Elite auf. (GB)
Diese Arbeit untersucht in Form einer detaillierten Einzelanalyse die Struktur der Kommunikations- und Arbeitsabläufe in einem vernetzten Unternehmen. Die Autorin stellt zum einen die charakteristischen Merkmale einer solchen Arbeitsorganisation vor, zum anderen beleuchtet sie das Zusammenspiel der verschiedenen Kommunikationsmedien und -formen im Arbeitsalltag der Beschäftigten. Dabei werden auch die Praktiken, mittels derer die "Vernetzung" erfolgt, sorgfältig beschrieben, und es wird verdeutlicht, welche große Bedeutung gerade informelle Kommunikationsweisen für die Gruppenidentität und -loyalität der entfernt voneinander Arbeitenden haben. Sowohl im schwer zugänglichen Untersuchungsgegenstand als auch im erhobenen Datenmaterial und den angewandten Forschungsmethoden (Ethnographie und ethnomethodologische Konversationsanalyse) liegt die besondere Qualität der empirischen Studie
Diese Diplomarbeit untersucht aus zeitgeschichtlicher Perspektive sportliche Ereignisse und ihr Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Konflikten. Es wird gezeigt, dass der Sport in unserer Gesellschaft eine sehr große Rolle einnimmt. Sportereignisse tragen bei der Konstruktion und Manifestation individueller und kollektiver Identitäten bei. Dabei ist zu beachten, dass im Sinne des Pars pro Toto Mannschaften/SportlerInnen gleichzeitig zu RepräsentantInnen der ganzen Gruppe, der sie angehören, werden können. Dadurch dienen Sportereignisse vielfach als Bühne für die Austragung symbolischer Konflikte, die den Drang nach Ruhm, Stolz und Zugehörigkeit befriedigen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass der im Sport ausgetragene Konflikt die symbolische Ebene verlässt, real und somit gefährlich wird. In dieser Arbeit wird die Entwicklung des modernen Sports kurz nachgezeichnet und dargestellt, wie sich Sport und Gesellschaft/Politik heute gegenseitig beeinflussen. Zeitgeschichtlich prägnante Ereignisse aus den Sportarten Skilauf, Eishockey, Rugby, Tischtennis, American Football und eine Zusammenfassung politischer olympischer Ereignisse werden herangezogen, um die gesamtsportliche Relevanz des Themas herauszuarbeiten. Danach wird die hervorgehobene Stellung des Fußballs präzisiert. Mit Beispielen aus Österreich, Deutschland und Italien wird gezeigt, wie sich im Fußball kollektive Identitäten konstruieren und manifestieren ließen. Bei den Ausführungen zum sogenannten Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador und zur Rolle des Fußballs im auseinanderbrechenden Jugoslawien wird das gewalttätige Potenzial des Fußballs thematisiert. Die zusammengefassten Ergebnisse dieser Arbeit helfen dabei, das dem Sport innewohnende Potenzial durch die aus der Zeitgeschichte gewonnenen Erfahrungen zu erkennen, und sich gleichzeitig den Gefahren bewusst zu werden, die durch den Missbrauch der sportlichen Bühne für undemokratische Zwecke entstehen konnten und können. ; In this diploma thesis sport events and their interaction with social conflicts are investigated from a contemporary perspective. It is demonstrated that sport plays a major role in our society. Sporting events contribute to the construction and manifestation of both individual and collective identities. It must be minded that with regard to pars pro toto teams/sportspersons are able to become representatives of the whole group, to which they belong to. Therefore, sport events often serve as stages for symbolic conflicts, which satisfy the desire for glory, pride and a sense of belonging. Simultaneously, the risk exists that this sport-linked conflict exits the symbolic level and becomes real and dangerous. This thesis traces the evolution of modern sports and illustrates the current interaction between sports and society/politics. Vitally important contemporary events from skiing, ice hockey, rugby, table tennis, American Football and a summary of politically relevant Olympic events are used to show the overall sporting relevance of this subject. Subsequently, the major role of football is specified. By using examples from Austria, Germany and Italy it is illustrated how collective identities could be constructed and manifested. By means of the so-called football war between Honduras and El Salvador and by illustrations of footballs role in the breaking Yugoslavian state the violent potential of football is addressed. The summarized conclusions of this thesis are helpful for indicating the sport-immanent potentials and for becoming aware of the risks which can occur if sport events are misused for undemocratic aims. ; vorgelegt von Thomas Kuhelnik, BA ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2016 ; (VLID)1338049
Die Alternative "nationale oder post-nationale politische Identität" wird nach Ansicht des Verfassers der Komplexität des Identifikations- und Identitätenproblems nicht gerecht. Als alternative Beschreibung der alltäglichen Situation der vielfältigen Bürgergesellschaft entwickelt der Verfasser das "Theorem der politischen Mehrfachidentität", die ein Konglomerat verschiedener Gruppenidentitäten ist. Ebenen, Dimensionen und Orientierungen einer solchen Mehrfachidentität werden am Beispiel Deutschlands aufgezeigt. Hier geht es um eine Europäisierung des Staatsvolkbegriffs, das Projekt einer "großen zivilen Solidarität" sowie Elemente einer transnationalen Demokratie in Gestalt einer europäischen Unionsbürgerschaft. Der Verfasser skizziert Orientierungspunkte nationaler Identität in Deutschland nach der Wende und weist abschließend auf Chancen und Grenzen der Mehrfachidentität hin. (ICE)
Englischsprachige Literatur wird in Israel seit den 1970er-Jahren geschrieben und umfasst eine lose Gemeinschaft von etwa 100 bis 500 Autoren, die größtenteils aus englischsprachigen Ländern nach Israel ausgewandert sind. Zwischen den sprachlichen, geographischen und politischen Spannungen bietet englischsprachige israelische Literatur eine einzigartige Perspektive auf die Stellung des Einzelnen im Milieu der Diversität, auf die Wechselwirkung von Herkunftskultur und angenommener Kultur und auf die Wahl und Bedeutung von Gruppenidentitäten. Stilistisch sowohl durch amerikanische Dichtung als auch durch hebräische und israelische Texte geprägt, entsteht die poetische Identität in einem kreativen Dialog von turbulenter Familiengeschichte mit jüdischen und israelischen Narrativen des Exodus und der Rückkehr sowie mit zeitgenössischen politischen und sozialen Brennpunkten.
"Die vorliegende Studie zeigt, wie kritische Diskursanalyse dafür verwendet werden kann, die Identität eines politischen Akteurs zu erkennen und - sogar im Kontext einer Revolution - zutreffende Vorhersagen seiner Intentionen und Ziele zu machen. Unter Verwendung von 45 Bildern, die auf der Facebook-Seite der Gruppe während der ersten Wochen der libyschen Revolution von 2011 gepostet wurden, benutzen die Autoren der Studie die kritische Diskursanalyse um die Identität der libyschen Jugendbewegung empirisch zu erfassen. Die Autoren entdeckten eine Vielzahl an Diskursen, die es erlaubten, eine Gruppenidentität zu identifizieren und Vorhersagen über die Ziele und Intentionen der Gruppe zu treffen. Diese Ergebnisse sind auch insofern bedeutsam, als sie Belege für den praktischen Nutzen diskursanalytischer Ansätze in der kommunikations- und politikwissenschaftlichen Forschung liefern." (Autorenreferat)
Der Autor definiert Nation als eine Gemeinschaft, die sich als solche selbst erkennt und als solche von den anderen anerkannt wird oder werden will - in ihrer Dynamik, ihrem Verhalten, ihren Beziehungen unabhängig vom Grad des Bewußtseins und der theoretischen Durchdringung, die sie begleitet. In diesen Zusammenhang bettet der Verfasser die katalanische Revolution von 1640 ein. In seiner kritischen Durchsicht der diesbezüglichen Literatur konstatiert der Autor, daß eine Gruppenidentität der katalanischen Bevölkerung zweifellos vorhanden war, man aber nicht unbedingt von einem Nationalbewußtsein sprechen kann. Darüber hinaus zeigt der Verfasser auf, daß die Revolution nicht das Resultat einer konjunkturellen Krise war oder zufällig entstand, sondern eng mit der kastilischen und französischen Truppenstationierung in Katalanien zusammenhing. Sie sollte einen außergewöhnlichen Rahmen für ein Volk bilden, das seine kollektive Identität gegenüber einem fremden Staat behauptete und um die Anerkennung seiner Verfassung kämpfte. (ICC)
In: Zur Psychoanalyse der nuklearen Drohung: Vorträge einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (1984), S. 91-113
In seiner Einleitung erinnert der Verfasser an Textuntersuchungen von Literatur des 1. Weltkrieges und den daran nachweisbaren Inhalten von regressiven Mutterleibsphantasien und den Lobpreisungen von Männerbünden. Bei der anschließenden Überprüfung von Texten aus Bundestagsdebatten auf ihren latenten Sinngehalt hin wird mit einer modifizierten Form der Fantasy-Analysis des Amerikaners De Mause gearbeitet. Unbewußte Gruppenphantasien zeigen die "Angst vor Verlust der patriarchalischen Gruppenidentität", die durch "ritualisierte Inszenierung von Brüderlichkeit bewältigt werden" soll. Während sich in Umweltdebatten "emotional ein heftiges, konventionelles Schlachtengetümmel" entfaltete, wurde in Sicherheitsdebatten mehr die männliche Solidargemeinschaft beschworen (Männerbund). Die existienzielle Angst hat zu einer Identitätskrise des patriarchalischen Bewußtseins geführt und läßt auf archaische Abwehrmechanismen gegen regressiv-destruktive Mutter-Imagines zurückgreifen. (KO2)
Der Glaube an die Segnungen, aber auch die Zwangsläufigkeit des technischen Fortschritts entwickelte sich in der Phase des Hochimperialismus zu einer wirkmächtigen Ideologie, von der auch deutsche Ingenieure profitierten. Das Buch legt den Schwerpunkt der Analyse auf die ehemaligen Kolonien Deutsch Ost- und Deutsch-Südwestafrika. Der Fokus liegt dabei auf der Gruppe der technischen Experten, die mit dem Bau von Eisenbahnen, Straßen und Häfen einen entscheidenden Anteil an der Machtsicherung, Erschließung und Ausbeutung der Kolonien hatten. Neben der Exotik, monetären Anreizen sowie dem Prestige, das eine Tätigkeit in Afrika versprach, zog es Ingenieure vor allem aufgrund einer speziellen "Ideologie der Erschließung" in die sogenannten Schutzgebiete. Die spezielle Gruppenidentität als Kolonialingenieure, die sich in der Folge herausbildete, lässt sich in Artikeln und Vorträgen bis in die 1940er Jahre nachweisen und wirkte sich selbst noch auf die Ansätze der frühen Entwicklungshilfe aus.
Die Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen hat einmal bemerkt, dass vermutlich jede Bewegung irgendwann ihre eigene Karikatur hervorbringt. Der Genderfeminismus, der Antirassismus und der Queerfeminismus sind ebendies: Karikaturen geschlechter-, migrations- und sexualpolitischer Emanzipationsregungen. Der Sammelband nimmt diesen pessimistischen Befund zum Ausgangspunkt, um über den Verrat an der Mündigkeit nachzudenken, der sich in den letzten zehn Jahren besonders in den vorgenannten Bereichen kenntlich gemacht hat. Am Beispiel von Antisemitismus, Migration, Rassismus und Religionskritik zeigen rund dreißig Beiträge, wie fatal die Konsequenzen einer Haltung sind, die nur noch in Kollektiven zu denken vermag, die dann entweder als Gruppenidentität eingefordert oder aber ressentimentbeladen bekämpft wird; der als politische Organisationsformen nur noch "Koalitionen" und "Verbündete" einfallen und die zudem längst vergessen hat, dass Kritik ein Mittel dazu ist, um schlechte Verhältnisse nicht hinzunehmen
Ausgehend von einer norddeutschen Mitgliederbefragung thematisiert die Untersuchung den Posaunenchor als exemplarische kirchliche Praxis und fragt, wie sich hier soziale, musikalische und religiöse Aspekte miteinander verbinden. Am Anfang steht dabei die Dynamisierung und Sozialisierung eines individualistisch enggeführten Religionsbegriffs durch den Begriff der Praxis der Selbsttranszendenz. Mit Hilfe musikwissenschaftlicher Konzepte entwirft Koll sodann eine Theorie kirchlichen Musizierens, die sowohl die Rolle des instrumentalen Musizierens als auch des Gottesdienstes neu bewertet. Schließlich wird der Posaunenchor als kirchliche Gruppe mittels jüngerer gruppensoziologischer Ansätze thematisiert. Am Phänomen der Posaunenchorpraxis lässt sich auch der Zusammenhang von Gruppe und kirchlicher Organisation erhellen und zeigen, dass und inwiefern letztere zur Pflege einer homogenen und überzeugenden Gruppenidentität beitragen kann.
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