Patriarchale Kriegslust und Mutter-Imago: unbewußte Gruppenphantasien in der Sprache der Bundestagsdebatten
In: Zur Psychoanalyse der nuklearen Drohung: Vorträge einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (1984), S. 91-113
Abstract
In seiner Einleitung erinnert der Verfasser an Textuntersuchungen von Literatur des 1. Weltkrieges und den daran nachweisbaren Inhalten von regressiven Mutterleibsphantasien und den Lobpreisungen von Männerbünden. Bei der anschließenden Überprüfung von Texten aus Bundestagsdebatten auf ihren latenten Sinngehalt hin wird mit einer modifizierten Form der Fantasy-Analysis des Amerikaners De Mause gearbeitet. Unbewußte Gruppenphantasien zeigen die "Angst vor Verlust der patriarchalischen Gruppenidentität", die durch "ritualisierte Inszenierung von Brüderlichkeit bewältigt werden" soll. Während sich in Umweltdebatten "emotional ein heftiges, konventionelles Schlachtengetümmel" entfaltete, wurde in Sicherheitsdebatten mehr die männliche Solidargemeinschaft beschworen (Männerbund). Die existienzielle Angst hat zu einer Identitätskrise des patriarchalischen Bewußtseins geführt und läßt auf archaische Abwehrmechanismen gegen regressiv-destruktive Mutter-Imagines zurückgreifen. (KO2)
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