Staat, Nation und religiöse Minderheiten in der türkischen Republik
In: Politik und Religion in der Europäischen Union: zwischen nationalen Traditionen und Europäisierung, S. 359-378
Die Analyse konzentriert sich auf die Erfassung des institutionellen Wandels, der mit der Monopolisierung und Zentralisierung staatlicher Herrschaft einhergeht, und der symbolischen Veränderungen, die sich im Rahmen der Nationalisierung und Homogenisierung türkischer Kultur vollzogen haben. Der Verfasser untersucht die traditionale Ordnung des Osmanischen Reiches, wobei das so genannte millet-System, welches die Ausgangsbedingungen für das Verhältnis von Staat und Minderheiten in der modernen Türkei gestellt hat, im Mittelpunkt des Interesses steht. Anschließend wird die Entwicklung des türkischen Nationalismus analysiert, der sich von der Identifikation mit der osmanischen Dynastie über den Islam hin zur türkischen Nation bewegt hat. Die Gründung der Republik und die mit ihr einsetzende, staatlich gelenkte Konstruktion einer türkischen Nationalkultur stellen weitere Schwerpunkte der Untersuchung dar. Zum Schluss werden Überlegungen zur Minderheitenfrage im Rahmen der vereinbarten Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU zur Diskussion gestellt. (ICG2)