Die Weltwirtschaftskrise trifft den Kern des deutschen Arbeitsmarktes. Vor dem Hintergrund dieser globalen Krise analysiert das Diskussionspapier zunächst die Situation am deutschen Arbeitsmarkt. Auf der Grundlage dieser Analyse werden dann einige zentrale Maßnahmen beschrieben, die geeignet sind, erstens Beschäftigung in der aktuellen Wirtschaftskrise zu sichern, zweitens neue Beschäftigung zu schaffen und drittens die von Arbeitslosigkeit dennoch Betroffenen abzusichern. Darüber hinaus werden einige mittel- und langfristige Ziele einer neuen Regulierung von Beschäftigung skizziert.
Nach der Stabilisierung der Wirtschaft in der akuten Corona-Krise besteht die entscheidende Herausforderung darin, die sich abzeichnende Erholung nicht durch eine übereilte Konsolidierung zu schwächen und zugleich die sozial-ökologische Transformation beschleunigt so voranzutreiben, dass hochwertige Industriearbeitsplätze erhalten, neue geschaffen und soziale Schieflagen vermieden werden. Eine andauernde fiskalische Unterstützung, insbesondere durch transformative Investitionen, ist unerlässlich. Ein wichtiger Fortschritt ist das mehrjährige Aufbauinstrument der EU, das erstmals eine gemeinsame Schuldenaufnahme in nennenswerter Höhe vorsieht. Die expansive Geldpolitik ist durch das flexible Notfall-Kaufprogramm PEPP noch effektiver geworden. Die EZB kann aber ohne eine ebenfalls expansive Fiskalpolitik nicht gewährleisten, dass die Wirtschaft des Euroraums einen hohen und nachhaltigen Wachstumspfad erreicht. Erforderlich ist eine Reform des fiskalischen Regelwerks in der EU und in Deutschland, die unter Berücksichtigung der Schuldentragfähigkeit die konjunkturelle Stabilisierung und die langfristige Modernisierung fördert. Sinnvoll wäre eine Ausgabenregel kombiniert mit einer Goldenen Regel für Investitionen. Neben der kurzfristigen Beschäftigungssicherung zur Bewältigung der Covid-19-Krise müssen die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Digitalisierung, E-Mobilität und Klimaneutralität angegangen werden.
Welche Bedeutung hat eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen für die Erholung der deutschen Wirtschaft, und welche Schlussfolgerungen für das angemessene Niveau der Kontaktbeschränkungen sind in den kommenden Monaten zu ziehen? Um diese Fragen zu beantworten, wird abgeschätzt, welche Bedeutung die Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung, die von Bund und Ländern seit Mitte März 2020 auf den Weg gebracht worden sind, für den derzeit zu beobachtenden Einbruch der Wirtschaftsaktivität in Deutschland tatsächlich haben. Zudem werden die verschiedenen plausiblen Szenarien zur Infektionsverbreitung und -eindämmung unter verschiedenen Optionen zur Lockerung der Kontaktbeschränkungen dargestellt. ; How important is the relaxation of contact restrictions for the recovery of the German economy and what conclusions can be drawn for the appropriate level of contact restrictions in the coming months? In considering these issues, an attempt will be made to assess what significance the contact restriction measures introduced by the federal and state governments since mid-March 2020 will actually have for the current slump in economic activity in Germany. In addition, the various plausible scenarios for the spread and containment of infection are presented with different options for easing contact restrictions.
How important is the relaxation of contact restrictions for the recovery of the German economy and what conclusions can be drawn for the appropriate level of contact restrictions in the coming months? In considering these issues, an attempt will be made to assess what significance the contact restriction measures introduced by the federal and state governments since mid-March 2020 will actually have for the current slump in economic activity in Germany. In addition, the various plausible scenarios for the spread and containment of infection are presented with different options for easing contact restrictions.
Nicht nur aus gesundheitspolitischer Perspektive, sondern auch aus ökonomischer Sicht sollte die Lockerung der Anfang April 2020 in Deutschland existierenden Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie auf keinen Fall übereilt erfolgen, sondern in gut vorbereiteten Schritten. Eine vorschnelle Aufhebung der bisherigen Beschränkungen birgt die Gefahr, dass es zu einem neuen Emporschießen der Corona-Infektionen kommt, die Kontaktbeschränkungen erneut verschärft werden müssen und es am Ende zu längeren - und damit ökonomisch kostspieligeren - Einschränkungen kommt. Die Schritte zu einer Lockerung müssen zudem unbedingt mit genug Vorlauf kommuniziert werden, damit sich Bildungseinrichtungen und Betriebe darauf vorbereiten können. Bei der Bewertung der Vor- und Nachteile von schnellen Lockerungen der Kontaktbeschränkungen sollte einerseits mitbedacht werden, dass ein zusätzlicher Monat von vollständigen Beschränkungen die Wirtschaftsleistung für das Gesamtjahr 2020 um etwa ein Prozent senkt und außerdem bei länger bestehenden Beschränkungen die Gefahr von überproportionalen Schäden etwa durch Insolvenzen steigt. Andererseits darf aber nicht vergessen werden, dass mehr als die Hälfte des Einbruchs der Wirtschaftsaktivität 2020 in Deutschland aller Voraussicht nach nicht auf die Kontaktbeschränkungen, sondern auf den Einbruch der globalen Nachfrage und Unterbrechungen in den Lieferketten zurückgeht.
Vermehrte öffentliche Investitionen in Bildung, Infrastruktur und ökologische Erneuerung sind in Deutschland nicht nur dringend erforderlich, sondern können zudem den schwachen privaten Investitionen Antrieb verleihen. Zwar verringert sich der Überschuss der öffentlichen Haushalte durch die Ausgaben für Flüchtlinge deutlich, es besteht aber weiterhin ein hoher fiskalischer Spielraum, den es zu nutzen gilt. Dies ist umso wichtiger als sich die Wirtschaft des Euroraums auf einem nur zaghaften Erholungskurs befindet. Es besteht weiterhin ein nennenswertes Deflationsrisiko und Hysterese-Effekte drohen das Wachstumspotenzial dauerhaft zu beeinträchtigen. Die Geldpolitik wirkt zwar stabilisierend, ist aber gegenwärtig nicht alleine in der Lage, einen Aufschwung anzustoßen. Es fehlt ein expansiver fiskalpolitischer Impuls. Die Abkehr vom strengen Austeritätskurs und der Juncker-Plan reichen nicht aus, zumal im Rahmen der europäischen Fiskalregeln nur sehr begrenzte fiskalpolitische Spielräume für die Euroländer bestehen. Eine Reform der Regeln, beispielsweise in Richtung einer "Golden Rule", ist notwendig. ; In Germany, higher public investment in infrastructure, education and ecology is urgently needed and could provide impulses for lackluster private investment. Although Germany's budget surplus will decline noticeably due to high refugee-related expenditure, the fiscal space remains sizable. Using the fiscal space is important also with a view to the subdued recovery in the euro area. The deflation risk persists and hysteresis effects are likely to have long-lasting negative impacts on potential output. Monetary policy is stabilizing the euro area but is currently unable on its own to initiate an upswing. An expansionary fiscal impulse is needed. Merely relaxing the strict fiscal austerity policies and implementing the Juncker plan is insufficient. The European fiscal rules provide too little fiscal space for euro countries and should be reformed, for example in the direction of a "golden rule".
Based on Eurostat data the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, disaggregated for private as well as public services and manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. In addition the development of unit labour costs in Europe is analysed, so allowing for labour productivity. Subsequently, the report examines the development of unit labor costs and the relationship between price competitiveness, export prices and unit labor costs.In 2014 hourly labour cost in the German private sector averaged 31.9 Euros. The German economy is in eighth position in the ranking of EU countries as in the previous year. With an annual rate of change of 1.8 %, the rise in labour costs in the German private sector was slightly above the European average. In the so-called European crisis countries hourly labour costs decreased again. Hourly labour costs in German manufacturing rose by 2.5 %. This is a slightly faster rate than in private services, where labour costs grew by 1.7 %. Consequently, the difference in labour costs between the two sectors diverged further and is now equal to 21 %, the largest intersectoral wage gap of all the EU countries.The adjustment process in the European crisis countries continued in 2014. Hence, the average rate of change in unit hourly labour cost in the Eurozone of 1.2 % was significantly below the ECB's inflation target of slightly below 2 % per annum. Therefore, the development of unit labour costs in the Euro Area as a whole does not comply with the ECB's inflation target. In Germany unit labour costs rose by 1.9 %. Overall, since the start of the currency union the rate of growth of unit labour costs in Germany was substantially below the ECB's inflation target. Therefore, wages in Germany should grow at an above average rate for several years to support the adjustment process in the European crisis countries. ; Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeits- und der Lohnstückkosten in Europa. In dieser aktuellen Auswertung wird die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, im privaten und im öffentlichen Dienstleistungssektor und im Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern sowie dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht, dabei wird insbesondere der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, den Exportpreisen und den Lohnstückkosten nachgegangen. Im Jahr 2014 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 31,9 Euro. Wie im Vorjahr belegt Deutschland damit im europäischen Länderranking den achten Platz. Mit einer Veränderungsrate von 1,8 % stiegen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahr 2014 etwas stärker als im europäischen Durchschnitt. In den Krisenländern stagnierten die Arbeitskosten oder sanken erneut. In Deutschland sind im Jahr 2014 die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe mit 2,5 % wieder etwas stärker gestiegen als im Privaten Dienstleistungssektor. Hier waren es nur 1,7 %. Damit hat sich der Abstand zwischen beiden Wirtschaftsbereichen erneut erhöht und beträgt nun über 21 %. Das ist der größte Abstand zwischen den Sektoren von allen EU Mitgliedsländern. Die Anpassungsprozesse der Krisenländer haben sich auch im Jahr 2014 fortgesetzt, so dass die durchschnittliche Lohnstückkostenentwicklung des Euroraums mit 1,2 % deutlich unter der Zielinflationsrate der EZB von knapp 2 % lag. Damit entwickelt sich der Euroraum als Ganzes nicht stabilitätskonform. In Deutschland stiegen die Lohnstückkosten um 1,9 %. Da die deutschen Lohnstückkosten aber seit Beginn der Währungsunion deutlich schwächer gestiegen sind, als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar, sollten die Löhne in Deutschland über mehrere Jahre hinweg deutlich überdurchschnittlich steigen, um den Anpassungsprozess der Krisenländer zu unterstützen.
"Die vorliegende Arbeit wertet die neue regionale Datenbank 'Atypische Beschäftigung' des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung im Hinblick auf die regionale Verbreitung und Bedeutung der Leiharbeit in Deutschland im Jahr 2008 aus. Dabei zeigt sich, dass die Leiharbeit auf verschiedenen regionalen Arbeitsmärkten kurz vor der Wirtschaftskrise eine weitaus größere Rolle spielte, als bundesweite Durchschnittszahlen vermuten lassen." (Autorenreferat)
Das Ziel des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns besteht darin, "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor unangemessen niedrigen Löhnen zu schützen" (Bundesregierung 2014, S. S1). Seine Einführung zum 1. Januar 2015 war deshalb notwendig, weil die in Deutschland lange Zeit dominierende Form der Bestimmung von Mindestlöhnen durch Tarifverträge in wachsenden Bereichen der Wirtschaft nicht mehr funktioniert hat, sodass viele Beschäftigte ohne jegliche Mindestlohnsicherung auskommen mussten. Die Kehrseite der seit Mitte der 1990er Jahre anhaltenden Erosion der Tarifbindung war deshalb die Herausbildung eines der größten Niedriglohnsektoren in Europa. Heute bildet der gesetzliche Mindestlohn ein komplementäres Element der Lohnsetzung in Deutschland, das den traditionellen Modus der Lohnfindung durch Tarifverhandlungen ergänzt. Fünf Jahre nach seiner Einführung fällt die Bilanz des gesetzlichen Mindestlohns nach wie vor eher gemischt aus. Auf der einen Seite hat der Mindestlohn tatsächlich dazu geführt, dass die Löhne von Millionen Beschäftigten angehoben worden sind und damit ihre Einkommenssituation merklich verbessert wurde. Durch die dadurch gesteigerte Nachfrage des privaten Konsums hat der Mindestlohn auch zu einer insgesamt dynamischeren Wirtschaftsentwicklung beigetragen, auch wenn seine makroökonomischen Auswirkungen eher begrenzt blieben, weil er nur einen kleinen Teil der gesamtwirtschaftlichen Lohnsumme berührt (Herr et al. 2018). Befürchtungen hinsichtlich möglicher negativer Konsequenzen des Mindestlohns für die Beschäftigung haben sich hingegen nicht bestätigt. Seit Einführung des Mindestlohns hat das Beschäftigungsniveau in Deutschland vielmehr permanent zugenommen und die Arbeitslosigkeit ist kontinuierlich zurückgegangen. Erst durch den externen Schock der Corona-Pandemie wurde diese Entwicklung abrupt abgebrochen. Dass die Bilanz des Mindestlohns trotzdem eher gemischt ausfällt, liegt vor allem daran, dass er bis heute sein grundlegendes Versprechen eines existenzsichernden Lohnniveaus für alle Beschäftigten nicht hat einlösen können (s. a. Herzog-Stein et al. 2018). Hinzu kommt, dass es nach wie vor viele Unternehmen gibt, die ihren Beschäftigten selbst den geringen Mindestlohnbetrag vorenthalten. Vor diesem Hintergrund wird seit einiger Zeit zu Recht die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des deutschen Mindestlohnregimes diskutiert, die eine deutliche Anhebung des Mindestlohns auf das Niveau eines existenzsichernden "Living Wage" und eine verbesserte Umsetzung und Kontrolle vor Ort umfasst. Im Mittelpunkt der Debatte steht dabei die Forderung nach einem Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde (Schulten/Pusch 2019). Dieser würde in etwa 60 % des Medianlohns von Vollzeitbeschäftigten entsprechen und damit dem Wert, der derzeit innerhalb der Europäischen Union als Benchmark für eine europäische Mindestlohnpolitik diskutiert wird (Müller/Schulten 2020).
Die Weltwirtschaft setzte ihren Erholungskurs nach dem pandemiebedingten Einbruch bis in den Herbst hinein fort. Im Winterhalbjahr wird die Weltkonjunktur infolge gestiegener Infektionszahlen und damit einhergehender Kontakteinschränkungen einen Dämpfer erfahren. Für das Jahr 2021 ist im Jahresverlauf eine deutliche Erholung der Weltwirtschaft zu erwarten. Der Welthandel dürfte nach dem Einbruch in diesem Jahr (-10,9 %) um 9,3 % zunehmen. Die deutsche Wirtschaft befand sich im Jahr 2020 in großen Turbulenzen. Im Jahresdurchschnitt wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich um 5,0 % sinken Für den Einbruch waren vor allem die Unterbrechung der internationalen Lieferketten und der globale Nachfrageeinbruch verantwortlich; die unmittelbaren Maßnahmen der Kontaktbeschränkung in Deutschland hatten infolge mangelnder Konsummöglichkeiten zudem gravierende Auswirkungen auf den privaten Verbrauch. Die schnelle Reaktion der Wirtschaftspolitik verhinderte einen noch viel stärkeren Rückgang. Für das Abschlussquartal 2020 ist mit einer annähernden Stagnation der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu rechnen, da infolge steigender Infektionsraten abermals Kontaktbeschränkungen verfügt wurden. Für 2021 ist im Jahresverlauf mit einer kraftvollen Erholung der deutschen Konjunktur zu rechnen. Die Jahresverlaufsrate beträgt im Jahr 2021 6 % nach -3,9 % in diesem Jahr. Im Jahresdurchschnitt 2021 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,9 % zunehmen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,7 % (2020: 5,9 %). Die Inflationsrate beträgt 1,3 % nach 0,5 % in diesem Jahr.
Die aktuell hohen Risiken und Unsicherheiten erfordern einen wirtschaftspolitischen Dreiklang: Erstens sollte der verbreiteten Abkehr vom Multilateralismus aktiv mit niedrigen Zöllen begegnet werden; zweitens muss der Euroraum institutionell gestärkt werden, so dass Staatsanleihen der Euroländer ihre stabilitätspolitisch wichtige Rolle als sichere Anlagen ausfüllen können, und drittens sollten Potenziale für eine höhere Binnennachfrage genutzt werden, auch durch Umverteilung. Verteilungspolitisch nicht sinnvoll wäre eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags, zumal der Bund die Mittel benötigt, um beispielsweise versicherungsfremde Leistungen in der Sozialversicherung aus Steuermitteln zu finanzieren. Eine zukunftsgerichtete Reregulierung des Arbeitsmarkts muss der zunehmend ungleichen Lohnverteilung begegnen. Da eine Ausweitung der atypischen Beschäftigung nennenswert hierzu beigetragen hat, sollten insbesondere Minijobs abgeschafft werden. Im Euroraum ist eine stark expansive Geldpolitik weiterhin angemessen, da die Inflationsdynamik unverändert schwach ist. Da ein harter Brexit gravierende Folgen hätte, müssen Geld- und Fiskalpolitik bereitstehen, um gegebenenfalls Finanzmarktpanik oder Nachfrageschocks entgegenzuwirken. ; The currently high level of risk and uncertainty calls for action in three policy areas: European policy makers should, firstly, actively counter the current weakening of multilateralism with low tariffs, secondly, institutionally strengthen the euro area, in particular to allow euro area sovereign bonds to fill the important role of safe assets, and, thirdly, activate domestic demand potentials. The German government is advised not to abolish the solidarity surcharge but rather use the revenue to tax-finance non-insured benefits provided by the German security systems. Reregulating the German labor market to counter rising wage inequality needs to address the rise in atypical employment, such as minijobs. In the euro area, very expansionary monetary policy remains necessary given persistently low inflation dynamics. Furthermore, monetary and fiscal policy measures need to be in place to allow for a swift policy reaction in the event of a hard Brexit and ensuing financial market panic or demand shocks.
Mit der hartnäckigen Tendenz zur Deflation verliert die Geldpolitik, die den Euroraum bislang entscheidend stabilisiert hat, an Wirksamkeit. Sie bedarf dringend der Flankierung durch die Finanzpolitik, die mittels höherer Investitionen die Wirtschaft im Euroraum stimuliert und so die Stagnations- und Deflationsgefahr bannen kann. Modellrechnungen ergeben, dass eine Ausweitung der öffentlichen Investitionen um 1 % des BIP für die Dauer von 3 Jahren das Euroraum-BIP im selben Zeitraum um durchschnittlich 1,6 % erhöhen würde. Ein Wechsel des finanzpolitischen Kurses deutet sich bereits an. Damit ist die bisherige Strategie, die den Euroraum durch einen harten Sparkurs aus der Krise führen sollte, gescheitert. Nunmehr werden vielfach Konzepte entwickelt, die die Investitionstätigkeit beleben sollen. Sie sind jedoch quantitativ und konzeptionell bislang unzureichend. ; As deflationary tendencies take hold, the efficacy of monetary policy is greatly diminished. So far, monetary policy has been the main stabilizing force in the current crisis. It now urgently needs to be backed up by fiscal policies that stimulate the economy by increasing investment. Simulations indicate that an increase in public investment by 1% of GDP for three years would raise the euro area's GDP by 1.6%. A change in the course of fiscal policy is already discernible. The strategy of steering the euro area out of the crisis through harsh austerity has failed. Many concepts for increasing investment are currently being developed. So far, however, they are quantitatively and conceptually inadequate.
Effectively ending the crisis in the euro area remains the key policy challenge in 2014. As monetary policy has exhausted its conventional options, fiscal policy is called upon to provide an expansionary impulse by raising public investment. The high level of risk premiums in the crisis-hit countries continues to impair monetary policy transmission. If governments agreed on a temporary debt redemption fund, the ECB could engage in large-scale unconventional policy measures such government bond purchases to cancel out sovereign yield differentials in the euro area. Monetary policy could then stimulate the economy in the crisis-hit countries.The coalition agreement is pointing in the right direction regarding the labor market. The pension proposals, however, are patchwork and unable to solve the fundamental problem of an excessive lowering of the pension level and the concomittant higher risk of old-age poverty. ; Effectively ending the crisis in the euro area remains the key policy challenge in 2014. As monetary policy has exhausted its conventional options, fiscal policy is called upon to provide an expansionary impulse by raising public investment. The high level of risk premiums in the crisis-hit countries continues to impair monetary policy transmission. If governments agreed on a temporary debt redemption fund, the ECB could engage in large-scale unconventional policy measures such government bond purchases to cancel out sovereign yield differentials in the euro area. Monetary policy could then stimulate the economy in the crisis-hit countries.The coalition agreement is pointing in the right direction regarding the labor market. The pension proposals, however, are patchwork and unable to solve the fundamental problem of an excessive lowering of the pension level and the concomittant higher risk of old-age poverty.
Die Erwerbstätigkeit befindet sich in Deutschland auf einem Höchststand. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und nicht nur in der vor zehn Jahren verabschiedeten Agenda 2010 zu sehen. Das gestiegene Bildungsniveau, die hohe Erwerbsbeteiligung, demografische Aspekte, die schrittweise Verschiebung des Rentenalters und nicht zuletzt die gute Konjunktur haben ebenfalls zum guten Ergebnis beigetragen. ; Employment in Germany reached another all-time high in 2012, growing faster than the economy. Most labour market segments participated. Some economists see labour market legislation and the changed behaviour of economic agents as the driving force though they also resulted in low to negative productivity growth, especially in the industrial sectors. The structural labour market reforms put the economy on a path towards a new equilibrium characterised by less structural unemployment. In addition, regained competitiveness due to wage restraint and increased labour supply have boosted employment. Other economists counter that the recent labour market reforms did not have any significant impact on the impressive employment performance in Germany. Instead, the crucial factors were employment gains in two successive economic booms and the successful safeguarding of jobs during the Great Recession. Another view is that the current labour force record was mainly caused by increased labour force participation of women and the elderly, which was driven by the reform of the public pension system.
"In der schärfsten Nachkriegskrise erweist sich der Arbeitsmarkt in Deutschland als wesentlich robuster als in anderen von der weltweiten Krise betroffenen Ländern. Neben dem offensiven Einsatz öffentlich geförderter Kurzarbeit fangen flexible Arbeitszeiten stärker als in früheren konjunkturellen Abschwüngen den ansonsten kaum vermeidbaren Beschäftigungseinbruch auf. Das vorliegende Diskussionspapier zeichnet zunächst das bisherige Entwicklungsmuster der Arbeitszeitflexibilisierung nach und beschreibt die veränderte Rolle der Arbeitszeit in der aktuellen Wirtschaftskrise im Vergleich zu früheren Abschwungphasen. So erfolgreich dieser Weg auch ist, so stoesst er doch an Grenzen. Die Instrumentenpalette wurde gegenüber früheren Konjunkturabschwüngen zwar deutlich erweitert, die beschäftigungsstabilisierende Wirkung einiger Instrumente ist aber zeitlich begrenzt. Was aber kommt, wenn diese Instrumente stumpf werden und der konjunkturelle Aufschwung nicht ausreicht, die vorhandenen Arbeitskräfte zu beschäftigen? Es könnte die Stunde weiterer Arbeitszeitverkürzungen werden. Der vorliegende Beitrag greift diese Überlegung auf und trägt einige Anregungen zu dieser Debatte bei." (Autorenreferat)