In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Band 43, Heft 4, S. 612-613
Der renommierte Schriftsteller und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels hat 33 seiner wichtigsten politischen Artikel zusammengestellt. Von der Situation iranischer Künstler und Intellektueller im Iran 1995, den Anschlägen vom 11. September, der Geiselnahme in Beslan 2004, der Kölner Moscheendebatte 2007, der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer 2015, dem Rückzug des Westens aus Afghanistan 2021, einem Fazit der Kanzlerschaft Merkels 2021, dem Verschwinden des generischen Maskulinums bis zum jüngsten Beitrag seine Überlegungen zum Krieg in der Ukraine. Mit grosser analytischer Schärfe kommentiert er seit Jahrzehnten das Zeitgeschehen, sieht vieles voraus, was anderen erst in der Rückschau deutlich wird und macht deutlich, wie scheinbar singuläre politische Ereignisse und Entscheidungen miteinander verbunden sind und noch Jahre später Entwicklungen in Gang setzen. Wie viele von N. Kermanis pessimistischen Vorhersagen später eintrafen, macht betroffen. - Für zeitgeschichtlich und politisch interessierte Menschen, die sich einen über den Tag hinausgehenden Blick auf das Weltgeschehen wünschen. (ekz)
Ein immer noch fremd anmutendes, von Kriegen und Katastrophen zerklüftetes Gebiet beginnt östlich von Deutschland und erstreckt sich über Russland bis zum Orient. Navid Kermani ist entlang den Gräben gereist, die sich gegenwärtig in Europa neu auftun: von seiner Heimatstadt Köln nach Osten bis ins Baltikum und von dort südlich über den Kaukasus bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern. Mit untrüglichem Gespür für sprechende Details erzählt er in seinem Reisetagebuch von vergessenen Regionen, in denen auch heute Geschichte gemacht wird. Navid Kermani ist im Auftrag des SPIEGEL von seiner Heimatstadt Köln durch den Osten Europas bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern, gereist. Die Reise führte ihn mitten durch den jüdischen "Ansiedlungsrayon" der Zarenzeit, die "Bloodlands" des Zweiten Weltkriegs, am Riss zwischen Ost und West entlang, wo der Kalte Krieg längst nicht zu Ende ist und im Donbass zum heißen Krieg wird. Er hat die Trümmer zerstörter Kulturen und die Spuren alter wie neuer Verwüstungen gesehen. Vor allem hat er Menschen getroffen, die innerlich zerrissen sind, weil sie sich auf der Suche nach Heimat und Wohlstand auf eine Seite schlagen müssen. Mit wenigen Strichen lässt er das Nachtleben der Großstädte lebendig werden, Geschäfte wie zu Sowjetzeiten, hippe Cafés, die Gelassenheit in Frontnähe und die Angst vor den anderen, wer immer das ist
Was geschieht, wenn einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, der selbst ein Muslim ist, sich in die christliche Bildwelt versenkt? Navid Kermani sieht staunend eine Religion voller Opfer und Klage, Liebe und Wunder, unvernünftig und abgründig, zutiefst menschlich und göttlich: ein Christentum, von dem Christen in dieser Ernsthaftigkeit, Kühnheit und auch Begeisterung nur noch selten sprechen
"By foot, in buses, prison vans and trains, a steady stream of refugees traveled from the Greek island of Lesbos into Europe. In the autumn of 2015, award-winning writer Navid Kermani decided to accompany them on the "Balkan route." In this perceptive account from the front line of the "refugee crisis," Kermani shows how a seemingly distant world in which war and conflict rage has suddenly collided with our own. Kermani describes the situation on the Turkish west coast where thousands of refugees live in the most desperate conditions, waiting to take the perilous journey across the Mediterranean. Then, on Lesbos, he observes the culture shock amongst those who have survived the ordeal by sea. He speaks to aid workers and politicians, but most importantly of all to the refugees themselves, asking those who have come from Syria, Iraq, Afghanistan and elsewhere what has driven them to risk everything and embark on the long and treacherous journey to Europe. With great sensitivity Kermani reveals, often through small details, the cultural and political upheaval that has caused people to uproot their lives, and at the same time shining a light on Europe's inadequate and at times openly hostile response to the refugees. Interspersed with powerful images by the acclaimed photographer Moises Saman, Upheaval is a much-needed human account of a crisis we cannot ignore"--
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