In diesem Beitrag wird die Multilokalität von Personen in Living-Apart-Together-Beziehungen und Personen, die eine nur beruflich genutzte Zweitwohnung unterhalten ("Shuttles") betrachtet. Es werden die sozialräumlichen Konsequenzen multilokaler Lebensformen untersucht und dabei herausgearbeitet, wie sich Wohnstandortentscheidungen und die Wohnungsnachfrage in Großstädten verändern.
Der Beitrag befasst sich mit den rechtlichen Auswirkungen multilokaler Lebensführung auf das Melde- und Wahlrecht. Das Melderecht in Deutschland legt einen sehr weiten Wohnungsbegriff zugrunde, daher wird man bei multilokaler Lebensführung schnell mit diesem in Berührung kommen. Das Wahlrecht orientiert sich für die Frage des (aktiven) Wahlrechts am Wohnort und dem melderechtlichen Wohnungsbegriff.
Dieser Beitrag stellt Multilokalität in den Kontext zweier verschiedener an den Lebensverlauf gebundener Erfordernisse: 1. bei Ausbildung der Kinder (Studierende) und 2. bei Pflege der Eltern. Wenngleich emotionale und rationale Bestimmungsfaktoren die multilokale Lebensführung beider Personengruppen zwar verschiedentlich beeinflussen, deuten sich bei der Reflexion der Bedeutung von Multilokalität für das mittelfristige bzw. spätere Wanderungsverhalten Verbindungen zwischen beiden Personengruppen an. Im Vergleich zu multilokaler Lebensführung während der Ausbildung ist Multilokalität bei der Pflege untererforscht. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wird das Erfordernis einer vertiefenden (planungs)wissenschaftlichen Auseinandersetzung letzterer Personengruppe sowie der diesbezügliche Forschungsbedarf skizziert.
Dieser Beitrag erörtert die Wechselbeziehungen zwischen sozialer Infrastruktur und multilokaler Lebensführung. Hierbei zeigt sich, dass neben den beiden Kriterien "Vorhandensein von sozialer Infrastruktur" und "Zugänglichkeit zu sozialer Infrastruktur" (vor allem in Bezug auf altersspezifische Angebote und Einrichtungen der Lebensphase) persönlichen Präferenzen eine große Bedeutung zukommt. An soziale Infrastrukturen gebundene Multilokalität kann somit Land-Stadt- wie auch Stadt-Land-gerichtet sein und eine Verlegung des Hauptwohnsitzes, respektive Lebensmittelpunktes nach sich ziehen. Aufgrund der Vielschichtigkeit der Zusammenhänge muss die Raumplanung das Thema Multilokalität in die Diskussion um die Bedarfsplanung und Angebotsentwicklung sozialer Infrastrukturen einbringen.
Lange war Freizeit durch Arbeitszeit, Wochenenden, geregelten und bezahlbaren Urlaub charakterisiert. Nun verändern der vermehrte Besitz von Zweitwohnungen und die Verbilligung des Reisens das Freizeitverhalten vom touristischen Hotelaufenthalt zur Multilokalität im eigenen Feriendomizil. Dies hat Auswirkungen auf die gesellschaftliche Stellung der Einwohner und die lokale Wirtschaftsstruktur in den Ferienorten. Auch verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Dies verändert auch die Funktion der Freizeitwohnungen, die nunmehr in gleicher Weise wie die Stadtwohnungen genutzt werden. Die digitale Plattform-Wirtschaft greift diese Tendenz auf und verstärkt sie. In der Summe resultiert eine Ausweitung der Siedlungsfläche.
Der kulturanthropologische Zugang zu Multilokalität fokussiert die Perspektive des handelnden Individuums, das zur Herstellung von sozialem Sinn sich ihm bietende Raumressourcen nutzt. In seiner theoretischen Herleitung und Ausformulierung wird der Begriff zu einem Instrument der Erfassung gesellschaftlicher Dynamik. Als Facette einer spätmodernen Lebensweise, die schichtenübergreifend unterschiedliche Altersund Interessengruppen umfasst, lässt sich multilokales Wohnen als Kulturtechnik sinnhaften Handelns beschreiben, die der Nutzung von Gegenwartsmöglichkeiten ebenso wie der Bewältigung ihrer Anforderungen dient. Alternierende, häufig transnationale Wohnpraktiken ermöglichen in diesem Sinne Handlungs- und Denkspielräume, die einen distanzierenden Ausgleich zu bindenden Alltagsanforderungen darstellen.
Im Beitrag wird das Ausmaß lokalen Konsums bei Multilokalität fokussiert. In der Literatur lassen sich zwei Positionen zur Bedeutung von residentieller Mobilität für die lokale Orientierung und den lokalen Konsum identifizieren: eine optimistische und eine pessimistische. Im Beitrag wird daher die Häufigkeit des lokal orientierten Konsums von sogenannten Shuttles und von Personen in Fernbeziehung (LAT) mit dem nichtmobiler Personen verglichen. Lokal orientierter Konsum wurde als Konsum von lokalen Alltagsprodukten, ökologischer Konsum, Medienkonsum und als große lokale Investitionen definiert. Basierend auf Daten einer Beispielstudie besteht ein zentraler Befund darin, dass Shuttles an ihren Wohnorten ein beträchtliches Maß an lokalem Konsum aufweisen, obwohl einige lokale Asymmetrien bestehen. Abschließend wird die Relevanz des lokalen Konsums bei Multilokalität diskutiert.
Die multilokale Lebensführung gehört zu einer größeren gesellschaftlichen Tendenz der Spätmoderne: der Archipelisierung der Lebenswelt. Die meisten Menschen leben immer noch in einem mehr oder weniger routinemäßigen Lebensraum. Sie sind daher eher sesshaft. Aber heute sind viele mobiler im Alltag und in der Biographie - und stärker vernetzt. Infolgedessen enthält deren Lebensraum eine größere Anzahl von Orten - einige funktional oder emotional wichtig, andere nur Transitorte -, die das bilden, was man als Archipel bezeichnen kann. Um die Form und Struktur des Archipels zu analysieren, muss man auf folgende Parameter achten: Ortbezüge, Zentralität, Homogenität, Insel-Meer-Verhältnis, Zeitlichkeit und Mehrdimensionalität. Der Archipel trägt zur Re-Konzeptualisierung der Raumentwicklung bei, indem er fördert, unter anderem den Ort auch als materielle Masche einer mehrdimensionalen Vernetzung, die präsenzielle Ökonomie statt nur die Ökonomie am Hauptwohnsitz, die Nähe der Standortofferte zu den gesamten Lebens- und Mobilitätsorten sowie die Nachhaltigkeit der Mobilität und der raumzeitlichen Fragmentierung des Alltags und des Wohnens zusammenzudenken.
Multilokales Wohnen hat vielfältige Erscheinungsformen und diverse Anlässe, Zwecke und Zeitlichkeiten. Der Artikel dient als Wegweiser zwischen verschiedenen Kategorisierungsmustern im Hinblick auf den raumplanungsrelevanten Bedarf. Die Typenbildung muss einen Weg finden zwischen kontextueller Anpassung und Vergleichbarkeit. Sie ist abhängig von der Zielorientierung, die explizit beschrieben werden muss. Einige Grundelemente für eine Typenbildung sind zu beachten: vor allem die (A)symmetrie zwischen den Wohnsitzen und zwischen der Lebensführung der Haushaltsmitglieder hier und dort; Rhythmik und Zeitspannen; lokale Aktivität; Motive (immer Plural); Besitz- und Wohnverhältnis(se); Eigenschaften der Wohnorte (immer Plural), u.a. Standortofferten; Nutzung der Infrastruktur; Profile der multi- und monolokalen Einwohnern.
Das multilokale Leben ist einerseits eine Situation mit sozialen, ökonomischen und politischen Auswirkungen und als solche ein Vulnerabilitäts-, Verstärkungs- bzw. Präventionsfaktor gegenüber Risiken für die betroffenen Wohnenden sowie die Lebensorte. Vulnerabilität liegt je nach Situation in der Qualität bzw. Häufigkeit folgender Aspekte: 1) Reisen zwischen den Wohnorten, 2) Örtliche Handlungen und Präsenz und 3) Ressourcen. Andererseits ist das multilokale Leben eine Konsequenz besonderer Situationen und Handlungen und so wirkt es als passende, Wohlstands- bzw. Zwangslösung unter denselben Aspekten: z.B. raumzeitliche Autonomisierung der Aktivitäten und Wohnenden, lokales Engagement und Zugang zu lokaldifferenzierten ökonomischen, sozialen, kulturellen und symbolischen Kapitalien sowie Verstreuung der lokalen Gefahren und ökonomische Transfers.
Der Beitrag beschäftigt sich mit systematischen Zusammenhängen zwischen biografischen Wohn- und Mobilitätserfahrungen und der Etablierung multilokaler Wohnarrangements. Es wird argumentiert, dass aufgrund von Lern- und Sozialisationseffekten vorhergehende Erfahrungen mit Multilokalität die Neigung und die Wahrscheinlichkeit von Akteurinnen und Akteuren erhöht, sich in späteren Phasen des Lebensverlaufs erneut zu multilokalisieren. Erste empirische Befunde liegen aus einer groß angelegten Schweizer Studie zu multilokalem Wohnen und einem Experiment zu Mobilitätsentscheidungen unter Schweizer Akademikerinnen und Akademikern vor. Die Ergebnisse zeigen, dass frühere Erfahrungen mit Multilokalität deutlich mit aktuellen und intendierten multilokalen Arrangements korrespondieren, und dass Personen mit und ohne Multilokalitätserfahrung die Bedingungen bei der Entscheidung zu Multilokalität unterschiedlich gewichten. Die Befunde verweisen auf die Bedeutung wohn- und mobilitätsspezifischer Sozialisation im Lebensverlauf.
Dauercamping kann als eine spezifische Ausprägungsform multilokalen Wohnens betrachtet werden. Im Dauercamping kommt das Zusammenspiel von Mobilität und Sesshaftigkeit, das dem multilokalen Wohnen eigen ist, in besonderer Weise zum Ausdruck. Welche vielfältigen Beweggründe und Motive dazu führen, dass Menschen sich temporär auf dem Campingplatz niederlassen, wurde in einer empirischen Erhebung mit Feldbeobachtung ermittelt. Der Campingplatz fungiert demnach als eine Art "Gegenwelt",aber auch als pragmatisch gewählter, oft arbeitsbezogener Wohnort.
Hauptsächlich aus zivil- und melderechtlichen Gründen finden sich in vorliegenden amtlichen Registern und amtlichen Befragungen sowie im Zensus Daten, die unter anderem auch Aufschluss über bestimmte Aspekte multilokaler Lebensführung geben. Da solche Daten und daraus abgeleitete Indikatoren nur in räumlich aggregierter Form vorliegen und entsprechend dem ursprünglichen Zweck unterschiedlichen Definitionen folgen, sind die Informationen in Bezug auf die Verbreitung multilokaler Lebensformen sehr selektiv und die zahlenmäßigen Anteile für das Phänomen insgesamt zu niedrig. Bei einer Weiterverwendung sind kontextualisierende Interpretationen erforderlich.
Multilokalität ist derzeit kein bedeutsames Feld der urbanen Governance, für die Zukunft kann aber Handlungsbedarf gesehen werden. Dies erfordert gezielte Forschung in räumlich differenzierten Fallstudien. Die Auswirkungen von Multilokalität auf Stadt- und Regionalentwicklung stellen sich räumlich und sozial sehr differenziert dar. Hervorgehoben werden in diesem Beitrag die Effekte auf den Wohnungsmarkt und das Zusammenleben in lokalen Gesellschaften.
Multilokal Lebende nutzen sehr unterschiedliche Behausungen an den jeweiligen Wohnsitzen. Dies korrespondiert mit der Vielzahl an Formen dieser Lebensweise, die sich quer durch alle Schichten der Bevölkerung zieht und sich vermutlich weiter ausbreiten wird. Es ist davon auszugehen, dass multilokales Wohnen auf verschiedenen Ebenen Einfluss auf den Wohnungsmarkt hat - auf der kleinräumigen Ebene des Hauses bzw. der Wohnung, im Quartier sowie auf gesamtstädtischer Ebene. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Bedingungen auf den städtischen Wohnungsmärkten gilt es, spezifische Strategien zur Anpassung bzw. Ergänzung von Wohnungsbeständen zu entwickeln.