Der Konferenzbericht gibt einen Überblick über die sechste Tagung der Initiative Qualitative Psychologie, die vom 21.-23. Oktober 2005 in Velden, Österreich, vom Zentrum für Qualitative Psychologie (Tübingen) organisiert wurde. Die Tagung hat bereits eine mehrjährige Tradition und wurde wie gewohnt von Forscher(inne)n unterschiedlichster Professionen aus verschieden Ländern besucht. Der Schwerpunkt der diesjährigen Konferenz widmete sich der Frage, wie der Aspekt der Generalisierung in der qualitativen Forschung der Psychologie gehandhabt werden kann. Der Tagungsbericht versucht, einen Eindruck der gesamten Tagung zu vermitteln, sie in den Kontext psychologischer Forschung einzuordnen und aktuelle Fragestellungen bzw. Tendenzen der qualitativen Forschung bzgl. Generalisierung aufzuzeigen. Die Einzelbeiträge werden zunächst kurz in diesem Kontext abgehandelt, sind jedoch im Anhang C detaillierter aufgeführt.
Qualitative research has provided a home for innovative approaches to collecting, analyzing, and representing data (Hesse - Biber & Leavy, 2006; Janesick, 2011; Ketelle, 2010). Reflexive journaling, photography and photo elicitation, poetry, video representations, dramatic enactments, visual presentations, and play - writing are but a few of the creative techniques embraced by qualitative researchers in search of ways to help their audiences move beyond reading and into experiencing the data (Collier, 2001; Deacon, 2006). These formats have opened doors to re - inventions of traditional thick, rich descriptions and provided living, intentional metaphors through which a reader can filter data via their own emotional, cognitive, spiritual, and scholarly lenses. Music, however, is one area that has been minimally used as an approach to mining and re/presenting data. This piece explores the use of music in a qualitative research project. My intention is to initiate a conversation on how music can capture both participant and researcher experiences in a way that naturally challenges words, thoughts, reactions, and assumption.
Der Artikel gibt einen Überblick über die bislang vorliegende qualitative Forschung zum freiwilligen bzw. bürgerschaftlichen Engagement im deutschsprachigen Raum. Zunächst beschäftigt sich der Artikel mit der Frage, worin das besondere Potenzial qualitativer Forschung im Bereich der Engagementforschung liegt. Anschließend werden verschiedene inhaltliche Bereiche in den Blick genommen: Forschung zum Motivwandel freiwilligen Engagements, informelles Lernen und Bildung sozialen Kapitals, qualitative Forschung zum bürgerschaftlichem Engagement in Ostdeutschland sowie bürgerschaftliches Engagement von Senioren. Abschließend widmet sich der Artikel Forschungsdesiderata. (ICB2)
Sowohl in der akademischen als auch in der praktischen Literatur wird der Begriff Impact sehr weit gefasst. In Verbindung mit (uni-)direktionalen Beziehungen zwischen Variablen und methodologischen Rahmen, die auf einen positivistischen Ansatz ausgerichtet sind, wird der Begriff jedoch sehr viel enger ausgelegt. Eine solche verengte Konzeptualisierung ist problematisch insbesondere im Zusammenhang mit Initiativen, die interne, individuelle Veränderungen abzielen. Ich schlage daher vor, Impact neu zu konzeptualisieren, um menschliches Handeln anzuerkennen und Wandel ganzheitlicher erforschen zu können. Im Rahmen post-positivistischer qualitativer Forschung sollte der Begriff zurückerobert werden, da qualitative Methoden das Potenzial haben, ein dialogisches Verständnis von Impact und des intersubjektiven Kontextes, durch den Wandel entsteht zu erhellen.
"Zur Analyse der Einbettung von Akteur/innen in soziale Strukturen werden in der Netzwerkforschung zunehmend offene Forschungszugänge auch in Kombination mit standardisierten methodischen Ansätzen verwendet. Die Entwicklung eines Vorgehens zur qualitativen strukturbezogenen Analyse stellt bislang ein Desiderat dar. Am Beispiel der Analyse einer egozentrierten Netzwerkkarte und eines erzählgenerierenden Interviews entwerfen, explizieren und begründen wir ein methodisches qualitatives Analyseverfahren, das Standards einer strukturalen Analyse - als theoretisch-methodologische Position der sozialen Netzwerkanalyse - Rechnung trägt. Entlang des Beispiels entwerfen wir qualitative Verfahren der Interpretation (Sequenzanalyse, sensibilisierendes Konzept, Memos) für die Auswertung von Netzwerkkarten und des narrativen Materials, für das wir Konzepte der formalen Netzwerkanalyse adaptieren. Unser Vorschlag dieser qualitativen strukturalen Analyse - kurz QSA - stellt damit eine Kombination aus der analytischen Perspektive der strukturalen Analyse mit analytischen Standards der qualitativen Sozialforschung dar." (Autorenreferat)
Die Gliederung des Beitrags orientiert sich an Fragen, denen sich Sozialwissenschaftler stellen müssen, wenn sie abwägen, ob das Interview ein geeignetes Instrument im Rahmen eines geplanten Forschungsvorhabens darstellt. Thematisiert werden aber nicht nur die Voraussetzungen für den Einsatz des qualitativen Interviews in politikwissenschaftlichen Untersuchungen, sondern es geht auch um methodische Folgewirkungen sowie Chancen und Restriktionen bezogen auf Forschungsergebnisse. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt auf dem Einsatz des qualitativen Interviews, den Bedingungen für die Erhebung sowie den Maßstäben der Auswertung. Die Ausführungen zur qualitativen Systematik erfordern bezogen auf alle drei Aspekte - Konzeption, Erhebung, Auswertung - immer wieder eine Abgrenzung gegenüber quantitativen Untersuchungsdesigns. Im Aufbau dieses Beitrags werden daher zunächst quantitative und qualitative Interviewforschung hinsichtlich signifikanter Unterscheidungskriterien knapp umrissen. Dargestellt werden methodische Grundüberlegungen für das qualitative Interview sowie in darauf folgenden Schritten konkrete Durchführungsmodalitäten und Qualitätsstandards für die systematische empirische Verwendung des qualitativen Interviews. Im abschließenden Fazit werden die Anwendungsperspektiven des qualitativen Interviews sowohl bezogen auf erste Forschungsarbeiten im Graduierungsprozess als auch bezogen auf die politische Wissenschaft insgesamt resümiert. (ICA2)
Das qualitative Experiment ist sowohl eine neue als auch eine alte Methode der empirischen Sozialforschung. Es kann definiert werden als der nach wissenschaftlichen Regeln vorgenommene Eingriff in einen (sozialen) Gegenstand zur Erforschung seiner Struktur, d. h. die explorative, heuristische Form des Experiments. Die systematische Analyse der Methoden der Sozialwissenschaften zeigen den Ort, die Bedeutung und die allgemeine Andwendbarkeit des qualitativen Experiments. Ein Blick in die Geschichte zeigt, daß es in berühmten Studien in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts Anwendung fand. Die Methodologie des qualitativen Experiments, die die gleiche ist wie in allen qualitativen Verfahren, wird diskutiert. Die allgemeinen heuristischen Prinzipien sind Maximierung/ Minimierung, Prüfung der Grenzen und Anpassung. Sechs spezifische Techniken werden mit Beispielen aus der Textanalyse und Sozialpsychologie vorgeführt. Im weiteren wird gezeigt, daß Experimente in Denkprozessen und Ex-post-facto-Experimente zu qualitativen Experimenten entwickelt werden können und eine wichtige Rolle in der Sozialforschung spielen sollen. Ethische Belange sind von geringerer Bedeutung als jene, die mit den (quantitativen) Standardexperimenten verbunden sind. (RWübers.)
Eine qualitative Metaanalyse ist eine systematische Zusammenfassung von empirischen Studien mithilfe des Instruments der qualitativen Inhaltsanalyse. Der Einsatz dieses Instruments macht die qualitative Metaanalyse überlegen gegenüber narrativen Überblicksartikeln oder dem Modell der Metasynthese – und zwar insbesondere durch die Integration von qualitativen und quantitativen Untersuchungen. Diese Überlegenheit wird erreicht, indem ausgehend vom Grundprinzip der inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse bestimmte Teilschritte methodologisch so spezifiziert werden, dass eine konstruktive Verbindung von Ablaufschritten der klassischen quantitativen mit der qualitativen Inhaltsanalyse erzielt wird. Dazu gehört zunächst auf der Grundlage, dass es sich bei wissenschaftlichen Publikationen um Formen expliziten, kommunizierbaren Wissens handelt, dass Kodiereinheiten unabhängig von der Kategorienentwicklung mit Schwerpunkt auf der Sinndimension festgelegt werden, mittels derer quantitativ-statistische Ergebnisse genauso wie qualitativ-narrative Resultate berücksichtigt werden können. Desgleichen ist bei der Kategoriengenerierung eine Kombination von deduktiver und induktiver Kategoriendefinition anzusetzen, die sowohl die Beantwortung gerichteter Problemfragen wie die heuristische Ausdifferenzierung von Erkundungsfragen erlaubt. Durch ein solches Vorgehen können mittels der qualitativen Metaanalyse dann am Schluss Ergebnisstrukturen erreicht werden, die durchaus auch (nonparametrisch) statistisch auswertbar sind. Wir entwickeln und demonstrieren diese methodologische Spezifizierung der qualitativen Inhaltsanalyse im Rahmen von Metaanalysen am Beispiel der Evaluationsforschung im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements (Lokale-Agenda-21-Prozesse).
"Netzwerkanalysen legen ihren Schwerpunkt auf die Betrachtung von Akteurskonstellationen, von denen in der Governance- und Policyforschung angenommen wird, dass sie für den politischen Prozess und die Ergebnisse von Politik wichtig sind. Als Metapher oder analytische Kategorie kennzeichnet der Begriff 'Netzwerke' das Phänomen, dass politische Prozesse nicht nur in den dafür explizit vorgesehenen Organisationen und Institutionen, sondern auch oft in zu ihnen quer liegenden (informellen) Netzwerken und/ oder Seilschaften stattfinden und die über die Grenzen des politisch-administrativen Systems hinaus gehen können. Ihnen wird daher ein eigenständiger Status als politikfeldrelevante Einheiten zugesprochen. Das Netzwerkkonzept ist vor allem deshalb attraktiv, weil es zwischen Mikro- und Makroebene angesiedelt ist und als relationale Perspektive einen Ansatz bietet, um den Mechanismen, Regeln und Bedingungen von politischen Prozessen auf die Spur zu kommen. Es eignet sich sowohl dazu, die Strukturbezogenheit der Individualebene zu beleuchten, als auch dazu, die in der Individualebene begründeten Erklärungspotenziale für die strukturelle Perspektive fruchtbar zu machen. Eine qualitative Netzwerkanalyse interessiert sich vor allem für die Entstehung, Stabilisierung und Transformation von politikfeldrelevanten Netzwerken. Andererseits kann sie insbesondere darüber Aufschluss geben, in welchem Verhältnis Netzwerke, Interaktionen und subjektive Bedeutungszuschreibungen stehen und welche Konsequenzen dies für die Formulierung von konkreten Policies hat. Sie unterscheidet sich damit von der quantitativen Netzwerkanalyse, die die Beziehungen zwischen den Netzwerkmitgliedern meist als Austauschbeziehungen konzipiert und vor allem die ressourcenförmige Ausstattung der Mitglieder der Netzwerke oder die Häufigkeit ihres Aufeinandertreffens in den Vordergrund stellt. Für die Auswertung der Daten steht der interpretativen Netzwerkanalyse prinzipiell die gesamte Palette der sinnverstehenden und -rekonstruierenden Methodiken zur Verfügung. Wie für die meisten qualitativen Verfahren gibt es hier kein festes Regelwerk, nach der die Datenanalyse abläuft. Der Begriff 'qualitative Netzwerkanalyse' ist daher als Überschrift zur Bündelung von verschiedenen methodischen Zugängen zu verstehen, die je nach Fragestellung variieren, aber alle dem interpretativen Paradigma zuzuordnen sind. Typische Fragen und Perspektiven, die den Forschungsprozess zu einem Ziel hin organisieren, sind Fragen nach der Inklusion/ Exklusion von Akteuren, nach der Dimensionalität der Beziehungen zwischen den Akteuren, auf denen die Netzwerke beruhen und schließlich Fragen nach den in den Netzwerken relevanten Deutungsmustern und daraus abzuleitenden Interaktionspotenzialen und -ergebnissen. Die grundlegende Vorstellung ist, dass Netzwerke als Individuen verbindende und so Handlung strukturierende Gebilde fungieren." (Autorenreferat)
Der Beitrag beschäftigt sich im Rahmen des Handbuchs zur Internationalen Politik mit den qualitativen Methoden. Einleitend skizziert der Beitrag den Diskurs um quantitative versus qualitative Methoden innerhalb der Disziplin der Internationalen Beziehungen sowie die Durchsetzung qualitativer Verfahren auch in der Politikwissenschaft in den 1970er Jahren. Im Anschluss daran beschreibt der Beitrag die methodische Entwicklung und geht auf die Merkmale und Vorzüge qualitativer Verfahren anhand von zwei ausgewählter Methoden ein: (1) Das qualitative Experteninterview - hier erläutert der Beitrag das Interview, die Auswertung, aber auch die Vorbereitung und Durchführung des Interviews. (2) Hier beschreibt der Beitrag die Methode der Diskursanalyse als hermeneutisches Verfahren, das sich auf die Interpretation von Texten konzentriert. Des Weiteren geht der Beitrag auf die kritische Diskursanalyse ein Die besonderen Vorzüge der jeweiligen Verfahren werden mit Akzenten im Gesamtthema "Internationale Beziehungen" verbunden. (ICB2)
Der Wissenschaftspolitische Rat für die Sozialwissenschaften (WRS), eine Kommission der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, hat eine Initiative lanciert zur Förderung der qualitativen Sozialforschung in der Schweiz. In dem vorliegenden Beitrag werden die Gründe und Zielsetzungen dieser Initiative skizziert. Obwohl qualitative Forschung in der Schweiz ebenso verbreitet ist wie in anderen Ländern, hinken Vernetzung und Institutionalisierung – was Information, Unterstützung, Ressourcen, Qualitätskontrollen, und Schulungsoptionen angeht – dem Stand in einigen anderen Ländern hinterher. An den meisten Universitäten und Hochschulen gehören qualitative Methoden nicht zum obligatorischen, sondern lediglich zum freiwilligen Teil sozialwissenschaftlicher Methodenausbildung. Es gibt auch kein Archiv, das auf den Erwerb und die Nutzung qualitativer Daten spezialisiert ist, und es fehlen Servicezentren zur Unterstützung und Beratung qualitativ Forschender. Von dieser Zustandsbeschreibung ausgehend werden die Ziele der WRS-Initiative und die nächsten Schritte vorgestellt.