Adornos Anthropologie
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 12, Heft 3, S. 336-353
ISSN: 0340-0425
In der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit Theodor W. Adornos Werk werden die - nach Meinung des Autors - wichtigsten Teile, die negative Dialektik und die Analyse der spätkapitalistischen Gesellschaft, zu wenig beachtet. Der Autor betont, daß es sich bei der inkriminierten 'Onotologie des falschen Zustands' keineswegs um eine einfache Übertragung bestimmter Topoi der Idealismuskritik auf die Gesellschaftstheorie handele. Die 'negative Anthropologie' sei kein peripheres Element in Adornos Werk, sondern das organisierende Zentrum, das den verschiendenen Teilen Rang und Bedeutung zuweise und als Adornos eigentlicher Beitrag zur Fortentwicklung der dialektischen Gesellschaftstheorie angesehen werden müsse. Der Autor versucht eine Rekonstruktion dieses Konzepts: Zunächst werden die Grundlinien von Adornos Analyse der negativen Vergesellschaftung skizziert und in eine Beziehung zur Tradition der materialistischen Gesellschaftskritik gesetzt. Dann wird die anthropologische Dimension dieses Prozesses unter den Gesichtspunkten der Abstraktion und der Substitution dargestellt. Abschließend wird das Zusammenwirken beider Mechanismen in einer Analyse der Theorie der Kulturindustrie beleuchtet. (KA)