Die deutsch-saudischen Beziehungen und die Akteure auf der Arabischen Halbinsel von 1924 bis 1939
In: Comparativ: C ; Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung, Band 14, Heft 1, S. 86-106
ISSN: 0940-3566
Im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich etablierte Deutschland aufgrund seiner späten Staatsgründung 1871 erst Ende des 19. Jahrhunderts seinen Einfluss im Nahen Osten. Eine Politik der wirtschaftlichen Durchdringung und politischen Einflussnahme endete mit der deutschen Kapitulation am Ende des Ersten Weltkrieges 1918. Der vorliegende Beitrag untersucht die deutsch-saudischen Beziehungen in der Zeit 1924 bis 1939 in vier Abschnitten. Die erste Phase umfasst die inoffizielle Kontaktanbahnung von 1924 bis 1929. Die zweite Periode erstreckt sich vom Abschluss des deutsch-saudischen Freundschaftsvertrages 1929 über die Eröffnung des deutschen Konsulats in Djidda 1931 bis zu dessen Auflösung im Jahr 1934. Die dritte Phase, von 1934 bis 1937, war von der Wiederanbahnung inoffizieller Kontakte geprägt. Der vierte Abschnitt schließlich, von 1937 bis 1939, umfasst die mit der wiedergewonnenen Weltmachtposition Nazideutschlands einhergehende Erhöhung des deutschen Stellenwerts in der Region.Insgesamt war die deutsche Außenpolitik in diesem Zeitraum durch die Rücksichtnahme auf britische Interessen charakterisiert; sie hatte die Befürchtung, durch eine Beeinträchtigung der britischen Hegemonie im Nahen Osten den mäßigenden Einfluss Großbritanniens auf die Reparationsforderungen Frankreichs und Belgiens zu verlieren. Diese Grundausrichtung deutscher Politik dauerte bis 1937 an. Aus diesem Grund handelte das Auswärtige Amt mit klarer politischer Einschränkung im Nahen und Mittleren Osten. (ICA2)