Die New-Skills-Gespräche des AMS werden im Auftrag der Abt. Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation des AMS Österreich vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf; www.oeibf.at) gemeinsam mit dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw; www.ibw.at) umgesetzt. ExpertInnen aus Wirtschaft, Bildungswesen, Politik und aus den Interessenvertretungen wie auch ExpertInnen aus der Grundlagen- bzw. der angewandten Forschung und Entwicklung geben im Zuge der New-Skills-Gespräche lebendige Einblicke in die vielen Facetten einer sich rasch ändernden und mit Schlagworten wie Industrie 4.0 oder Digitalisierung umrissenen Bildungs- und Arbeitswelt. Initiiert wurden die mit dem Jahr 2017 beginnenden New-Skills-Gespräche vom AMS Standing Committee on New Skills, einer aus ExpertInnen des AMS und der Sozialpartner zusammengesetzten Arbeitsgruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die breite Öffentlichkeit wie auch die verschiedenen Fachöffentlichkeiten mit einschlägigen aus der Forschung gewonnenen Informationen und ebenso sehr mit konkreten Empfehlungen für die berufliche Aus- und Weiterbildung - sei diese nun im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Qualifizierungsmaßnahmen oder in den verschiedensten Branchenkontexten der Privatwirtschaft organisiert, im berufsbildenden wie im allgemeinbildenden Schulwesen, in der Bildungs- und Berufsberatung u.v.m. verankert - zu unterstützen.
Ausgehend von den Analysen der Chicagoer Schule vertritt der Autor die These, die großen Untersuchungen seien soziologische Reportagen, wobei die Reportage eine Form der Erzählung darstelle. Gerade aus den Arbeiten Robert Parks werde außerdem deutlich, daß die Soziologie vom Ursprung her "aktualitätsversessen" sei. Den Autor interessiert in seinem Beitrag die Frage, was eine Erzählung aber zu einer soziologischen Erzählung mache, wie soziale Realität dort erscheint und welche Formen soziologischer Erzählungen zu unterscheiden seien. Generell enthalte die Erzählung eine komplexe Handlungstheorie, was für die soziologische Theorie von Bedeutung sei. Der Autor erörtert essayistisch den Unterschied zwischen historischer und literarischer Erzählung und geht abschließend auf Probleme einer Verbindung von Literatur und Soziologie ein. (rk)
Das vorliegende Buch "Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung" von Gabriele ROSENTHAL beleuchtet die Methoden und Herkunft der interpretativen Sozialforschung. Dabei kommt – entsprechend des Arbeitsgebiets der Autorin – der Biografieforschung ein starkes Gewicht zu. Die Autorin stellt die Wurzeln der interpretativen Sozialforschung von der Chicagoer Schule, der verstehenden Soziologie bis zur Grounded Theory Methodologie dar. ROSENTHAL stellt die teilnehmende Beobachtung und das narrative Interviews als Hauptmethoden der interpretativen Sozialforschung vor. Zudem werden die Durchführung von Fallrekonstruktionen, Inhaltsanalysen und weitere relevante Auswertungsansätze besprochen. Ausführliche Beispiele ergänzen die Darstellung. Allerdings wirkt die Zusammenstellung nicht ganz vollständig und sehr auf den Arbeitsbereich der Autorin beschränkt.
Dieser Beitrag befasst sich mit dem Stellenwert qualitativer Forschungsmethoden im Universitätscurriculum unter Berücksichtigung sich wandelnder Nutzungsweisen. Hierzu gehören zunächst der Beginn und die Frühzeit qualitativer Methodologie – insbesondere die Chicagoer Schule und die Schöpfungsmythen qualitativer Soziologie – und deren Einordnung in das sozialwissenschaftliche Curriculum. Mit Strukturalismus und Funktionalismus und deren makrosoziologischer und quantitativer Affinität ist es dann zu einer zunehmenden Marginalisierung qualitativer Methoden gekommen. Erst mit der Entwicklung und Etablierung der Grounded Theory war ein beschleunigtes Wiederaufleben qualitativer Sozialforschung zu verzeichnen, dies in allerdings teilweise unterschiedlicher Weise für Nordamerika, Großbritannien und den kontinentaleuropäischen Raum. Für die Gegenwart sind wachsende Legitimationsbemühungen bis hin zur Institutionalisierung qualitativer Methodik charakteristisch. Die Rolle, die qualitative Forschung dabei aktuell im universitären Curriculum spielt, wird vor dem Hintergrund nordamerikanischer Evaluationsprogramme, neuer Forschungstechnologien und veränderter Infrastrukturressourcen verstehbar.
Der instrumentale Positivismus in der amerikanischen Soziologie. Ausgehend von einer Definition des instrumentellen Positivismus, der die amerikanische Soziologie seit Ende der 30er Jahre dominiert und der hier von der die Bewegung der charities and corrections begründenden Theorie sowie der Chicagoer Schule unterschieden wird, zeichnet der Autor die seiner Meinung nach zentralen Merkmale dieses Positivismus nach : Bestreben nach Verfeinerung der statistischen Techniken und Forschungsinstrumente ; Übernahme einer nominalistischen oder individua- listischen Konzeption der Gesellschaft ; Neigung zum Induktionismus, Verifîkationismus und Inkrementalismus ; Verbindung zwischen einer (falschen) Dichotomie Tatsachen/Werte und einer (falschen) Konzeption der Wertfreiheit ; Vorrang der Forschungsteams und Vermehrung von Zentren und Instituten angewandter Sozialforschung. Besondere Aufmerksamkeit wird daneben dem Werk Lazarsfelds und der Tradition von Columbia gewidmet. Schließlich sucht der Artikel den gegenwärtigen Einfluß und die kunftigen Perspektiven des instrumentellen Positivismus einzuschätzen. Am Ende steht das Bedauern des Autors, daß viele amerikanischen Forschungen zwar auf der Ebene der Forschungsinstrumente und quantitativen Methoden höchst innovativ sind, aber aus Routine die soziologischen und politischen Theoriedebatten ignorieren.