Zur Eröffnung des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 13-16
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In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 13-16
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 55-57
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2685-2697
"Die weitere Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse wird als notwendige Voraussetzung angesehen, die persistenten Arbeitsmarktprobleme zu lösen. Diese zunächst auf dem neoklassischen Paradigma basierenden Vorstellungen (Unabhängige Expertenkommission 1991) finden in modifizierter Form verbreitet Zustimmung (für andere: Eichhorst u.a. 2001). Wenn die Politik im Unterschied zu einigen anderen Ländern wie Großbritannien nur zögerlich die vorgeschlagenen Rezepturen weiterer Deregulierungsmaßnahmen aufgegriffen hat, dann hat dies sicherlich mitden befürchteten, schwer kalkulierbaren sozialen Risiken zu tun, die bei einer Lockerung oder gar Beseitigung etablierter sozialer Standards zu erwarten sind. Die Vorschläge der Hartz-Kommission (Bericht 2002) sowie die anschließende Gesetzgebung werden das Regulierungsgefüge stärker verändern als alle anderen Versuche der letzten Jahrzehnte. Die scheinbare Unvereinbarkeit von Flexibilität und sozialer Sicherheit versucht das Konzept der Flexicurity aufzulösen. Es hat seine Wurzeln in den Niederlanden, wo es seit Mitte der neunziger Jahre entwickelt und in Ansätzen implementiert ist. Inzwischen haben OECD sowie EU dieses Konzept offiziell übernommen. Dessen Grundprinzipien werden wir im Folgenden für die Diskussion in der Bundesrepublik fruchtbar machen, wobei der Ausgangspunkt die Denkfigur des Normalarbeitsverhältnisses ist. Anschließend unterscheiden die Verfasser verschiedene Formen von Flexibilisierung und beschreiben deren Folgen für die soziale Sicherung. Im Mittelpunkt steht das auf die institutionellen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik bezogene Konzept der Flexicurity als Alternative zur reinen Flexibilisierung. Zentrale Elemente bilden die vier miteinander zu verbindenden Teilkonzepte der Übergangsarbeitsmärkte, der beschäftigungssichernden Tarif- und Betriebspolitik, des lebenslangen Lernens und der Reform der Alterssicherung. Diese lassen sich in analytischer Perspektive sowohl auf die Erwerbs- als auch die in diesen Diskussionskontexten weitgehend ausgeblendete Nacherwerbsphase diskutieren." (Textauszug)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4353-4362
"Das Schweizer Sozialhilfesystem befindet sich gegenwärtig in einem Umbruch. Durch Verwaltungsreformen und Reorganisationsmassnahmen wird in einigen Kantonen angestrebt, dass der Integrationsauftrag der Sozialhilfe künftig effizienter erfüllt wird. Die (relativ knapper werdenden) Mittel, die von der Sozialhilfe bereit gestellt werden, das sind zusätzliche materielle Subventionen und Beratungsleistungen, sollen verstärkt den KlientInnen zugute kommen, die in beruflicher und sozialer Hinsicht als integrationswillig und integrationsfähig angesehen werden. Wie wird sich diese anvisierte Segmentierungspraxis auf die professionelle Praxis der Sozialarbeit bzw. auf das Sozialarbeiter-Klienten-Verhältnis auswirken? Zum einen werden die bereits bestehenden Antinomien (Schütze) noch verstärkt. Zum anderen, und das ist das Entscheidende, ist der Sozialarbeiter gehalten, für jeden seiner Klienten eine Prognose über den künftigen (beruflichen und sozialen) Integrationsverlauf zu erstellen, welche wiederum die Grundlage für die jeweilige Zuerkennung materieller und immaterieller Sozialhilfeleistungen darstellen wird. Mit dieser Segmentierungspraxis würde sich die Sozialarbeit von der Gleichheitsnorm, nach der die finanzielle Verselbständigung und beruflich-soziale (Re-)Integration für alle SozialhilfeklientInnen anzustreben sei, verabschieden. Mit anderen Worten: in KlientInnen mit 'guten' Erfolgsaussichten wird investiert, die anderen mit 'schlechteren' Erfolgsaussichten werden nur noch 'verwaltet'. Wie reagiert die Sozialarbeit in der Schweiz auf dieses Vorhaben? Da diese offensichtliche Verabschiedung von der Gleichheitsnorm im Widerspruch zu einer fallbezogenen professionalisierten therapeutischen Praxis steht, müsste sich die Sozialarbeit zur anvisierten Segmentierungspraxis kritisch bis ablehnend äussern. Tatsächlich ist das Segmentierungsvorhaben innerhalb der Sozialarbeit umstritten. Im geplanten Referat werden Analysen des sozialarbeiterischen Diskurses über die geplanten Sozialhilfereformen vorgestellt. Dabei interessiert vor allem, ob gegebenenfalls sozialarbeiterische Deutungsmuster dieser Entwicklung Vorschub leisten." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 1169-1181
Die vier Hartz-Gesetze stehen für mehr als nur eine Reform der Arbeitsmarktpolitik, sie sind zugleich Symbol für die Reformfähigkeit des deutschen Arbeitsmarkt- und Sozialsystems schlechthin. Der Beitrag informiert zunächst über die wichtigsten Elemente der Hartz-Gesetze. Anschließend wird diskutiert, wie die auf vermehrte Eigenverantwortung setzende Strategie des Förderns und Forderns zu bewerten ist, wie die teils modifizierten, teils neu konstruierten Formen flexibler und atypischer Beschäftigung die Arbeitsmarktentwicklung beeinflussen und welche Wirkungen sie auf die Struktur der Arbeitslosigkeit haben. Der Beitrag zeigt, dass die mit den Hartz-Gesetzen vollzogenen Arbeitsmarktreformen die anhaltende Misere am Arbeitsmarkt nicht grundlegend werden verändern können. Solange sie nicht in eine Beschäftigung fördernde Makropolitik eingebettet sind, werden die sich abzeichnenden Beschäftigungseffekte primär auf Substitutionswirkungen beruhen. Die Hartz-Gesetze erweitern die Flexibilität am Arbeitsmarkt, ohne die dadurch geminderte soziale Sicherung zu kompensieren. (ICE2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2625-2639
"The flexibilisation of work and of working life have been issues high on the agenda of the Dutch public debate for at least fifteen years. Mostly, they have been regarded as positive developments, specifically from the viewpoint of their potential for enhancing the employment of the Dutch labour force and for promoting the emancipation and economic self-sufficiency of women. Dutch governments haverecognized, however, that for taking full profit of such benefits flexibilisation has tobe regulated. Which means, not in the least, that flexible workers have to have an adequate social protection. In line with this thinking, policies have been guided by the aspiration of combining flexibility and security. Or to achieve adequate flexicurity as the combination of goals has come to be known. In this chapter the editor will present and discuss critically Dutch flexicurity policies ofrecent years, which have mainly been taken in the fields of part-time work, socialsecurity, labour law, and work-care combination. To put matters into perspective he will start with presenting figures about developmentsin the extent and distribution of flexible work and of part-time work. In main lines it will show that in the Netherlands the degree of flexible work is rathermodest, while the degree of part-time work is very high. Thirdly, he will discuss the development in Dutch government's flexicurity policies, and describe the aims and content of recent measures. Since collective labour agreements between social partnersare an important part of workers' flexicurity he should also discuss developmentsin this field separately, but space restrictions do not allow this. He will finish with a critical evaluation of the most important measures, and draw some conclusions." (text abstract)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3613-3623
"Während der Sitzung der Gruppe werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung über hochmobile Mitarbeiter einer internationalen Organisation vorstellt. Auf Grund ihrer Tätigkeit bleiben sie drei bis fünf Jahre im Ausland oder arbeiten mehrere Jahre in einem Land, ohne dort zu wohnen. In diesem Fall nehmen sie gleichzeitig an Projekten in ca. fünf Ländern teil und verbringen dort bis zu 160 Tage im Jahr. Sie werden oft als Kosmopoliten oder globale Elite bezeichnet. In der Literatur geht man von der Annahme aus, dass hohe Mobilität eine Bedrohung für die Identitätsbildung und das psychische Wohlgefühl darstellt. Speziell in der Untersuchungsgruppe der Verfasserin ist die Beziehung zu den Orten und den lokalen Kulturen sowie zu den Einheimischen erforderlich. Sie sind Spezialisten für Entwicklungshilfe und sollen Ländern und ihren Bewohnern helfen. Sie sollten die lokalen Bedingungen und kulturellen Hintergründe genau kennen und verstehen, um ihre Arbeit gut ausüben zu können. Sie sind aber ständig im Spannungsfeld zwischen Privat- und Berufsleben und der Forderung, sich im Lokalen sehr gut zu orientieren, Familienvater oder Mutter zu sein, interkulturelle Unterschiede im Berufsleben und den Alltag zumeistern. In ihrem Vortrag geht die Verfasserin der Frage nach, welche Bindung die untersuchten Individuen zu dem sie aufnehmenden Ort schaffen. Inwieweit sind sie in die lokale Gemeinschaft integriert? Wie gehen sie mit den interkulturellen Unterschieden im Alltag und bei der Arbeit um? Um diese Fragen zu beantworten, beschäftigt sich die Verfasserin mit drei Hauptpunkten: 1. Teilnahme an der lokalen Gemeinschaft, 2. Familie und Freundeskreis, 3. Freizeitgestaltung. Als Ergebnis der Untersuchung ist festzustellen, dass die Beziehung zu einem Ort in mehreren Aspekten unterschiedlich ist. Es scheint, dass ihre Beziehung zu einem Ort im Wesentlichen auf ihren Geschäftsbeziehungen basiert, ihre private Bindung an diesen Ort ist sehr limitiert, meistens auf Grund fehlender Zeit, weiter in die lokale Gemeinschaft eingebunden zu sein. Auch wegen dem institutionell unterstützten Ideal der persönlichen Entwicklung, verstanden als Übernahme neuer Aufgaben in neuen Ländern, tendieren sie dazu, nicht zu den Orten zurückzukehren, an denen sie gelebt haben." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 677-692
"Die anhaltende Tendenz zur Entberuflichung und Individualisierung moderner Erwerbsgesellschaften, wirft die Frage nach dem Wandel der sozialen Integration des Einzelnen in Arbeit und Erwerb auf. Die klassische Sozialtheorie vermag hier nur unzureichende Hilfestellung zu bieten, da sie dem Kategoriensystem einer beruflich verfestigten, dem Gesellschaftsvertrag der Industriemoderne verpflichteten, Status- und Solidaritätsordnung verhaftet ist. Aber auch die Antworten der neueren Arbeits- und Erwerbssoziologie, die innerhalb der Soziologie aktuell etwa unter dem Konzept des 'Arbeitskraftunternehmers' diskutiert werden, überzeugen nicht völlig, sehen diese die Erwerbsgesellschaft so weitgehend vom Sozialen entkoppelt, dass fraglich ist, wie ein allen marktförmigen Unsicherheiten preisgegebenes und nicht mehr in längerfristige Loyalitäts- und Vertrauensbeziehungen eingebundenes Arbeitssubjekt, sich ohne ein Mindestmaß an wertgestützter Identifikation und sozialer Gegenseitigkeit überhaupt mobilisieren und einbinden lassen soll. Daher soll am Beispiel der Analyse von Erwerbsordnungen innerhalb von Kulturberufen wie z. B. Journalismus, Werbung, Design oder der Filmindustrie ein weiterer Deutungsvorschlag gemacht werden, der versucht, normative Verankerungen 'atypischer' Beschäftigungsformen in hochqualifzierten Berufe exemplarisch nachzuvollziehen. Die zur Diskussion gestellte These ist, dass hier soziale Integrationsprinzipien entstanden sind, die weder dem Muster des zwar fremdbestimmten aber sozialstaatlich kompensierten verberuflichten Arbeitnehmers, noch dem durch exklusive Bildungstitel garantierten Elitestatus der klassischen Professionen, entsprechen. Das hier dominierende Vergesellschaftungsprinzip besteht vielmehr in der Kopplung individueller Einsatzmotive, Perspektiven und Aufstiegschancen an Reputationsmärkte, basierend auf einem neuen Ethos, das zu einem guten Teil von den kulturellen Eliten im Rahmen ihrer Kapitalismuskritik selbst entwickelt worden ist. Anhand von Beispielen einer Fallstudie soll gezeigt werden, wie die hier verhandelten Wert- und Identitätszuschreibungen traditionelle berufs- und betriebsbasierten Statuszuweisungen ersetzen bzw. verändern. Aus ihnen entspringen eben jene förderlichen Handlungsmuster, die sich in der vergangenen Epoche der marktlichen Radikalisierung von Erwerbsordnungen noch entgegengestellt haben." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2719-2730
Die gesellschaftliche Ästhetisierung des Körpers und die individuellen Körperformungsstrategien, wie sie inzwischen von ca. 5,08 Millionen Menschen in Fitnessstudios im Rahmen einer freiwilligen Mitgliedschaft absolviert werden, können als Beispiele für die moderne Form der Fremd- und Selbstdisziplinierung angesehen werden. Die Autorin berichtet hierzu aus ihrem Forschungsprojekt, in welchem sie mit Frauen und Männern, die in Fitnesscenter Bewegungsangebote wahrnehmen und seit mindestens zwei Jahren Mitglied waren oder sind, Interviews durchgeführt hat. Um zu zeigen, inwiefern das Geschlecht für die Aktiven als Zugehörigkeits- und Differenzkategorie relevant ist bzw. ob Abweichungen und Widerständigkeiten als Diskrepanzerfahrung thematisiert werden, stellt sie ausgewählte Interviewausschnitte mit einer Frau und einem Mann vor, die als wissenschaftliche Mitarbeiter im Bereich der Geschlechterforschung tätig sind. In den Interviews wird deutlich, dass die Herstellung von Schönheit, Jugendlichkeit, Gesundheit und Fitness mit Glücks- und Heilversprechen ausgestattet sind, die jedoch nur durch eine disziplinierte und ausdauernde Arbeit am eigenen Erscheinungsbild, z.B. durch die Techniken der Körperformung in Fitnessstudios, einzulösen sind. In der gezielten Bearbeitung des Körpers ist das Geschlecht ein höchst relevanter Faktor, durch welchen inkorporierte Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit in äußerer Haltung erzeugt, verstärkt und als scheinbar natürlicher Körperausdruck visualisiert werden. (ICI2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 693-709
"Inwieweit Instabilitätserfahrungen und -erwartungen die subjektive Bedeutung von Arbeit sowie ihre Verarbeitungsmuster prägen, ist Gegenstand des Referates. Am Beispiel eines Randgebietes von 'Normalarbeit', der Internetökonomie, wird die widersprüchliche Neuschneidung von sozialer Integration diskutiert. Anhand qualitativer Untersuchungsergebnisse wird gezeigt, wie hochqualifizierte, solo-selbständige NetWorker ihre soziale Lage bearbeiten. Die soziale Lage von NetWorkern, so die These, lässt sich als marktradikal vermittelte Lebenslage fassen, die zudem eine Prekarisierung auf hohem Niveau widerspiegelt. Von prekär lässt sich neben dem nur teilweise existenzsichernden Einkommen insoweit sprechen als dass sich die soziale Lage von NetWorkern durch eine widersprüchliche institutionelle Teilhabe auszeichnet; zwar erwerbstätig, sind NetWorker weitgehend aus sozialstaatlichen Sicherungssystemen ausgeschlossen. Infolgedessen nimmt die Bedeutung von Erwerbsarbeit für die Stabilisierung der Lebenslage zu. Die damit verbundenen, spezifischen Instabilitätserfahrungen werden als Ausdruck widersprüchlicher sozialer Integration gedeutet. Jedoch ist eine Prekarisierung auf hohem Niveau nicht gleichzusetzen mit einer Entstrukturierung sozialer Ungleichheiten. Alles andere als kontingent, sind subjektive Bewältigungsressourcen kapitalabhängig und mit spezifischen 'sozialen Fallhöhen' versehen. Vor diesem gemeinsamen Erfahrungshintergrund offenbaren sich Muster, die auf eine differenziert subjektive Verarbeitung von Instabilitäten hindeuten. Sie werden in Anlehnung an vertikale Beschreibungsmodelle geordnet und begrifflich zu den Handlungsstrategien 'Unternehmer', 'Dienstleister' und 'Künstler' verdichtet. So soll ein jeweils spezifischer Umgang mit Instabilitätserfahrungen bzw. -erwartungen gezeigt werden, in denen z. B. Unterscheidungen von 'Arbeit' und 'Nicht-Arbeit' aufscheinen." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4135-4143
Der Beitrag erörtert die These, wonach Staatsgrenzen als politische Symbole und deshalb Grenz(sicherungs)regime - nicht nur, aber auch - als Akte symbolischer Politik begriffen und analysiert werden müssen. Ein solcher Zugang kann eventuell erklären, warum die Regulierung des 'illegalen' Grenzverkehrs allem Anschein nach wenig effektiv (im ökonomischen Sinne) ist. Die Ausführungen zur politischen Symbolhaftigkeit der Grenze gliedern sich in drei Aspekte: Im ersten Schritt wird aus historischer Perspektive die wissenschaftlich-technische Grenzziehung im 19. Jahrhundert im Königreich Sachsen beschrieben. Der zweite Schritt beleuchtet die Vorgehensweise bzw. den Umfang der Grenzsicherung an den Beispielen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland gegenüber den osteuropäischen Nachbarstaaten sowie den EU-Außengrenzen. Grenzsicherungspolitik ist dabei de facto symbolische Politik, weil sie nach innen diejenigen beschwichtigt, die sich bedroht fühlen, und nach außen möglicherweise diejenigen abschreckt, oder zu größerer Vorsicht gemahnt, die sich von der Existenz der Grenze einen Profit versprechen. Der dritte Schritt beleuchtet abschließend den wohl zum Scheitern verurteilten Versuch staatlicher Grenzüberschreitung im Kontext der Wandlung der Grenzlinie zum Grenzraum. Die deutschen Behörden haben diesen Raum diesseits auf einen Dreißig-Kilometer-Streifen festgelegt. Das ist der Bereich, in dem der Bundesgrenzschutz eigenständig polizeilich aktiv werden darf, das heißt: Personen observieren, Personen kontrollieren, Personen festnehmen. Jenseits der Grenze ist per Staatsvertrag eine 500-Meter-Zone für die 'Nacheile' vorgesehen. (ICG2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4614-4623
"Part of the study of twentieth-century changes in German, American, English and Dutch manners books focuses on developments in courting and dating. It shows that in all these countries, around the turn of the nineteenth to the twentieth century, young people started to 'date', that is, to go out together, both with and without a chaperone. From the 1920s onward, however, advice on dating, necking and petting, the 'line', the stag line, cutting in, and getting stuck appears in American manners books only. The US dating regime that emerged signified the escape of young people from under parental wings and the formation of a relatively autonomous courting regime of their own, leading to a head start in the emancipation of sexuality and to the rise of the first western youth culture, which was restricted to the USA. This emancipation of young people in the USA made young women less dependent upon their parents, but in regard to their relationship to young men, the dating regime kept women rather dependent upon men and their 'treats'. The then prevalent uneven balance of power between the sexes was institutionalized in an attitude that linked 'petting and paying'. Necking and petting as inherent possibilities made dating highly sexually oriented, but also sexually restrained, as the sexual exploration was to remain without sexual consummation. In that sense, the youth-culture dating code was oriented toward sex and marriage, maintaining the adult-code of abstinence of sex before and outside marriage. The responsibility for sufficiently restrained sexual emotion management was put in the hands of women. This double standard demanded that women developed increasing subtlety in the art of being both naughty and nice, of steering between yielding and rigidity, prudery and coquetry: a highly controlled indulgence of sexual impulses and emotions. This paper focuses on the present-daysocial legacy of the dating regime, which seems to consist of such characteristics as a highly commercialized sex, a fascination with breasts and blow jobs, and two pronounced double standards, one being the continued co-existence of a youth code allowing for sex and an adult code tending to demand abstinence of sex before and outside marriage, with the construction of 'technical virginity' as a bridge between the two. The other double standard consists of dating manners and office manners, the latter tending to demand abstinence of sexual references and allusions in the domain of work. This paper argues that the formalization of male dominance in the dating regimehelps explain why the female emancipation movements that followed the youth culture of the 1960s - a western international one - met with tougher resistance in the USA than in Europe: the reputedly advanced greater freedom of women in America seems to have turned into a deficit." (author's abstract)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2303-2311
"Die Visionen von Frauenbewegungen zielen auf grundlegende gesellschaftliche Veränderungen: Ungleichheiten im Geschlechterverhältnis sollen aufgehoben und das Herrschaftsverhältnis zwischen Männern und Frauen nicht nur herausgefordert, es soll beseitigt werden. Vor diesem Hintergrund haben sich verschiedene 'Politikender Gleichheit' etabliert, die einen Wandel im Geschlechterverhältnis befördern sollen. Diese Institutionalisierung von Frauen- und Geschlechterpolitik ist von jeher feministischer Kritik unterzogen worden, was auch aktuell für das auf europäischer und auf nationaler Ebene implementierte Konzept des 'Gender Mainstreaming' zu beobachten ist. Unterschiedliche Kritiken richten sich dabei auf die zunehmende Ökonomisierung auch von Geschlechterpolitik, wenn in den Geschlechtergerechtigkeit, Leistungsgerechtigkeit und die betriebswirtschaftliche Logik der Qualitätssicherung unmittelbar miteinander verknüpft werden. Welchen Bedeutungswandel erfährt eine Kategorie wie Geschlecht, wenn sie zunehmend als eine Humanressource für wirtschaftliche Interessen und Entwicklungen begriffen wird? Wie wird die komplexe Kategorie Geschlecht gegenwärtig in weit reichende Analyse- und Handlungskonzepte des Gender Mainstreaming übersetzt? Welchen Bedeutungswandel erfährt dabei der gesellschaftskritische Gehalt soziologischer Frauen- und Geschlechterforschung? Diese Fragen werden anhand der Analyse von Kernaussagen und Schlüsselkonzepten des Gender Mainstreaming diskutiert (Genderkompetenz, Genderwissen, Gendertrainings), deren Ambivalenz herausgearbeitet wird: zwischen der fraglosen Passförmigkeitin die Logik des marktbezogenen Individualismus und einem fortdauernden Streben nach Wandel im Geschlechterverhältnis und damit nach Gleichheit." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 526-539
"Legitimationsfähig sind in modernen Gesellschaften bekanntlich nur solche sozialen Ungleichheiten, die auf 'erworbenen' Merkmalen beruhen, während Benachteiligungen aufgrund 'natürlicher', askriptiver Eigenschaften als inakzeptabel gelten. Dahinter steht offenbar die Vorstellung der eindeutigen Unterscheidbarkeit zwischen 'Natur' und 'Gesellschaft', die für die okzidentale Moderne und ihr Selbstverständnis konstitutiv ist. Was aber bedeutet es für die Erzeugung, Wahrnehmung und Legitimation von sozialer Ungleichheit, wenn eine der zentralen Thesen der Theorie reflexiver Modernisierung zutrifft und die Grenzziehung zwischen Natur und Gesellschaft uneindeutig wird oder sich sogar auflöst? Kann unter diesen Bedingungen überhaupt noch trennscharf zwischen naturgegebenen und erworbenen Eigenschaften unterschieden werden? Kommt es in der Folge zu einer unterschwelligen oder offenen (Re-)Naturalisierung sozialer Ungleichheit, gerade weil 'Natur' zunehmend zu etwas sozial zu Verantwortendem wird? Und etabliert sich eine neuartige 'Herrschaft der Uneindeutigkeit', weil bislang handlungsorientierende Unterscheidungen wie 'natürlich vs. künstlich' oder 'krank vs. gesund' sich aufzulösen beginnen? Konkretisiert werden sollen diese Fragen vor allem am Beispiel der Debatte um die Herausbildung einer 'genetic underclass' infolge der Verbreitung von prädiktiven Gentests. Gemeint ist damit, dass Personen mit 'ungünstiger' genetischer Ausstattung zukünftig in institutionellen Zusammenhängen (Arbeitsmarkt, Versicherungswesen u. a.) benachteiligt oder ausgegrenzt werden könnten. Diskutiert werden soll in dem Beitrag vor diesem Hintergrund, inwiefern sich hierbei neuartige Formen des Eindringens von 'Natur'-Kategorien in soziale Handlungs- und Wahrnehmungsprozesse erkennen lassen und in welchem Verhältnis sie zu 'älteren' (aber gleichwohl noch immer virulenten) Phänomenen naturalisierender Herrschaft und Ungleichheit (etwa Rassismus oder Sexismus) stehen." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2570-2579