Erste Bilanz der EU-Osterweiterung: Importe der neuen Mitgliedsländer aus der Eurozone gewinnen an Bedeutung
In: DIW-Wochenbericht, Band 72, Heft 20, S. 337-342
"Seit der Erweiterung am 1. Mai 2004 gehören acht vormals sozialistische Länder - Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakische Republik, Ungarn und Slowenien - der Europäischen Union an. Auch im Jahr ihres Beitritts wiesen die neuen EU-Mitglieder eine kräftige gesamtwirtschaftliche Dynamik auf. Damit hat sich der Konvergenzprozess im Hinblick auf die Pro-Kopf- Einkommen innerhalb der heutigen EU-25 fortgesetzt. Bemerkenswert ist indes, dass es im Zuge der EU-Osterweiterung offenbar zunächst nicht zu dem von vielen erwarteten besonders kräftigen Wachstumsimpuls für die Beitrittsländer kam; vielmehr hat sich dort das gesamtwirtschaftliche Tempo in der Zeit nach dem Beitritt vielfach sogar abgeschwächt, ist aber immer noch hoch. Ursächlich dafür dürfte gerade die nach dem Beitritt stärker gewordene Handelsverflechtung zwischen den Ländern der Eurozone und den neuen Mitgliedsländern gewesen sein. Während die neuen Mitgliedsländer mit einer relativ schwachen Nachfrage aus der Eurozone konfrontiert waren, konnten die Länder der Eurozone ihrerseits von der insgesamt kräftigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Mitgliedsländern sowie von den handelsumlenkenden Effekten des Beitritts profitieren; der Anteil der Importe, die aus der Eurozone bezogen werden, ist gestiegen. Zugleich nahm der Handel der Beitrittsländer mit Nicht-EU-Staaten spürbar ab. Die Beitrittsverträge sehen vor, dass die neuen Mitgliedsländer zu gegebener Zeit den Euro einführen werden, wenngleich hier kein genauer Terminplan besteht. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung der Maastricht-Kriterien. Insbesondere in Bezug auf die Lage der öffentlichen Haushalte, aber auch bei der Inflationsbekämpfung müssen viele der neuen Mitgliedsländer noch erhebliche Anstrengungen leisten." (Autorenreferat, IAB-Doku)