Indien ist laut Verfassung eine "souveräne, sozialistische, säkulare, demokratische" Republic Doch diese Attribute bieten gehörigen Sprengstoff, wie die aktuellen Debatten zeigen. Die Tatsache, dass das Wörtchen "secular" (panthnirpeksh) - wie auch das Wort "sozialistisch" - nicht im Originaldokument enthalten waren und erst 1976 hinzugefügt wurden, rechtfertigt nicht, es jetzt wieder zu entfernen.
Der Autor setzt sich mit dem Säkularisierungstheorem als religionspolitischem "common sense" in der Politikwissenschaft kritisch auseinander. Mit diesem Theorem gingen insbesondere drei entwicklungstheoretische Annahmen einher: die Ausdifferenzierung von Politik und Religion, die Erosion des Christentums und der Rückzug der Religion in die private Sphäre. Angesichts der hohen Motivationskraft religiöser Überzeugungen hält es der Autor für notwendig, eine Korrektur des Säkularisierungstheorems und der normativen Bestimmung des Verhältnisses von Religion und Politik vorzunehmen. Er rekonstruiert hierzu zum einen die jüngere religionssoziologische Diskussion um das Säkularisierungstheorem und hinterfragt diese hinsichtlich ihrer Konsequenzen für die Interpretation des empirischen Verhältnisses von Religion und Politik. Er erörtert zum anderen die normative Forderung nach der Privatisierung des Religiösen als ein Beispiel des politikwissenschaftlichen Säkularismus. Nach seiner Auffassung sind weder der Säkularismus des liberalen und vermeintlich neutralen Staates, noch der Rekurs auf christlich-naturrechtliche Grundsätze eine geeignete verfassungsrechtliche Lösung des Verhältnisses zwischen Religion und Politik, da die fortschreitende Pluralisierung den politischen Grundkonsens zunehmend ausdünnt. Auch der von John Rawls vorgeschlagene "overlapping consensus", der auf eine verbindliche Letztbegründung verzichtet, ist seiner Meinung nach ungeeignet. Statt dessen schlägt der Autor vor, die Lösung dieser Konflikte dem Dialog der sich wechselseitig als Gleiche anerkennenden Parteien zu überlassen. Dies setzt eine Konfliktkultur mit entsprechenden politischen Tugenden voraus, die vom Christentum zehren könnte, aber es sollten auch neue Tugenden entwickelt werden. Ein solches Gemeinwesen wäre dann ein "vollends säkularisiertes, weil nicht säkularistisches Gemeinwesen". (ICI2)
Hinsichtlich der Leitfrage, ob die von Hermann Lübbe herausgestellte Bedeutungsdimension des "Secularism" für eine Religionsstiftung auch eine ausgesprochen religiöse Absicht einschloss, entwickelt der Autor einen sowohl empirischen als auch hermeneutischen Zugang zur Vorgeschichte der zeitdiagnostischen Verwendung dieses Begriffs. Er unternimmt dies auf der Grundlage von jüngst ausgewerteten Selbstzeugnissen zahlreicher Mitglieder eines britischen, zwischen den Jahren 1850 und 1885 aufgebauten Verbandes, dessen örtliche Mitgliedervereine sich als "Secular Society", "Secular Institute" oder als "Secular Federation" bezeichneten. Die Frage, ob der britische Verband möglicherweise selbst etwas Religionsartiges anstrebte, wird in drei Schritten untersucht: Der erste rekonstruiert eine zeitgenössische und von außen her eingenommene Sichtweise auf den Verband und seine Ziele. Der zweite stellt dieser Außenansicht das damalige Selbstverständnis einer kleinräumig strukturierten Öffentlichkeit gegenüber. Der dritte Schritt zeigt die Praxis auf, in der sich jenes Selbstverständnis herausbildete, festigte und schließlich in einer breiteren Öffentlichkeit behaupten konnte. (ICI2)
Die konfrontativen politischen Auseinandersetzungen im tunesischen Umbruchprozess nach dem Sturz Bin ʿAlis wurden häufig als Manifestationen einer umfassenden Polarisierung zwischen »Islamismus« und »Säkularismus« verstanden. Am Beispiel der tunesischen Gewerkschaftsorganisation UGTT – Friedensnobelpreisträgerin von 2015 – und ihrer öffentlichen Stellungnahmen während der tunesischen Umbruchsituation zwischen 2011 und 2014 untersucht diese Arbeit, wie Diskurse in Polarisierungsprozesse eingebunden sind und warum sie sich auf ihre besondere Art und Weise gestalten. Zur Beantwortung dieser Fragestellung wird im Anschluss an Begriffe Pierre Bourdieus eine Forschungsperspektive entwickelt, die zwar Diskurse in den Mittelpunkt der Analyse stellt, dabei aber weiterhin die objektiven, strukturellen sozialen Verhältnisse und die Interaktionen im politischen Kontext berücksichtigt. Die Arbeit zeigt auf, dass AkteurInnen von den Spezifika ihrer sozialen Position bestimmte Interpretationsrepertoires nahegelegt werden, innerhalb derer sie sich, mitunter polarisierend, auf ihre politischen KontrahentInnen beziehen. Polarisierte Umbruchsituationen sind dementsprechend selten eindeutig binär strukturiert – für den Fall der UGTT stellt sich z.B. heraus, dass sie in ihrem Diskurs vielmehr auf organisationstypische Charakteristika rekurriert als auf einen »Säkularismus« per se, und so eher eine positionsspezifische Form eines anti-»islamistischen« Diskurses vertritt.
Članak razmatra tri relevantna principa demokracije, inherentna suvremenom društvu: modernost, politika priznanja i sekularizam. Glavno pitanje kojim se bavi je održivost ovih principa kao temelja za zasnivanje kozmopolitske demokracije i utjecaja na daljnju demokratizaciju ljudskog svijeta. Članak (i) istražuje vezu između modernizacije i demokracije kroz perspektivu višestruke moderne kao mogućnosti za proširenje demokracije na nedemokratsko područje svijeta, (ii) analizira politiku priznanja kao temelj za kulturnu koegzistenciju i politički pluralizam, (iii) razmatra problem a) kako ideja sekularizma ugrožava (prijeti) ideju religioznosti i obratno te čine li to uopće; b) koliko je sekularizam sekularan te je li uopće (problem privatne i javne sfere); c) može li sekularizam ostati temeljni princip (kozmopolitske) demokracije. ; This paper reflects on three relevant principles of democracy which are inherent to the contemporary society. These principles are modernity, the politics of recognition, and secularism. The main question is concerned with the sustainability of these principles as the grounds for the foundation of cosmopolitan democracy, and further influence on the democratization of the human world. This paper (i) examines a relationship between modernization and democracy through the perspective of multiple modernities as a possibility for the extension of democracy over the non-democratic parts of the world; (ii) analyzes politics of recognition as a grounds for cultural coexistence and political pluralism and (iii) reflects on the issue of a) how the idea of secularism if/how the idea of secularism treats the idea of religiousness and vice versa, b) how much is secularism secular (the issue of public versus private sphere), and c) can secularism remain to be the basic principle of (cosmopolitan) democracy. ; Cet article examine trois principes pertinents de la démocratie, inhérents à la société actuelle : modernité, politique de reconnaissance et sécularisme. La principale question qu'il pose est celle du maintien de ces principes en tant que fondements pour l'établissement d'une société démocratique et de leur influence sur la démocratisation du monde humain. Cet article (i) étudie la relation entre la modernisation et la démocratie à partir de la perspective des multiples modernités comme possibilité d'étendre la démocratie dans les parties non-démocratiques du monde, (ii) analyse les politiques de reconnaissance comme fondement pour la coexistence culturelle et le pluralisme politique et (iii) réfléchit sur la question de savoir : a) si/comment l'idée du sécularisme traite de l'idée de la religiosité et inversement ; b) dans quelle mesure le sécularisme est séculaire (problème de la sphère publique vs. la sphère privée) ; c) si le sécularisme peut encore rester le principe de base de la démocratie (cosmopolite). ; Dieser Artikel reflektiert über drei relevante Demokratieprinzipien, inhärent der Gesellschaft von heutzutage: modernität, Politik der Anerkennung und Säkularismus. Die Hauptfrage, mit der es sich befasst, ist die Nachhaltigkeit dieser Prinzipien als Grundlage für die Gründung der kosmopolitischen Demokratie und für den Einfluss der weiteren Demokratisierung der menschenwelt. Aus der Perspektive der multiplen modernitäten untersucht der Artikel (i) die Beziehung zwischen der modernisierung und Demokratie als eine möglichkeit für die Ausbreitung der Demokratie auf die nicht demokratischen Gebiete der Welt, (ii) analysiert die Politik der Anerkennung als Fundament für die kulturelle Koexistenz und politischen Pluralismus, (iii) erwägt die Frage a) ob/wie die Idee des Säkularismus die Idee der Religiosität behandelt und umgekehrt; b) ob/inwieweit der Säkularismus säkular ist (das Thema der öffentlichen Sphäre vs. Privatsphäre); c) ob der Säkularismus als Grundprinzip der (kosmopolitischen) Demokratie verbleiben kann.