Die Entmündigung: wie der Staat seine Bürger korrumpiert
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 62, Heft 3, S. 187-195
ISSN: 2510-4179
Der Essay plädiert für die These, dass das liberale "pursuit of happyness", durch die Verfassung garantiert, das Gegenteil sozialstaatlich garantierten Glücks ist. Das 20. Jahrhundert als das "Jahrhundert des Wohlfahrtsstaates" wird sich auch im 2I.Jahrhundert nicht entscheidend ändern. Anstatt den Einfluss des Leviathans zu begrenzen wird Kritik daran als "unsozial" geächtet. Wer im Namen der Freiheit die "korrumpierende" Funktion des Wohlfahrtsstaates beklagt, wird als "Neoliberaler" im Namen der Moral diffamiert. Die Grenzziehung staatlicher Wirksamkeit stellt für die Menschen heute nach wie vor eine Zumutung dar. Sie verlangt den Abschied von der "obrigkeitsstaatlichen Anhänglichkeit", die den Sozialstaat als etwas Gutes begrüßt. Die "Zumutung der Freiheit" setzt für den Autor dagegen die Menschen einem "wettbewerblichen Entdeckungsprozess" aus, der sich gerade durch seine Nichtplanbarkeit jeglicher Vorausschau entzieht. Die Offenheit der Kontingenz und das Risiko zu scheitern sind in einer solchen Welt zweifellos groß. Doch die positive Kehrseite ist längst nicht nur das Risikoversprechen des Freiheitsgewinns, sondern, quasi im Befreiungsakt mitgegeben; "der erfahrbare Stolz, den ein Leben ohne anmaßende staatliche Demütigung bedeuten kann. Mit ihrem Leben und mit ihrem Geld können die Bürger Besseres tun, als sich dem Fürsorgestaat zu unterwerfen" - so der Autor resümierend. (ICA2)