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Der Beitrag enthält einführende Überlegungen zur Thematik des vorliegenden Sammelbandes, in welchem versucht wird, das gesellschafts- und modernisierungstheoretische Potenzial von Hannah Arendts Werk aus feministischer Perspektive auszuloten. Mit dem Ziel einer Neubestimmung des Politischen fragen die Autorinnen in ihren jeweiligen Beiträgen nach der Anschlussfähigkeit von Arendts Werk für aktuelle politisch-philosophische und/oder sozialwissenschaftliche Fragestellungen und denken diese unter der Einbeziehung feministischer Sichtweisen weiter. Die engen gedanklichen Dialoge mit Hannah Arendt erweisen sich dabei als vielgestaltig und eröffnen verschiedene Möglichkeiten im Sprechen wie im Handeln, gegenwärtige Optionen und zukünftige Perspektiven für eine Gestaltung der gesellschaftlichen Entwicklung an der Schwelle zum 21. Jahrhundert zu verwirklichen. Von großer Bedeutung für diese Prozesse und für die Möglichkeit des Politischen überhaupt ist dabei das Arendtsche Verständnis der Urteilsfähigkeit, des Urteilens und des Verstehens als Voraussetzungen politischen Handelns. (ICI2)

Anknüpfend an systemtheoretische Ansätze entwickelt der Verfasser den Begriff der Nation als Kern eines weltweit gültigen Ordnungssystems, das das dominante Muster von Wahrnehmung, Beobachtung und Strukturierung bildet. Er betrachtet "Nation" als Form im Sinne Spencer Browns und zeigt, wie sich aus der nationalen Semantik notwendigerweise eine strikte Grenzziehung und die Abwertung der anderen Seite ergeben. Inklusionsprobleme moderner Gesellschaften bilden die Basis für das Wiederaufleben von Nationalismen. Am Beispiel des Kosovo-Konflikts illustriert der Verfasser die Dynamik von Exklusion und Inklusion. Hier wird deutlich, wie aus nationaler Semantik handlungsleitende, emotional aufgeladene Feindbilder hervorgehen. Die Verbindung von nationaler Semantik und politischer Macht erzeugt kollektive Gewaltbereitschaft. (ICE2)

Die Frage des Rechts von Migranten auf soziale Inklusion und Integration, auch in das nationale Strafrecht, ist Gegenstand der Dogmatik der Menschenrechte. Der Beitrag beschreibt eine Entwicklung, in der sich das Strafrecht jedoch deutlich zu einer "nackten Selbstverteidigungswaffe der Gesellschaft" stilisiert. Statt rechtsstaatliche Prinzipien zu wahren, wird immer häufiger ein härteres Eingreifen gegen "fremde" Gefahren und Gruppen gefordert. Ein Strafrecht jedoch, das sich auf die angebliche volonte generale beruft, entfernt sich von universalistischen Standpunkt der Menschenrechte hin zu einem rigiden Interessenpartikularismus. Die Autorin verteidigt daher von einem "internen Standpunkt" die Alleinherrschaft des Strafrechts, damit wenigstens die Exklusion der sozial exkludierten Bürger und Ausländer nach rechtlichen Regeln geschieht. Für die Autorin gilt hier: "Das Recht ist unteilbar, und die Gerechtigkeit ist (nach Derrida) eine Heimsuchung des Rechts". (ICA)

Der Verfasser gibt zunächst einen Überblick über die theoretische Auseinandersetzung um den Wohlfahrtsstaat. Den Argumenten der Befürworter (Förderung von individueller Wohlfahrt und sozialer Integration) stellt er die Argumente der Kritiker in ihrer milden Variante (institutionelle Trägheit bei Anpassungszwängen in einer veränderten Umwelt) und in einer schärferen Form der Kritik (Armutsfallen, fehlende Arbeitsanreize, Desintegration der Gesellschaft) gegenüber. Es schließt sich ein Überblick über die empirische Forschung zum Thema Wohlfahrtsstaat an. Hier konzediert der Verfasser den Zusammenhang von Sozialabgaben und Beschäftigungsnachfrage, er bezweifelt jedoch einfache Annahmen über arbeitsanreizfeindliche Effekte von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Für unbestritten hält er dagegen die Wirksamkeit des Wohlfahrtsstaats bei der Verringerung der Armut und der materiellen Ungleichheit. Der Verfasser macht ferner auf vier in der Wohlfahrtsstaatsdebatte bislang unterthematisierte Effekte in Bezug auf die sozialen Auswirkungen des Sozialstaats aufmerksam. Dabei geht es um den Einfluss des Sozialstaats auf die familiären Beziehungen, um die Solidarbeziehungen außerhalb der Familie, um die Prägung politischer Einstellungen durch den Wohlfahrtsstaat und schließlich um die Kosten eines Verzichts auf den Wohlfahrtsstaat. In seinem abschließenden Fazit charakterisiert der Verfasser den Wohlfahrtsstaat als recht erfolgreiches, aber wegen seiner Kosten und Nebeneffekte wenig attraktives Ordnungsmodell. (ICE2)

In der akademischen Diskussion wird der Ordoliberalismus oftmals als "alte" oder "traditionelle" Ordnungstheorie bezeichnet. Von diesem Ordoliberalismus sind als alternativer Strang der Ordnungstheorie das von Hayek geprägte Forschungsprogramm, die ökonomische Systemforschung und die Neue Institutionenökonomik zu unterscheiden. Der vorliegende Beitrag versucht, anhand von vier zentralen Problemfeldern (ordoliberale Theorie der Wirtschaftssysteme, Interdependenz von wirtschaftlicher und politische Ordnung, "Machbarkeit" der Marktwirtschaft und konkrete Ausgestaltung der Reformen) den Beitrag dieser Varianten des Ordoliberalismus zum Verständnis der ökonomischen Transformation in Osteuropa nachzuzeichnen. Hierbei zeigt sich folgende Entwicklung: Zu Beginn der Transformation machten die Umstände den Ordoliberalismus zu "der" aktuellen Theorie. Seine zentralen Positionen deckten sich mit verbreiteten Situationsdeutungen und/oder waren in besonderem Maße geeignet, den herrschenden Deutungsbedarf zu befriedigen. Im Verlauf der Transformation verlor er aber ständig an Bedeutung. (ICA)

Das 20. Jahrhundert war eine Epoche der Modernisierung und Internationalisierung der Städte. Das Modell für die radikale Moderne war dabei die amerikanische Stadt, und auch die von den Sozialwissenschaften entworfenen Modelle orientierten sich an den Stadtmodellen in der Tradition der Chicagoer Schule. Heute ist jedoch wieder von der "europäischen Stadt" die Rede: im Städtebau, in der Stadtpolitik und in sozialphilosophischen Betrachtungen über die zivilgesellschaftliche Tradition der Europäer. Die vorliegenden Ausführungen beziehen sich auf einen Beitrag des Sozialhistorikers Helmut Kaelble (im vorliegenden Heft), der für die europäische Stadt im 20. Jahrhundert eine Art Bestandsaufnahme versucht. Dem Text von Kaelble stellt der Autor die Erinnerung an die soziologische Analyse der Großstadtentwicklung von Georg Simmel voran, deren zeitdiagnostischer Charakter durch die universalgeschichtlichen Deutungen der Chicago-Schule in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verloren ging. (ICA)

Umweltpolitik ist die Arena unterschiedlichster Akteure. Die politikwissenschaftlichen Untersuchungen der Umweltpolitik konzentrieren sich meist auf die institutionellen Strukturen des politischen Systems und darin eingebettete Machtbeziehungen und Verhandlungszusammenhänge. Die vorliegende Studie versucht demgegenüber, Theorie und Praxis regulativer Politik vor ihrem gesellschaftlichen Hintergrund darzulegen, um Gründe und Grundlagen der unterschiedlichen nationalen Politikstile von Großbritannien, Frankreich, USA und der Bundesrepublik Deutschland treffender herauszuarbeiten. Der Autor entwickelt dazu einen begrifflich theoretischen Bezugsrahmen mit folgenden Komponenten: Die Organisation gesellschaftlicher Interessen und Inputs (Netzwerke), die Form der institutionellen Ordnung und Lenkung des Politischen (Institutionen), die Organisation und Einbindung regulierungsrelevanten Wissens (Professionen) und die Muster kultureller Sinngebung und Deutung politischen Handelns (politische Kultur). (ICA)

Den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung bildet die Frage, ob die ökonomische Theorie innerhalb ihrer derzeitigen Fokussierung auf eine Knappheitsaspekte in den Vordergrund stellende Beschreibung einer arbeitsteiligen, marktvermittelten Wirtschaft und mit den ihr zur Verfügung stehenden Methoden in der Lage ist, wichtige Zusammenhänge der ökologischen Krise adäquat abzubilden. Der Verfasser diskutiert diese Frage in Gestalt eines historischen Rückblicks auf das Verhältnis von ökonomischer Theorie und natürlicher Umwelt in vier Schritten: (1) scholastisch-aristotelische Positionen, (2) Physiokratie, (3) englische klassische Ökonomie, (4) neoklassische Theorie. In Bezug auf das Projekt einer "richtigen" Einbeziehung von Aspekten der natürlichen Umwelt in die ökonomische Theorie plädiert er für ein theoretisches Arbeiten an den Schnittstellen beider Bereiche: für die Sichtbarmachung von als unterschiedlich begriffenen Bereichen, die in einer je spezifischen Art und Weise zu bearbeiten sind, aber methodisch und institutionell verbunden werden müssen. (ICE2)

Gegenstand der Analyse ist die folgende These: "Wir stehen am Anfang eines Prozesses, der zu einer grundlegenden Neuorganisation gesellschaftlicher Basisstrukturen führt. Die neuen Technologien sind hierfür der Schlüssel, die neue Ökonomie und neue Formen der Kommunikations- und Informationstechnologien die wichtigsten Einlässe und der Begriff 'Informations- und Netzwerkgesellschaft' der angemessene typisierende Gesellschaftsbegriff." Der Verfasser arbeitet die Konturen dieser Informations- und Netzwerkgesellschaft heraus: die neuen Schlüsselbegriffe der Gesellschaftsanalyse wie Information und Digitalisierung, die Informatisierung der Gesellschaft durch die Konstruktion von Virtualität, die Veränderung der Ökonomie und des Wirtschaftssystems, die Veränderungen im politischen System, die Umgestaltung sozialer Grundgebilde wie der sozialen Netzwerke und Institutionen. Ein neuer Schlüsselbegriff zur Analyse der Gesellschaftsstruktur würde sich nach Ansicht des Verfassers allerdings all den analysierten Wandlungstendenzen zum Trotz erst dann rechtfertigen, wenn eindeutiger als bisher empirisch nachgewiesen würde, dass zentrale Felder der Gesellschaftsstruktur durch die Informatisierung der Gesellschaft eine bis in den Verhaltensbereich sich auswirkende Veränderung erfahren. (ICE)

"Zwei 1997 in der Bundesrepublik Deutschland erhobene sehr ähnliche Viktimisierungssurveys (gleiche Grundgesamtheit, gleiches Institut, fast gleiches Design, teilweise identische Interviewerstäbe, identische Operationalisierung etc.) zeigten so deutliche Unterschiede in den geschätzten Opferraten, dass selbst um Klumpeneffekte und Designgewichte korrigierte Konfidenzintervalle signifikante Unterschiede zwischen den Surveys indizieren. Zur Erklärung dieser Unterschiede werden eine Reihe möglicher methodischer Details der beiden Surveys kritisch diskutiert und in ihren Konsequenzen quantitativ abgeschätzt. Als vermutliche Ursache für die unterschiedlichen Survey-Ergebnisse werden die Rahmenbedingungen der Arbeit der Interviewer identifiziert. Das Ergebnis zeigt eindringlich die Wichtigkeit solcher kaum je dokumentierten und noch seltener kontrollierten Details der Feldarbeit bei sozialwissenschaftlichen Erhebungen." (Autorenreferat)