"Seit der Jahrtausendwende ist eine Veränderung in den jahrzehntelang bestehenden Wanderungsstrukturen feststellbar. Die Wanderungsgewinne konzentrieren sich immer stärker auf die Zentren im Land, während die Umlandgemeinden tendenziell stärker werdend Bevölkerung verlieren. Dies wird gemeinhin unter dem Begriff 'Reurbanisierung' diskutiert. Die Untersuchung nach raumordnerischen Kriterien zeigt, dass die Wanderungsbewegungen differenziert zu bewerten sind. Nicht jede Form des Wanderungsgewinns kann als Reurbanisierung im Sinne einer Trendumkehr zurück in die Stadt verstanden werden. Es zeigt sich vielmehr, dass das Gesamtbild für Baden-Württemberg von verschiedenen, zum Teil gegenläufigen Strömen geprägt wird, sodass die Reurbanisierung als selektiver Prozess erscheint. Das gilt sowohl bezüglich der relevanten Altersgruppen als auch in räumlicher Hinsicht." (Autorenreferat)
Innovations in GIS and spatial statistics offer exciting opportunities to examine novel questions and to revisit established theory. Realizing this promise requires investment in spatially-sensitive data. Though convenient, widely-used administrative datasets are often spatially insensitive. They limit our ability to conceptualize and measure spatial relationships, leading to problems with ecological validity and the MAUP – with profound implications for substantive theory. I dramatize the stakes using the case of supermarket red-lining in 1970 Chicago. I compare the analytical value of a popular, spatially insensitive administrative dataset with that of a custom-built, spatially sensitive alternative. I show how the former constrains analysis to a single count measure and aspatial regression, while the latter's point data support multiple measures and spatially-sensitive regression procedures; leading to starkly divergent results. In establishing the powerful impact that spatial measures can exert on our theoretical conclusions, I highlight the perils of relying on convenient, but insensitive datasets. Concomitantly, I demonstrate why investing in spatially sensitive data is essential for advancing sound knowledge of a broad array of historical and contemporary spatial phenomena.
In: Comparative population studies: CPoS ; open acess journal of the Federal Institute for Population Research = Zeitschrift für Bevölkerungsforschung, Band 38, Heft 2, S. 237-261
Geographic proximity or distance between parents and their adult children is a fundamental, if not the decisive prerequisite for intergenerational solidarity. But why do some parents and their children live closer together than others? And why are there national differences in Europe? The objective of this article is to better understand the causes of geographical proximity or distance using the SHARE data of 14 European countries. In addition to personal characteristics of the parents and children, familial structures and cultural contextual differences between the countries are also in the focus of interest. The findings suggest that especially age and family-cycle influences have an impact on the living distance between the generations, but that socio-economic and origin-specific correlations are also important. A comparison reveals that geographical proximity or distance varies across countries. In the south of Europe parents and adult children live far closer together, which is not merely due to co-residence. The differences can primarily be ascribed to cultural as well as institutional influences and the associated social consequences.
Moderne Gesellschaften weisen zunehmend sozialstrukturelle Spreizungen auf: Häufig geht die Auseinanderentwicklung armer und reicher, einflussloser und einflussreicher Bevölkerungsgruppen mit räumlicher Konzentration bzw. Segregation einher. Besonders in Großstädten werden diese Trends offenbar. Wie sehen heute Armut und Reichtum in deutschen Städten aus? Was bedeutet Integration, was Segregation? Wer lebt heute im Zentrum, wer am Rand der Gesellschaft? Welche Stadtquartiere sind Heimstatt der Privilegierten und welche der Ausgegrenzten? Welche Stadtstrukturen und Entwicklungen unterstützen oder verhindern räumliche Polarisierung? Welchen Stellenwert hat das Planungsideal gemischter Stadtquartiere? Die Konferenz wollte zum einen anhand wissenschaftlicher Befunde die Realitäten in deutschen Städten aufzeigen. Zum anderen ging es um den Erfahrungsaustausch der Praktikerinnen und Praktiker aus den Kommunen, um die Handlungs- und Interventionsmöglichkeiten von Verwaltung und Politik.
"Die anhaltende Ost-West-Migration in Deutschland wird in erster Linie im Hinblick auf die Entleerung ländlicher Gebiete als problematisch angesehen. Aber auch so manche ostdeutsche Großstadt war und ist mit einem anhaltend negativen Wanderungssaldo konfrontiert, der nicht nur auf Suburbanisierung, sondern auch auf Westwanderung zurückzuführen ist. Die drohende 'Peripherisierung' großer Gebiete im Osten Deutschlands hängt auch mit der Haltekraft der dortigen Städte zusammen. Städte waren und sind die Anziehungspunkte für junge Leute mit hohen Aspirationen in Bildung und Beruf. Die Frage, ob es Städten in eher peripheren Gebieten schlechter gelingt, junge Menschen anzuziehen und zu halten als Städten in prosperierenden Gebieten, ist deshalb eine wichtige Frage. Dieser Beitrag widmet sich den Haltefaktoren für junge Erwachsene in der Stadt und geht der Frage nach, welche Bedeutung die lokalen Lebensbedingungen bzw. Opportunitäten für den Entschluss zum Wegzug haben. Ausgehend von einer handlungstheoretischen Perspektive steht die Relevanz wahrgenommener Kontextbedingungen für die individuelle Entscheidung zum Wegzug im Mittelpunkt. Diese Relevanz wird zum einen relativ zu anderen Bedingungen untersucht, welche nach dem Stand der Forschung wichtig für Wanderungen sind; dies sind insbesondere soziale Beziehungen und biographische Ereignisse. Zum anderen wird anhand des Vergleichs zweier Städte untersucht, ob die Relevanz von Kontextbedingungen stabil ist. Die Daten stammen aus einer Erhebung mit zwei Wellen in Magdeburg und Freiburg, in der insgesamt 2.900 Personen befragt wurden. Da die Anforderungen an den Wohnort systematisch mit der Lebensphase variieren, konzentriert sich die Analyse auf Befragte im frühen Erwachsenenalter (18 bis29 Jahre, ohne Kinder)." (Textauszug)
In der sozialgeografischen Studie geht es darum, den in der Sozialwissenschaft thematisierten sozialen Strukturwandel - weg von der Klassen- hin zu einer heterogenen Lebensstilgesellschaft - mit quantitativ für ein gesamtes Stadtgebiet verfügbaren Daten der amtlichen Statistik nachzuvollziehen. Als Basis für die analysierten 'Lebensformengruppen' werden aus soziologischen Lebensstilansätzen Selektionskriterien abgeleitet. Im Zentrum des Beitrags steht die Frage, wie sich das Phänomen der neuen Gesellschaftsstrukturen in Form neuer residenzieller Wohnstandortmuster im urbanen Raum abbildet. Es stellt sich heraus, dass für das Wohnstandortverhalten der Haushalte neben den Bedingungen des Wohnungsmarktes sowohl die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Lage als auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Modernisierungsstufe von entscheidender Bedeutung ist.
Der Beitrag analysiert am Beispiel der geteilten Grenzstadt Guben-Gubin die Wahrnehmungs- und Handlungsmuster - kurz: das "Grenz(er)leben" - von deutschen und polnischen Jugendlichen. Mit Rückgriff auf wahrnehmungs- und handlungstheoretische Grundlagen der Sozial- und Grenzraumforschung sowie auf die konkreten Bedingungen an der deutschpolnischen Grenze und Guben-Gubin selber wird deutlich, dass dabei eine Vielzahl von Faktoren relevant ist, wobei bei einer Betrachtung der jungen Generation den Zukunftsperspektiven eine besondere Bedeutung zukommt. Für die Methode einer empirischen Untersuchung ergibt sich daraus die Notwendigkeit eines integrativen Ansatzes, der einerseits sowohl das Individuum als auch die Gruppe berücksichtigt und darüber hinaus verschiedene Methoden der qualitativen Forschung verbindet. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass das "Grenz(er)leben" gerade im komplexen Ineinandergreifenden der verschiedenen Aspekte (physisch, materiell, sozioökonomisch, symbolisch, sprachlich und psychologisch-mental) besteht und dass die Grenze als Interaktions- und Kommunikationsbarriere nur in der gegenseitigen Abhängigkeit dieser Aspekte angemessen zu bestimmen ist. Beim Vergleich der beiden Gruppen zeigt sich, dass in fast allen untersuchten Bereichen starke nationalitätenspezifische Differenzierungen bestehen. Das schlichte Vertrauen darauf, der Wegfall der EU-Außengrenze und die Überwindung historischer Belastungen durch die junge Generation führe an im Grenzraum zwischen Deutschland und Polen quasi von selbst zu Integration und Verständigung im Alltag, erscheint daher mit Blick auf die geteilte Grenzstadt Guben-Gubin als unangemessen. (Autorenreferat)
'Der Kampf der Bevölkerung um Ressourcenkontrolle in Gebieten des Nigerdeltas, in denen Öl gefördert wird, spielte in Nigeria seit den frühen 1990er Jahren eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung über die nationale Frage, die ethnische Minderheitenpolitik und das Thema Umweltschädigung. Dies ist weitgehend zurückzuführen auf die Aktivitäten Ken Saro-Wiwas und dessen Bewegung für das Überleben der Ogoni People (MOSOP), die sehr dazu beitrugen, das Thema international populär zu machen. Die vorhandenen wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich auf die Bereiche ethnische Minderheitenpolitik, Umstrukturierung des nigerianischen Föderalismus und Umweltschädigung. Dagegen gab es wenig Forschungsbemühungen über Bedeutung und Konsequenzen, die sich aus der Frage der Ressourcenkontrolle für die Bürgerrechte der nigerianischen Bevölkerung ergeben, insbesondere für die Bewohner der erdölfördernden Gebiete. Die Marginalisierung der Bürgerrechte der minoritären ölproduzierenden Gebiete nährte den Einsatz einer Bewegung für ethnische Bürgerrechte als Grundlage für Ressourcenkontrolle. Dieser Beitrag legt dar, dass die Ausübung eines echten Föderalismus in Nigeria von einer sinnvollen Machtdezentralisierung auf lokaler Ebene begleitet sein muss, um eine bessere Kontrolle der lokalen Bevölkerung über den Reichtum aus ihren Bodenschätzen zu erreichen.' (Autorenreferat)
Sozialforschung ist immer substantiell beeinflußt von der Gesellschaft, in der sie stattfindet. Diese Tatsache hat für Forschung in Afrika besondere Konsequenzen, denn Sozialforschung ist dort durch Schwierigkeiten beeinträchtigt, die von der sozialwissenschaftlichen Literatur bislang ignoriert wurden. Der Autor illustriert diese Probleme anhand der Erfahrungen aus seinem eigenen Forschungsprojekt in Guinea-Bissau. Angefangen von der Rekrutierung geeigneter Mitarbeiter, mußte er zunächst die lokalen Autoritäten überzeugen und zur Mitarbeit gewinnen und dabei die Forschungsausrüstung zusammenhalten. Alle diese Aufgaben verlangen als Voraussetzung ein Verständnis der örtlichen Gesellschaft. Deshalb hängen die Ergebnisse der Forschung auch und in besonderem Maße von der Lösung dieser Probleme vor Ort ab.
Warum braucht es Kooperation in der Stadt- und Regionalentwicklung? Welche Kompetenzen werden für ein Berufsfeld der Kooperativen Stadt- und Regionalentwicklung benötigt? Ausgehend von diesen zentralen Fragestellungen reflektieren zahlreiche erfahrene Autor:innen aus Wissenschaft, Verwaltung, Beratung und Projektpraxis dieses Themengebiet, greifen neue Entwicklungen in raumrelevanten Veränderungsprozessen auf, um deren Beitrag zu Kooperation auf unterschiedlichen Ebenen darzustellen und bieten gleichzeitig neue methodische Zugänge für Ausbildung und Berufspraxis an.
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Das östliche Tiefland von Bolivien, der so genannte Oriente, wird seit nunmehr einem halben Jahrhundert von umfangreichen Zuwanderungen aus den benachbarten Provinzen und dem Hochland heimgesucht. Dabei ist die Binnenmigration ein demographisches Phänomen, das den Oriente auf unterschiedliche Weise in seiner Regionalentwicklung beeinträchtigt. Einerseits kommt es zu einer tiefgründigen Modifikation der Landschaft durch Nutzung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Anderseits führen die Wanderungsbewegungen zu einer sukzessiven Transformation der Aufnahmegesellschaft. Intensität und Ausmaß der Gesellschaftsveränderungen hängen vom Grad der Integration der beteiligten Akteure ab. Es ist davon auszugehen, dass sowohl das gesellschaftliche als auch das ökologische Gleichgewicht davon abhängen, inwieweit eine Eingliederung der zugewanderten Individuen und Gruppen in das soziale System (soziale Integration) gelingt, – und inwieweit die verschiedenen Teilbereiche der Gesellschaft (politisches, ökonomisches, soziales und edukatives System) im Austausch miteinander stehen bzw. harmonieren. Die empirische Feldforschung im Agrarkolonisationsgebiet San Julián (Departamento de Santa Cruz) bezog sich auf den Zusammenhang zwischen der Integration von Zuwanderern und den Auswirkungen auf die regionale Kulturlandschaft. Es konnte nachgewiesen werden, dass ein hohes Maß an individueller Einbindung über die vier Dimensionen der sozialen Integration nach dem Konzept von Hartmut Esser (2001; Kulturation, Platzierung, Interaktion, Identifikation) die Sensibilisierung für einen nachhaltigen Umgang mit den gemeinsamen Ressourcen über lokalspezifische "livelihood strategies" erhöht. Die Datenerhebung beinhaltete zum einen qualitative Leitfadengespräche mit ausgewählten Schlüsselpersonen in den Untersuchungsdörfern sowie in der Gemeinde- (San Julián) und Departamentalhauptstadt (Santa Cruz de la Sierra). Des Weiteren wurden standardisierte Quantitativinterviews mit 90 Haushalten in den ausgewählten Dörfern El Progreso und San Martín durchgeführt. Die derzeitige Situation im Untersuchungsgebiet ist gekennzeichnet von einer schwachen systemischen Integration des Agrarkolonisationsgebietes in die Wirtschaft und Gesellschaft des Tieflandes. Es fehlt am Marktzugang für kleinbäuerliche Produktionsbetriebe, an der politischen und edukativen Partizipation der Bevölkerung sowie an den Bemühungen zur sozialen und insbesondere kulturellen Eingliederung der Zuwanderer. Eine solche Entwicklung erschwert nicht nur die soziale Integration und das interkulturelle Zusammenleben zwischen Migranten aus dem andinen Hochland ("Collas"/ Indigene, überwiegend Quechua, Aymará) und den Tieflandbewohnern ("Cambas"/ Mestizen), sondern bedroht auch das ökologische Gleichgewicht des Oriente. Die Untersuchungsbefunde weisen eine leichte Korrelation zwischen der sozialen Integration eines Individuums und dem individuellen Umgang mit den Kollektivgütern auf. Das Untersuchungsbeispiel zeigt, dass es ohne den politischen und zivilgesellschaftlichen Willen zur systemischen Integration ländlicher Regionen in Lateinamerika keine nachhaltige ökologische und vor allem sozioökonomische Regionalentwicklung geben kann.
"At the beginning of the transition, the economic decline of agriculture partially relaxed the pressure on the wildlife. However, the policy continued to concentrate on regulating the intensity of production rather then creating incentives to produce environmental qualities. The structural adjustment process in agriculture caused the low return (poor) land to be released from production, especially, in protection zones with severe environmental restrictions. Land abandonment resulted in a rapid degradation of wildlife and landscape in places where these natural values were legally protected. The article examines the organization of the provision of landscape and wildlife in the White Carpathians protected landscape area after 1997, when the new agricultural legislation and policy recognized compensations for restrictions and has gradually introduced incentives to cultivate potentially abandoned land. It was found that there was more than one governance structure, and that these were not necessary supporting each other. The investigation concluded that solving the conservation problem is not separable from the rural development problem of the region, and therefore, that there is a need for participation of local community in terms of contributing producers but mainly consumers of high natural values." (author's abstract)
Wie und wozu nutzen soziale Bewegungen "Raum"? Sebastian Scholl nimmt sich dieser grundlegenden Fragestellung mit interdisziplinären Zugängen an. Ins Zentrum stellt er dabei die Analyse der Funktion von Raum für die Aktivitäten von Protestbewegungen in öffentlich nicht sichtbaren Protestphasen. Auf Grundlage der Theorie sozialer Systeme sowie empirischer Einblicke in die mexikanische Friedensbewegung "Movimiento por la Paz con Justicia y Dignidad" - die sich im Kontext des sogenannten "Kriegs gegen die Drogen" formiert hat - wird erstmals eine Perspektive entworfen, die die Zusammenhänge von aktiven und latenten Protestphasen in raumbezogener Hinsicht analysierbar macht.
In: Comparative population studies: CPoS ; open acess journal of the Federal Institute for Population Research = Zeitschrift für Bevölkerungsforschung, Band 41, Heft 3-4, S. 225-254
"This article aims to critically assess the economic growth paradigm, which typically underlies most approaches to regional policymaking for demographic change. While population losses, ageing and outmigration - i.e. phenomena that are addressed as demographic change - have become a matter of urgency for many European regions, most regional economic development theories remain silent about the population decline affecting the economic growth and development prospects of regions. Consequently, regional policies usually rely on the concept of economic growth, yet neglect the complexity and importance of demographic change and how it relates to the economic sphere. Due to this lack in nuance, we argue that regional policymaking fails to design adequate policy support for regions facing persistent demographic change and economic stagnation or decline as a result. Based on these observations, the paper examines a selection of regional economic development theories in search for alternative concepts of growth and development in the context of demographic change. To this aim, globalisation peripheries are introduced as a fruitful conceptual point of reference and, in combination with endogenous regional development theories, discussed as an alternative approach for regional policymaking." (author's abstract)