Die Verfasser behandeln zunächst den hierarchisch strukturierten und hochgradig zentralisierten außenpolitischen Entscheidungsprozeß in der DDR. Fünf Etappen der DDR-Außenpolitik werden unterschieden: (1) 1949 bis zur Erlangung der vollen Souveränität 1955; (2) fünfziger bis Mitte der siebziger Jahre, internationale Isolation und Kampf gegen den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik; (3) Grundlagenvertrag, internationale Anerkennung, Führungsmacht im Ostblock in den siebziger Jahren; (4) Profilierung einer eigenständigen Außenpolitik gegenüber der UdSSR in den achtziger Jahren; (5) Abkoppelung der DDR vom Perestroika-Prozeß, zunehmende Isolation Ende der achtziger Jahre. Während die Außenpolitik der Regierung Modrow durch "Lähmung und Handlungsunfähigkeit" gekennzeichnet war, wurde die Regierung de Maiziere auf vier Gebieten aktiv: (1) gesamteuropäische Friedensordnung; (2) Abrüstung; (3) Vertrauensverhältnis zu den östlichen Nachbarn; (4) Anschluß an die EG. Die Verfasser legen abschließend eine zusammenfassende Bewertung der DDR-Außenpolitik vor. (ICE)
In dem Beitrag werden Probleme der Außenpolitik Estlands als einer Region zwischen Ost und West untersucht. Es wird nachgezeichnet, daß Estland schon in der Geschichte immer zum Westen hin orientiert war und daß die Hinwendung zum Osten nicht freiwillig geschah. Es wird deutlich, daß Estland aufgrund seiner geopolitischen Lage und seiner besonderen politischen Situation eine spezifische Bedeutung als Bindeglied zwischen Ost und West spielen kann, denn in Estland verbinden sich europäische Denkweise und kompetentes Kennen der russischen Probleme. (ICA)
Vor dem Hintergrund von Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation und Pekings Vermittlungsbemühungen in der nordkoreanischen Nuklearkrise sprechen Beobachter mittlerweile von einem Kurswechsel in der chinesischen Außenpolitik. Die Volksrepublik selbst bekennt sich in ihren offiziellen Verlautbarungen seit 1997 rhetorisch zur multilateralen Konfliktlösung. Zweifel daran sind jedoch insofern angebracht, als Peking im multilateralen Rahmen vornehmlich einseitige Ziele verfolgt und sich dabei bemüht, den eigenen Einsatz so gering wie möglich zu halten. Die Studie untersucht Chinas konzeptionelle Annäherung an das multilaterale Prinzip, seine praktische Umsetzung auf internationaler und regionaler Ebene und mögliche Motive. Sie kommt zu den folgenden Ergebnissen: Die Volksrepublik China propagiert seit 1997 weltweit und regional ein kooperatives »neues Sicherheitskonzept« als Alternative zum Bündnissystem der USA. Pekings neuer diplomatischer Aktivismus konzentriert sich auf die eigene asiatisch-pazifische Peripherie, an der der amerikanische Einfluß zurückgedrängt und eine japanische Führungsrolle verhindert werden sollen. Die »multilateralen« Regime, an denen sich die Volksrepublik hier beteiligt, sind entweder unter-institutionalisiert und/oder an Chinas Partikularinteressen orientiert. Zwar hat die chinesische Außenpolitik in den letzten zehn Jahren Lernprozesse hinsichtlich der internationalen Kräfteverteilung durchlaufen. Weil die gezogenen Lehren aber vornehmlich taktischer Natur sind, geht diese Politik angesichts beschleunigter Globalisierung vermutlich von falschen Prämissen aus und erzeugt ihrerseits neue Widersprüche.
Die indische Außenpolitik war in diesem Zeitraum von zwei großen Themen geprägt. Die Terroranschläge vom 11. September in den USA un der Kampf der Allianz gegen den Terrorismus hatten weit reichende Folgen für Indien und stellten seine Beziehungen zu Pakistan erneut auf eine schwere Belastungsprobe. Zuvor hatte es eine Debatte über die Pläne der USA für ein nationales Raketenabwehrsystem (National Missile Defence - NMD) gegeben, da sich daraus weit rechende Konsequenzen für Indien und die Sicherheitsstruktururen im asiatishcen Ruam ergeben könnten.
Der Militärputsch von Juli 2013 markierte den Beginn einer außenpolitischen Neuorientierung Ägyptens. In der Mubarak-Ära hatte das Land seine Außenpolitik mit den westlichen Partnern, allen voran den USA, abgestimmt. Unter Präsident Sisi hingegen setzt Kairo auf einen Schulterschluss mit den drei Golfstaaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Kuwait sowie auf engere Beziehungen mit Russland. Zudem versucht die Sisi-Administration, Ägyptens militärische Handlungskapazitäten auszubauen, insbesondere durch Waffenkäufe. Damit unterstreicht Kairo seinen Führungsanspruch in der arabischen Welt. Die vorliegende Studie erklärt diesen Strategiewechsel durch den innerstaatlichen Kontext der außenpolitischen Entscheidungsfindung. Für Präsident Sisi und das ihn stützende Militär hat es oberste Priorität, externe Finanzhilfen zu sichern. Ein Staatsbankrott würde die Herrschaftskonsolidierung des neuen Regimes zumindest gefährden. Zugleich muss die ägyptische Führung außenpolitische Abhängigkeiten vermeiden. Andernfalls könnte sie unter Druck geraten, Wirtschaftsreformen umsetzen oder gar das politische System öffnen zu müssen. Außenpolitische Diversifizierung sowie die militärische Aufwertung des Landes im regionalen Machtgefüge sollen es Kairo ermöglichen, diesen Spagat zu vollziehen. Spätestens seit Anfang 2016 jedoch ist deutlich geworden, dass sich die Zahlungsfähigkeit Ägyptens durch eine solche Strategie nicht gewährleisten lässt. Die Sisi-Administration muss sich daher wieder auf die westlichen Staaten und die von ihnen dominierten internationalen Geber-Organisationen zubewegen. Deutschland und seine europäischen Partner sollten vor diesem Hintergrund den bisher verfolgten Kurs gegenüber Ägypten anpassen und die Führung in Kairo deutlich stärker als bisher zu politischen Reformen drängen. (Autorenreferat)
Ziel der Außenpolitik Rußlands ist die Eingliederung des Landes in die "zivilisierte Staatengemeinschaft" und die Sicherung maximaler Unterstützung von außen für den inneren Wandel. Entscheidend für die künftige Ausrichtung der Außenpolitik Rußlands ist der Ausgang des innenpolitischen Ringens widerstreitender politischer Kräfte und gesellschaftlicher Strömungen um die Identität des Landes selbst. Die Politik Rußlands gegenüber den GUS-Staaten und den G-7-Staaten wird vor diesem Hintergrund näher beleuchtet. (BIOst-Wpt)
Der Autor gibt einen Überblick über Akteure, Charakteristika und Entwicklungslinien der japanischen Außenpolitik. An der grundsätzlichen Einordnung in "westliche" Strukturen wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. (DÜI-Sch)
Deutschland und Polen sind Mittelmächte und verfügen aufgrund ihrer Größe, Wirtschafts- und Militärkraft sowie ihrer Mitgliedschaft in internationalen Organisationen über einen mäßigen bis geringen Einfluss auf die politischen Entwicklungen außerhalb ihrer Grenzen. Zudem sind sie beide im Kreis der großen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (G6) vertreten und verstärken hierüber ihren Einfluss auf relevante Entwicklungen. Weiterhin spielen sie in den Beziehungen zu den großen Staaten der Welt - wie zum Beispiel den USA und Russland - in vielen Fällen eine nicht ganz unwichtige Rolle. Welche Folgen ihre Stellung als Mittelmacht für die Ausgestaltung der bilateralen Beziehungen und die Ermessung des außenpolitischen Handlungsspielraums hat und welchen internationalen und regionalen Restriktionen ihre Außenpolitik unterliegt, wird im vorliegenden Beitrag näher gezeigt. Zuvor wird ein wissenschaftlich tragfähiger Begriff der Mittelmacht entwickelt, welcher geeignet ist, die Positionen derjenigen Staaten im internationalen System, im regionalen Verbund und in den bilateralen Beziehungen zu analysieren, die weder als Weltmächte noch als Kleinstaaten charakterisiert werden können. (ICI2)
Bevor das Buch an die Analyse der internationalen Politik, also der Interaktion, herangeht, werden die Akteure und ihre Aktionen dargestellt. Ein solcher Ansatzthematisiert im Vorfeld das Problem des Verhältnisses von Innen- und Außenpolitik, weil er zeigt, dass es sich hier nicht um unterschiedliche Politikfelder, sondern um zwei Kontexte der Wertallokation handelt, die sich lediglich durch ihren Modus unterscheiden. Sichtbar wird, wie die drei politischen Sachbereiche der Sicherheit, der wirtschaftlichen Wohlfahrt und der Herrschaft von diesen Akteuren verbunden und genutzt werden. Damit ist die Disziplin erst einem Teil ihrer Aufgabenstellung gerecht. Das zweite analytische Niveau, das der Interaktionen, der internationalen Politik, stellt erheblich größere Anforderungen. Es werden nicht nur Modelle für alle teilnehmenden Gesellschaften erstellt, es wird die wechselseitige Beeinflussung der Aktionen und ihre Transformation in die Interaktion untersucht. Über die internationale Politik werden mit einer gewissen Verbindlichkeit zweierlei Aussagen formuliert. Erstens: internationale Politik ergibt sich aus der repetitiven Interaktion der Akteure zum Zweck der Konfliktbearbeitung. Zweitens: die anarchische Struktur des internationalen Systems, in dem die internationale Politik abläuft, enthält eine wichtige Bedingung für das Verhalten der Akteure. (ICF2)