"Ethnische Säuberung": ein Mittel zur Lösung von Nationalitätenproblemen?
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 46, S. 27-38
ISSN: 0479-611X
"Seit Beginn der neunziger Jahre gibt es auch in unserem Land wieder eine Erscheinung, die fast schon zu einem historischen Thema geworden war: Flüchtlinge und solche Menschen, die aus ihrer Heimat nur wegen ihrer Nationalität vertrieben worden sind. Ursache dafür ist die Vorstellung, daß Nationalitätenkonflikte am besten dadurch zu beseitigen seien, daß (etwa aufgrund zwischenstaatlicher Verträge) Nationalitäten durch Bevölkerungsaustausch oder Umsiedlungen 'entmischt' und damit Nationalstaaten 'gereinigt', also möglichst frei von nationalen Minderheiten würden. Der Verfasser geht der Geschichte dieser Idee im zwanzigsten Jahrhundert seit dem Ende des Ersten Weltkriegs nach. Aufgrund der historischen Erfahrungen mit Bevölkerungstransfers, die allzuoft in Vertreibungen ausarteten, gehört er nicht zu denen, die die 'harte Lösung' einer nationalen 'Entmischung' für ein taugliches Mittel zur Konfliktbewältigung ansehen; für geeigneter hält er autonomistische und förderative Lösungen sowie einen wirksamen Schutz von Minderheiten. Die nationale Homogenisierung von Nationalstaaten erscheint ihm eher als eine der Wahnideen des 20. Jahrhunderts." (Autorenreferat)