Ziel dieser Arbeit ist es, vermittels einer identitätsanalytischen Fokussierung eine Neusystematisierung des foucaultschen Denkens vorzunehmen, indem das Denken Michel Foucaults auf einer rekonstruktiven Forschungsebene einer Neulektüre unterzogen, auf einer systematisierend-konzeptionellen Forschungs¬ebene in seinen Entwicklungsprozessen nachgezeichnet und in seiner aktuellen Gänze auf einer identitätsanalytischen Ebene nach der Idee anormaler Identität befragt wird.
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"Der rasche soziale und gesellschaftliche Wandel in modernen Gesellschaften hat nicht nur die Relevanz von Werten und Grundüberzeugungen, sondern auch die Grundlagen für die Identitätsbildung und die Entwicklung von Heimatgefühl verändert. Traditionelle Sicherheiten im Hinblick auf Glauben und leitende Normen werden durch diesen Wandel ebenso in Frage gestellt wie historisch gewachsene Formen sozialen Zusammenlebens. Für die Identitätsbildung und das Entstehen von Heimatgefühl spielt neben diesen Sinnbezügen und der sozialen auch die geografische Verankerung eine herausragende Rolle. In diesem Beitrag werden deshalb aus der Vielzahl wichtiger Fragestellungen zum Thema 'Heimat und Identität' vorrangig zwei Fragenkomplexe behandelt: Wie stark sind die lokalen bzw. regionalen Verankerungen und Bindungen der Deutschen in der heutigen Zeit? Was verstehen die Deutschen derzeit primär unter Heimat und wodurch wird ihr Heimatgefühl hauptsächlich begründet? Die Beantwortung dieser Fragen erfolgt auf der Grundlage von empirischen Ergebnissen, die aus mehreren, im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung durchgeführten Grundlagenuntersuchungen stammen." (Textauszug)
Die Frage, was Europa sei, ist nicht leicht zu beantworten; sie macht die Komplexität der "europäischen Dimension" deutlich und das Dilemma der europäischen Einigungspolitik. Die europäische Integration untersucht der Autor daher zunächst anhand der "Einheit in der Vielfalt" und erkennt sie dann als Basiskonzept des europäischen Selbstverständnisses. Das Dilemma der Integration wird sodann im Widerstreit von Universalismus und Differenz der Kulturen gefunden, wobei die Fragen nach Identität und Grenzziehung wie auch der wieder aktuellen Entgrenzung in ihren historischen Bezügen und gesellschaftlichen Umfeld beleuchtet werden. Der Weg der westeuropäischen Integration wird als Erfolgsgeschichte gedeutet, begründet durch den produktiven Umgang mit Grenzen. Diese Balance erhält aufgrund der Erweiterung Europas zum Osten hin eine neue Herausforderung. (ICB)
Der Autor vergleicht von einem makrosoziologischen Standpunkt aus die großen Umbrüche der Neuzeit (Wissenschaft, Industrie, Französische Revolution) mit ihren weltweiten Auswirkungen mit dem Umbruch des frühen Christentums; beide Entwicklungen waren identitätsbestimmend. Die Buchdruckerkunst und das Zeitalter der Entdeckungen verhalfen Europa zu einer frühen Vormachtstellung und prägten in ihren geistigen Auswirkungen dessen Identitätsvorstellungen. Die von Westeurpa ausgehenden Revolutionen haben nicht nur nationale und klassensolidarische (imperialistische), national-kulturelle und auch kulturkritische Identitäten hervorgebracht. Abschließend werden Ausbildung und Verbreitung des Nationalitätsgedankens am Verhältnis von "Vorreitern" und "Nachzüglern" diskutiert: Der Demonstrationseffekt des westeuropäischen Vorsprungs machte alle anderen Länder zu Nachzüglern und beeinflußte ihre Bewußtseinsbildung nachdrücklich. (psz)
Die Verfasserin setzt entgegen gängigen postmodernen Fluiditätsvorstellungen auf die Realität des Subjekts. Sie stellt drei Ansätze vor, die aus dieser Perspektive argumentieren. Der erste Ansatz stammt von Günter Dux und stellt sich nicht nur der Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus, sondern auch mit den Gegenspielern geistes- und gesellschaftswissenschaftlicher Konzepte von Subjekt und Identität, nämlich der Soziobiologie und der Hirnforschung. Dux geht in seiner historisch-genetischen Theorie der Kultur explizit von der Konzeption eines "realen Subjekts" aus, das neuronale Entsprechungen hat. Der zweite Ansatz stammt von Oevermann und beharrt gegenüber konstruktivistischen Konzepten auf der Vorstellung eines Subjekts, das seine Identität in der Auseinandersetzung mit dem Problem der Bewährung konstituiert. Der dritte Vorschlag, den die Verfasserin selbst formuliert, löst sich von der Vorstellung einer für Identitätsbildung spezifischen Problemstellung, beharrt aber auf einem Strukturmodell von Identität, das sowohl die biographische Repräsentation in der Gegenwart als auch die Herausbildung einer biographischen Struktur im Laufe der Zeit integriert. Die "Realität des Subjekts" manifestiert sich in diesem Ansatz dadurch, dass Identitätsbildung als Vorgang einer auf verstehensbasierten Selektionsprozessen aufbauenden Selbstorganisation aufgefasst wird, bei der die vorangegangenen Selektionen "reale" Voraussetzungen für nachfolgende konstituieren, woraus im Laufe der Zeit eine zwar im Prinzip noch variable, aber nicht mehr hintergehbare Struktur entsteht. (ICE2)
Die Forderung nach einem historischen Bewußtsein führt zur Thematisierung der Selektivität kollektiver Wahrnehmungsmodi und Erfahrungsmodi der Vergangenheit und provoziert zugleich die Suche nach Sinn in der Vergangenheit. Es wird gezeigt, daß Modernität in diesem Kontext vor allem darin besteht, daß historisches Bewußtsein kommunikativ verflüssigt wird. Die Funktion kollektiver Identitätssuche wird diskutiert. Es wird festgestellt, daß am Grade der Blockierung von Identitätskommunikation das Rationalitätspotential aktueller Formen kollektiver Identitätssuche zu messen ist. Am Beispiel der neuen sozialen Bewegungen wird die Identitätssuche in der politischen Gegenkultur betrachtet. Es wird gezeigt, daß Aufklärungskritik diese Bewegungen antreibt und zum Movens der Modernisierung moderner Gesellschaften wird. Wieweit die nationale Vergangenheit die neuen sozialen Bewegungen einholt, wird an drei Beispielen diskutiert: am Beispiel der Suche nach (1) Identität in einer überschaubaren Lebenswelt, (2) dem guten Leben, der authentischen Lebenswelt und (3) einem Identitätsbewußtsein. Ausgehend von der Schlußfolgerung, daß Identitätskommunikation nur dann gelingen kann, wenn Identität im Hinblick auf Vergangenheit erinnerungsfähig bleibt und sich im Hinblick auf Zukunft nicht festlegt, wird ein alternatives Konzept politischer Identität entwickelt. (ICA)
Vor dem Hintergrund kultur- und medienwissenschaftlicher Begriffsklärung wird das Konzept einer "europäischen kulturellen Identität" hinterfragt. Angesichts der Vielfalt nationaler und geschichtlicher Traditionen ist nach Auffassung des Autors die Formel einer "europäischen Kultur" im Sinne einer gemeinsamen Identität der Europäer wenig sinnvoll. Zur Beschreibung und Analyse der kulturellen Folgewirkungen von Hörfunk und Fernsehen wird ein Interpretationsmodell mit verschiedenen Einflußfaktoren vorgestellt. Vor allem die "Kommerzialisierung auf der Network-Ebene" wird durch marktorientierte Nutzungspräferenzen das Kulturverständnis insgesamt verändern.(EJ)
"Am Beispiel der Hugenotten in Leipzig im 18. Jahrhundert soll eine Entwicklung gezeigt werden, die die Refugies (Glaubensflüchtlinge) und ihre Nachkommen durch das gesamte Jahrhundert hindurch, besonders in kritischen Momenten und Kristallisationspunkten der Geschichte Sachsens und Frankreichs, wiederholt einer Selbstbefragung über ihr Verhältnis zum sächsischen Aufnahmeland wie zum Herkunftsland der Väter unterwarf und ihnen eine wachsende und ambivalente Selbstauffassung aufdrängte." Die "hybride Identität" verweist auf die weiterhin bestehende Mischung aus französischer und deutscher Identität, die einer völligen Assimilation widerstand. An drei exemplarischen Stationen wird gezeigt, wie sich aufgrund der "hybriden Identität" eine mentale Disposition aus Innovationsbereitschaft, Internationalität und Loyalität gegenüber der neuen Heimat bildete: (1) am Konflikt zwischen französischen reformierten Kaufleuten und Leipziger Kleinhändlern 1745; (2) am Streit um den Patriotismus der Leipziger Franzosen und ihren Nutzen für Stadt und Land 1762/63 im Kontext des Siebenjährigen Krieges und des Retablissement (Wiederaufbau); (3) an der Unterhändlerrolle der Leipziger Hugenotten zwischen französischen und Leipziger Interessen in der "Napoleonzeit" 1789/1806-1813. Dabei wird deutlich, daß die französischen Kaufleute unter verschiedenen historischen Umständen mehrfach dieselbe Situation erlebt haben, was sie in ihrer offenen "hybriden" Identität bestätigte. So trugen sie trotz ihrer geringen Zahl mit ihrem Handelsmonopol an "französischen Waren" wesentlich zum Aufschwung des Leipziger (Messe-)Handels bei. (prf)
Eine Publikation in den USA über die Sprache des sozialistischen Albaniens stellte den Auslöser für die öffentliche Diskussion über die Nation und die nationale Identität des Volkes dar. Sie hat die gleiche nationale Identität und Geistesorientierung der Albaner im Norden und im Süden des Landes in Frage gestellt. Ohne den Wahrheitsgehalt dieser Publikation zur Diskussion zu stellen, geht der Autor von der Tatsache aus, dass trotz der anhaltenden Bestrebungen des kommunistischen Regimes zur Schaffung einer ideologisch definierten nationalen Identität nach der demokratischen Wende religiöse und regionale Identifizierungen eine Rolle zu spielen begannen. Die Ausarbeitung der identitätsstiftenden Instanzen stellt das Thema des Beitrags dar. Die Religion als ein wichtiger Faktor der Identifikationsprozesse auf dem Balkan war bekanntlich maßgeblich für die Selbstdefinition der einzelnen Volksgruppen in der Region. Die Religion hatte am Ende des 19. Jahrhunderts tiefe Risse innerhalb der albanischen Gesellschaft hinterlassen und war zu einem Hindernis für die Nationalbewegung geworden. Da keine Glaubensgemeinschaft in der Lage war, alle Albaner unter einer gemeinsamen Plattform zu vereinigen, blieb die Sprache das einzige Mittel, eine gemeinsame Identität zu stiften. Hinzu kommt die Tatsache, dass die albanische Sprache sehr unterschiedlich von den Nachbarssprachen war und dadurch zum Abgrenzungsmedium werden konnte. Für die Verbalisierung des Nationalbewusstseins wurde von den albanischen Nationalisten eine Art 'zivile Religion' propagiert, die in der Parole "Die Religion des Albaners ist das Albanertum" ihren Ausdruck fand. Der Zeitraum zwischen 1912 und 1939, bekannt als Periode der Unabhängigkeit, war durch Bemühungen gekennzeichnet, das Fundament eines albanischen Staates und seiner Institutionen zu schaffen. Die Machtübernahme durch die Kommunistische Partei markierte den Anfang eines neuen Abschnitts in der Geschichte des Landes, der durch eine politische und kulturelle Isolation gekennzeichnet wurde. Diese verstärkte die Rolle des Nationalismus und bestimmte die politischen Entscheidungen im Lande. Die Herrschenden übernahmen die Parole des Albanertums und machten aus Albanien den ersten atheistischen Staat der Welt. Die Parole ist so oft wiederholt worden, dass sie zu einem Mythos und einer Identifikationsinstanz für die Albaner geworden ist. Nach der demokratischen Wende und der Ermöglichung der freien Religionsausübung gewann die Problematik der nationalen Identität wiederum an Aktualität. Die neuen Eliten versuchten, die religiös bedingten Spannungsverhältnisse durch neue Orientierungen (wie z. B. "Go West") zu überlagern. Der Autor betrachtet die Europaorientierung als einen grundlegenden Bestandteil der gegenwärtigen albanischen Selbstidentifizierung. (ICG)
Mit einer Untersuchung des theoretischen Begriffs der personalen Identität unternimmt der Autor den Versuch, eine Kategorie der modernen Psychologie und Soziologie im Hinblick auf humanistische Traditionen und zukunftsträchtige Projekte auszulegen. Er argumentiert, dass der in den Kern des Begriffs "personale Identität" eingetragene Gedanke der strukturellen Offenheit einer Person unabdingbar ist für jedes normativ gehaltvolle Welt- und Menschenbild gegenwärtiger und künftiger Humanismen. Er wirft die Frage auf, ob sich zumindest bestimmte Aspekte der Psychologie personaler Identität - empirisch begründet, ethisch, moralisch und politisch reflektiert - auch im Zeitalter der Globalisierung universalisieren lassen. Dabei geht es nicht allein um die Offenheit gegenüber anderen, Fremden zumal, sondern ebenso gegenüber dem eigenen Selbst, insofern auch dieses als ein Anderes konzeptualisiert werden kann, das Fremdes mit einschließt und Fremdverstehen ermöglicht. Die mit sich identische Person verschließt sich weder gegenüber den Anderen und Fremden noch gegenüber dem Anderen und Fremden in sich. Sie zeigt vielmehr eine Art Unvoreingenommenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem und äußert Interesse an ihm. Leicht zu haben ist diese Haltung indes nicht. Diese Offenheit ist vielmehr das Ergebnis eines lebenslangen Bildungsprozesses und erfordert ein kommunikatives Selbstverhältnis von Personen, das diese in die Lage versetzt, Neuem ohne allzu große Angst und mit aller individuell verfügbaren Kreativität zu begegnen. (ICI2)