Einleitung
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3321-3323
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In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3321-3323
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3632-3642
"Das Ziel dieses Kurzvortrags besteht darin, exemplarisch aufzuzeigen, wie Auslandsentsandte deutscher Unternehmen in arabischen Ländern ihre einheimischen Partner und die jeweilige Gastlandkultur wahrnehmen, welche Handlungsfreiheit sie in arbeitsrelevanten Interaktionssituationen erfahren und wie sie versuchen, ihre Handlungsfreiheit zurück zu gewinnen, aufrechtzuerhalten bzw. zu steigern. Hierfür werden Ergebnisse aus aufgearbeiteten 64 Tiefeninterviews vorgestellt, die im Rahmen eines durch das BMBF geförderten Forschungsprojektes mit deutschen Fachund Führungskräften in Jordanien, Marokko und Ägypten durchgeführt wurden. Die darzustellenden arbeitsrelevanten Interaktionssituationen, an denen die Handlungsfreiheit analysiert wird, beziehen sich auf die Themenbereiche: Vertrauen (Schwerpunktthema), Qualitätsbewusstsein, Direktheit, Verlässlichkeit, Zeitverständnis und Selbständigkeit. Je nach Situation, verfolgen Auslandsentsandte vier unterschiedliche Strategien, die auch in bestimmten Kontexten in Kombinationen auftreten: Vermeidung (aus dem Weg gehen), Konfrontation (demonstratives Entgegentreten mit dem Bestreben, eigene Verhaltensweisen, Überzeugungen etc. zur Geltung zu bringen), Adaption (einseitige Verhaltensanpassung an die Gastlandkultur) und Aushandlung (Prozesse der Kompromissfindung: Eine Art 'Dritter Raum' wird geschaffen!). Dominant bleibt allerdings die Adaptionsstrategie, gekoppelt mit eher negativen Einstellungen zur Gastlandkultur. Die Aushandlungsstrategie hingegen kommt äußerst selten zur Anwendung." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4453-4470
"Kern des pädagogischen Handelns in der Schule ist der Unterricht, da dort die eigentliche Vermittlung von Wissen, Normen und Kulturtechniken stattfindet. Daher ist die fallrekonstruktive Erschließung von möglichst genau protokolliertem realem Unterrichtsgeschehen besonders geeignet, näheren Aufschluss über diesen Kern der schulischen Praxis, wie sie heute vorzufinden ist, zu geben. Dies soll im Rahmen dieses Vortrages in Gestalt der Rekonstruktion von protokollierten Sequenzen der komplexen Lehrer-Schüler-Interaktion in einer Unterrichtstunde einer ersten Schulklasse aufgezeigt werden. Im Vordergrund wird dabei die Frage nach der Professionalisierungsbedürftigkeit und Nicht-Professionalisiertheit inklusive der damit verbundenen Folgen für das Unterrichtsgeschehen und die Aufgabe der Wissensvermittlung stehen. Es werden auch die damit im Zusammenhang stehenden Fragen nach der Existenz und Verfasstheit der Arbeitsbündnisse zwischen Lehrer und Schüler und zwischen Lehrer und Klasse berührt. Des Weiteren soll es thematisch auch um Lösungen pädagogischer Probleme gehen, die aus der individuellen Berufserfahrung und Berufspraxis des jeweiligen Lehrers resultieren, und deren 'Hebung' für die Pädagogik von Interesse ist. Der Unterricht einer ersten Grundschulklasse ist in mehreren Hinsichten für die Rekonstruktion eines Modells des realen schulpädagogischen Handelns und für die Frage der Professionalisierungsbedürftigkeit und Nicht-Professionalisiertheit des Lehrerhandelns von besonders aufschlussreich: In der Grundschule hat das pädagogische Moment des Lehrerhandelns seine größte Bedeutung, weil die Kinder dort erst in die Schülerrolle einsozialisiert werden. Darüber hinaus werden bereits in der Grundschule entscheidende Weichenstellungen für die Schulkarriere vorgenommen. Dies gilt für eine erste Klasse noch einmal gesteigert. Aus Sicht der Professionalisierungstheorie ist der Lehrer hier besonders gefordert, da sich ein Arbeitsbündnis mit den einzelnen Schülern, der Klasse und den Eltern erst einrichten muss." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3099-3106
"Globale Umweltforschung erzeugt einen universalistischen Referenzrahmen zur Beschreibung, Beobachtung und Bewertung ökologischer Krisen mit planetaren Ausmaßen. Das Konstrukt einer globalen Umwelt unterstellt eine weltweit geteilte gemeinsame Bedrohung im Sinne der ökologischen Selbstgefährdung der Menschheit. Es bildet die Voraussetzung für das politische Projekt zur Rettung des Planeten Erde, zu dessen Verwirklichung zahlreiche internationale Umweltschutzabkommen verabschiedet werden. Eng damit verbunden ist die weltweite Standardisierung wissenschaftlicher Beobachtungsverfahren. Dieser gemeinsame Referenzrahmen entfaltet sich jedoch im Kontext massiver ökonomischer, politischer und kultureller Ungleichheiten. Globale Umweltforschung birgt die Gefahr, durch die Orientierungan einer scheinbar einheitlichen Ökosystemrationalität diese Ungleichheitsbedingungen zu verdecken und dadurch gerade zu ihrer Zementierung beizutragen. Der Vortrag stellt Ergebnisse zur Diskussion, die aus der Analyse von Globalisierungsprozessen in Wissenschaft und Politik gewonnen wurden. Darin geht es um die zugleich egalisierende und Ungleichheit stiftende Wirkung von Wissenschaft. Der Vortrag beruht auf einer Auseinandersetzung mit dem world polity-Ansatz von John Meyer et al., in dem Verwissenschaftlichungs- und Rationalisierungsprozesse von zentraler Bedeutung sind. Die Implikationen dieser als kulturell verstandenen Prozesse für die Erzeugung oder Überwindung von Ungleichheit bleiben innerhalb des Ansatzes typischerweise ausgeklammert. Empirisch basiert der Vortrag auf zwei Projekten zur Globalisierung von Wissenschaft: einem abgeschlossenen Promotionsprojekt über die Rolle von Wissenschaft in der Globalisierung von Umweltpolitik am Beispiel der senegalesischen Klimaschutzpolitik, sowie einem laufenden DFG-Projekt über die Internationalisierung globaler Umweltforschung im Vergleich Deutschland-USA." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2660-2672
"Flexibilität bedeutet die Fähigkeit, auf unvorhersehbare Ereignisse angemessen zu reagieren. Flexibilisierung ist die Erhöhung der Fähigkeit zu Anpassung. Offensichtlich geht es dabei also um die Gestaltung eines spezifischen Verhältnisses zwischen Akteuren und ihrer institutionellen Umwelt. Im Kontext des Flexibilisierungsdiskurses stellen sich somit zwei Fragen zum Verhältnis von Akteuren und Institutionen: 1. Wodurch wird Flexibilität erforderlich? Hier geht es um Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Arten von Veränderungen im Verhältnis von Akteuren und Institutionen und unterschiedlichen Flexibilitätsformen. 2. Wodurch wird Flexibilität ermöglicht? Hier geht es darum, welche unterschiedlichen Rahmenbedingungen welche unterschiedlichen Arten von Flexibilisierung ermöglichen. Anhand dieser Fragen wird der Verfasser versuchen, mittels einer Durchsicht neuerer Untersuchungen und Systematisierungen der Flexibilitätsforschung ein handlungs- und institutionentheoretisches Verständnis von Flexibilität zu skizzieren." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 1833-1841
"Mehr als 90 Prozent aller deutschen Unternehmungen sind Familienbetriebe und inetwa einem Fünftel davon vollzieht sich derzeit ein Generationswechsel (Klein 2000; Schroer/ Freund 1999). Trotz vielfältiger beruflicher Möglichkeiten in einer 'Multioptionsgesellschaft' (Gross) übernehmen fast die Hälfte der Kinder den Betrieb. Oft kommt es in langwierigen Entscheidungsphasen zu zermürbenden Familienstreitigkeiten und auch nach einer Entscheidung für oder gegen die Betriebsübergabe enden die Probleme nicht. Wenn der Generationswechsel innerhalb der Familie nicht gelingt, werden viele Betriebe geschlossen und Arbeitsplätze gehen verloren. Dennoch sind Familienbetriebe und Generationswechsel nur selten Gegenstand soziologischer Analysen. Eine Ausnahme bilden zahlreiche land- und agrarsoziologische Studien (z.B. Hildenbrand u.a. 1992; Lübbeke 1999). Die Fragestellung der Bearbeiterin entstand im Anschluss an diese Arbeiten. Weil sie besonders die wechselseitige Konstitution von sozialem Handeln und sozialen Strukturen interessierten, hat sie eine biographische Analyseperspektive gewählt: In welchen biographischen (Selektions-)Prozess ist diese Entscheidung eingebettet? Welche Sozialisationsbedingungen bietet eine Familie mit Betrieb? Was zeichnet den Betrieb der Familie als Arbeitsplatz aus? Im Rahmen eines qualitativen, an der 'Grounded Theory' (Glaser/ Strauss 1967) orientierten Forschungsansatzes, hat sie acht narrativeInterviews (F. Schütze) geführt. Diese Interviews hat sie mit einer hermeneutischen Sequenzanalyse (Rosenthal 1995) untersucht und die typischen Handlungsmusterrekonstruiert, die sich im Laufe der biographischen Aufschichtung prozesshaft ausgebildet haben. Bei dieser Genese hat ein singuläres Ereignis kaum Bedeutung, sondern vielmehr die Wirkung des Ereignisses, die im Umgang der BiographInnen mit dem Erlebnis erkennbar wird." (Textauszug)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3860-3871
"Die Münchner Arbeitsgemeinschaft Arbeitsförderungsinitiativen (MAG AFI) ist ein Fachverbund von 33 sozialen Betrieben und Projekten in München mit 1200 Beschäftigten. Ziel dieser gemeinnützigen Betriebe ist die berufliche und soziale Integration von am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen. Im Rahmen eines Pilotprojekts entwickelten acht MAG AFI-Betriebe ein Konzept zur Selbstevaluierung zu den integrativen Effekten von Beschäftigung und Qualifizierung. Entgegen der im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik verbreiteten Herangehensweise, den Erfolg von Maßnahmen anhand von Daten auf der Makroebene zu beurteilen, steht im Mittelpunkt des MAG AFI-Evaluationskonzeptes die Wahrnehmung der Beschäftigten selbst, die so von 'Betroffenen' (wieder) zu Experten ihrer eigenen Lebens- und Arbeitsituation werden. Im Vortrag werden auf der Grundlage empirischer Daten zu folgenden Aspekten von Evaluation ausgewählte Ergebnisse und Thesen diskutiert: Dimensionen von beruflicher und sozialer Integration aus der Sicht der unterschiedlichen Akteure: Beschäftigte, Betriebe und Zuschussgeber; typische Abstimmungsprobleme bei Evaluationen in Projekten und Betrieben der Arbeitsförderung; können Menschen in sozialen Schwierigkeiten (Brennpunkte: Arbeit, Wohnung, Sucht, Schulden) Experten ihrer eigenen Integration sein? Worin liegt der Nutzen des Evaluationsprozesses für die beteiligten Akteure? Eignen sich persönliche Interviews als Befragungsinstrument? Intendierte und nicht intendierte Folgen von Arbeitsförderung: Nicht in den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt und trotzdem erfolgreich integriert? 'Vermittlungshemmnisse': Und wenn sich die Person bewegt aber nicht der Arbeitsmarkt? Ausblick: Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die anstehenden Veränderungen der Arbeitsförderung (Hartz, Arbeitslosengeld 2)." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 1025-1041
"In der Transformationsforschung Ostmitteleuropas gibt es bis heute wenig empirisch gesichertes Wissen über Elitenkulturen und Handlungsorientierungen neuer politischer Akteure. In meinem Beitrag setze ich an diesen Fragen an. Auf der Grundlage von empirischem Datenmaterial (offene Interviews, schriftliche Dokumente) aus einer vergleichenden Untersuchung über Legitimitätskonflikte und Elitenwandel in Polen, der Tschechischen Republik und Ostdeutschland sollen unter ausgewählten Gesichtspunkten Übergänge von biographischen und politischen Wandlungsprozessen erörtert werden. Dabei geht es im Einzelnen um Haltungstypen, die für den Übergang von der 'ersten' zur 'zweiten' Generation neuer politischer Eliten prägend sind. Unter der ersten Generation werden die 'moralischen Eliten' aufgefasst, die Herkunftsmilieus, ein bestimmtes Ethos des Handelns und ähnliche politische Lebensläufe verband. Unter der zweiten Generation werden diejenigen Akteure bezeichnet, die seit Mitte der neunziger Jahre als 'nachrückende' Generation unter Gesichtspunkten von Alter, Ausbildung und Handlungsorientierungen, wie Machtkalkülen und Karriereambitionen, Gemeinsamkeiten aufweisen. Aus den Transkripten der Interviews ergeben sich Anhaltspunkte über die Beweggründe für das politische Engagement, die familiale Orientierung, den Übergängen von familialen Milieus und Freundschaftszirkeln zu politischen Netzwerken, die in Haltungstypen zusammengefasst werden können. Folgende Untersuchungsfragestellungen stehen im Mittelpunkt meines Beitrags: Wie wird Ungleichheit als politischer Wettbewerbsmaßstab in Dimensionen der Gegenwart und Zukunft aufgefasst? Wie wird Vergangenheit als Dimension der 'Normalisierung' politischer Biographien genutzt? Wie sind Uminterpretationen von historischen Ereignissen (wie '1989') für die eigene Biographie und die Vergangenheitspolitik zu bewerten? Wie werden Milieubindungen aus der Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft als Dimensionen von politischen Aufstiegsambitionen in Verbindung gesetzt? " (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2158-2169
"Dieses Papier stellt die Frage nach den oberen und unteren Grenzen von ökonomischer Ungleichheit und versucht diese Grenzen anhand eines spieltheoretischen Modells als Ergebnis eines Verteilungskonflikts zwischen zwei antagonistischen Gruppenzu erklären und zu quantifizieren: Die eine der beiden Gruppen besteht aus relativ unterprivilegierten Bevölkerungssegmenten, die stärker am Nationaleinkommen partizipieren und so die ökonomische Ungleichheit abbauen möchten. Dadurch gerät diese Gruppe in Konflikt mit der antagonistischen Gruppe der Privilegierten, die ihren Anteil am Nationaleinkommen halten oder gar erhöhen möchte und somit die Ungleichheit in der eigenen Gesellschaft implizit zu vergrössern trachtet. Das dieser Arbeit zu Grunde liegende spieltheoretische Modell nimmt an, dass beide Gruppen über entsprechende Strategien zur Erhöhung oder Verteidigung ihrer Einkommensanteile verfügen und diese auf rationale Weise nach Massgabe der zugeordneten Payoffs nutzen. Die vorerwähnten Auszahlungsfunktionen sind jedoch nicht konstant, sondern tragen dem sinkenden Grenznutzen zusätzlicher Einkommensanteile und den Kosten aus der sich verändernden Macht des Konfliktgegners Rechnung. Für rational handelnde Akteure scheiden daher unter bestimmten Ungleichheits- und Machtbedingungen gewisse Strategien aufgrund eines negativen Payoffsaus, sodass sowohl die Erhöhung als auch die Senkung von ökonomischer Ungleichheit an Grenzen stösst, welche für die beteiligen Akteure bezüglich Ungleichheit den kollektiven Handlungsspielraum definieren. In dieser Arbeit wird versucht, theoretische Aussagen über die Grenzen dieses Handlungsspielraums abzuleiten, um so das zu Grunde liegende Modell anhand von international vergleichbaren Aggregatdaten empirisch überprüfen zu können. Dabei stelltsich das statistische Problem, Modellparameter von Hüllkurven so zu schätzen, dass diese die real beobachtbaren Verhaltensdaten von den unzugänglichen Teilen des Verhaltensraums trennen. Die hierzu vorgeschlagene Lösung beruht auf iterativer Regression und erlaubt sowohl die empirische Bestätigung des spieltheoretischen Modells als auch die quantitative Bestimmung jener Schranken, welche die Einkommensungleichheit in etwa 50 untersuchten Ländern nach oben und unten begrenzen." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2825-2838
"Zwei prominente Ausgangspunkte soziologischer Gesellschaftstheorie, Bourdieus Praxistheorie und Luhmanns Systemtheorie, kommen, bezogen auf die Charakterisierung der modernen Gesellschaftsstruktur zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Mit der Luhmannschen Systemtheorie wird die primäre Differenzierungsform der Gegenwartsgesellschaft aus dem Vorhandensein von unterschiedlichen Funktionssystemen abgeleitet, während Bourdieus Praxistheorie die vertikale Differenzierung der Gesellschaft in hierarchisch zueinander in Beziehung stehenden Klassen in den Mittelpunkt der Gesellschaftsanalyse stellt. Dieser Unterschied zwischen der kultursoziologischen Ungleichheitsforschung Bourdieus, die den Praxisbegriff als Ausgangspunktführt, und der Gesellschaftstheorie Luhmannscher Provenienz, die vom Kommunikationsbegriff ausgeht, ist, so die These des Beitrags, nicht nur unterschiedlichen thematischen Vorlieben geschuldet, sondern vielmehr einer grundlegenden erkenntnistheoretischen Differenz zwischen Praxis- und Systemtheorie. Die thematischen Unterschiede in der Gewichtung von Problemgesichtspunkten der modernen Gesellschaft sind mit anderen Worten Ergebnisse der unterschiedlichen Theorieanlagen. Die Frage, der der Verfasser nachgehen möchte, ist deshalb nicht, welche der beiden Theorien evidenter ist. Er möchte aufzeigen, dass die Gegensätze in der Charakterisierung der Gegenwartsgesellschaft sich aus theoretischen Grundentscheidungen ergeben, die beide Theoretiker zu theorieimmanent plausiblen, aber sehr unterschiedlichen Ergebnissen in der Charakterisierung der Gegenwartsgesellschaft führen. Diese These möchte er plausibilisieren, indem er die beiden Ausgangspunkte der Praxis- und Systemtheorie vergleichend gegenüberstellt und die theoretischen Implikationen des Praxis- und des Kommunikationsbegriffs verdeutlicht. Dann wird er vor dem Hintergrund der Bourdieuschen Ungleichheitsforschung zeigen, aus welchen Gründen der systemtheoretische Äquivalenzfunktionalismus Luhmanns keinen der Gegenwartsgesellschaft angemessenen Begriff sozialer Ungleichheit ermöglicht. Im dritten Schritt verdeutlicht er vor dem Hintergrund des Luhmannschen Begriffsfunktionaler Differenzierung, warum die Praxistheorie Bourdieus Prozesse funktionaler Differenzierung nicht adäquat in den Blick nehmen kann. Im vierten Schritt wird er trotz aller zuvor nachgezeichneten Differenzen zwischen Praxis und Systemtheorie versuchen, einige Konvergenzen aufzuzeigen, die zur Weiterentwicklung der Gesellschaftstheorie genutzt werden können." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4736-4740
"Das Thema 'Anerkennung' stößt seit einigen Jahren in der politischen Sozialphilosophie auf vermehrte Resonanz und wird auch in der Soziologie zunehmend thematisiert. Es bildet den Ausgangspunkt des hier vorgestellten Forschungsvorhabens, das sich in theoretisch-konzeptioneller Hinsicht mit der Frage beschäftigt, welche Anerkennungschancen und -strukturen sich in gegenwärtigen Dual Career Couples auffinden lassen. Theoretische Kontrastfolie ist das idealtypische Familienernährermodell, nach dem Anerkennungschancen in Paarbeziehungen geschlechtsspezifisch verteilt waren: Männliche Erwerbsarbeit für Geld hier, weibliche Hausarbeit aus/ für Liebe da - samt damit einhergehender mannigfaltiger geschlechtsspezifischer Ungleichheiten. Diesbezüglich lassen sich jedoch Veränderungen in zwei Sphären beobachten: Im Bereich der Erwerbsarbeit die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen; im Bereich des familialen Zusammenlebens ein (zumindest normativer) Wandel zu egalitären Beziehungen zweier gleichberechtigter Partner. Angesichts der steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie der stärkeren Beteiligung von Männern im privaten Bereich wäre theoretisch eine egalitärere Verteilung von Anerkennungschancen innerhalb von Paarbeziehungen anzunehmen. Dies gilt v.a. für Dual Career Couples, in denen beide Partner eine eigenständige Berufslaufbahn verfolgen (wollen), i.d.R. über formale Bildungsgleichheit verfügen und sich gemäß einem normativ-egalitären Idealbild als (zumindest beruflich) Gleiche gegenüber stehen sollten. Möglicherweise zeigen sich jedoch auch in solchen Paaren Beharrungstendenzen ungleicher Arbeitsteilungsarrangements, Anerkennungschancen und -strukturen oder neue Ungleichheiten. Gefragt werden soll daher aus einer ungleichheitstheoretischen Perspektive: Welche Anerkennungsmuster bestehen in Dual Career Couples, für welche Handlungen und Eigenschaften finden die Partner hier intersubjektiv Wertschätzung? Zeigen sich geschlechtsspezifische Ungleichheiten? Wie beeinflussen welche gesellschaftlichen Strukturen die Anerkennungschancen in Paarbeziehungen? Und welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für gesellschaftliche Anerkennungsverhältnisse?" (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 949-970
"Mega cities are the new urban forms in towns, leading a to a flow of theoretical conceptualization from the network society to the LA postmodernist urban school. European cities, with the exception of London, Paris and possibly a handful of other cases are not on average at the core of the Megacities rise. The paper critically examines the rise of megacities. It attempts to identify the ways in which some common trends and variables which gave rise elsewhere to megacities also have a serious impact of European cities, both the largest one and the medium sized. It concentrates on the issue of the making of inequalities and the cities as a social and cultural fabric. The discussion on European cities and Megacities is finally instrumental to discuss the changing pattern of inequalities within European societies." (author's abstract)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 633-653
"'Soziale Stadt', 'Sozialraumentwicklung' und 'bürgerschaftliches Engagement' gelten als chancenreiche Paradigmen in städtischen Planungsprozessen und als Hoffnungen beim Umbau staatlicher Regelsysteme. Gemeinsam ist ihnen, das sie die Potentiale des Sozialkapitals nutzen wollen. Allerdings liegen sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber vor, inwiefern Sozialkapital nutzbar ist, bzw. ob sich gemeinschaftliche Ligaturen überhaupt in individualisierten Zusammenhängen vitalisierten lassen und ob diese eine positive Wirkung entfalten. Im Mittelpunkt des Referates stehen Strukturprinzipien zivilgesellschaftlicher Netzwerke, die mit den Anforderungen individualisierter Biographien kompatibel sind. Dazu wird ein Sozialkapitalbegriff propagiert, der sich von traditionalen Kollektivbegriffen abgrenzt. Am Fallmaterial soll gezeigt werden, dass freiwilliges Engagement kaum durch Appelle an mehr Altruismus, Mahnungen zum solidarischen Verhalten, Anleitungen zur Nachbarschaftlichkeit oder über Reklame für Kollektivität evoziert werden kann. Gefragt ist eher eine Analyse jener Bedingungen, die bei der Durchsetzung individueller Rechte und Interessen zu Netzwerkbildungen führen, die in Konkurrenz und Auseinandersetzung mit bereits etablierten Institutionen stehen. Eine solche kreative Aneignung der Community durch aktive Bürger beruht auf vier Strukturprinzipien (Heterogenität, Optionalität, Statuspotential und Transparenz) die in lokalen Organisationen und rivalisierenden Machtgruppen nachgewiesen werden können und z. B. für moderne Clan- und Cliquenbeziehungen konstitutiv sind. Es werden somit Möglichkeitsstrukturen des zivilen Engagements in Städten sichtbar, die zwar einer alltagsweltlichen Einbettung bedürfen, aber erst durch Differenz, Konkurrenz und Diskurs angetrieben werden müssen um nachhaltig erfolgreich zu sein." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 247-259
"The concept of resentment is inherently linked to the cultural criticism of Europe and the West. By way of this cultural criticism and affirmative reaction to it, the syndromes of resentment are widespread in non-European cultures. Thus resentment is also linked to the often diverse multiple formulations of the cultural programs of modernity. The conventional usage of the term would suggest that resentment means a sort of envy of the socially and culturally deprived or a psychological reactive attitude of the unjustly treated who are - morally or factually - deprived to act for revenge and justice. However, in Nietzsche's genealogy of morals, we are informed that Christian altruism and generalised morals of love produce a sort of self-distancing disinterestedness, a general value orientation which in itself remains non-interested in the fate of values in general and in the fate of the other in specific. For Nietzsche, it were priests and other office holders who with their own distancing attitude were - in the process of civilizational constitution of Europe - strongly involved in featuring the general laws of the 'morality of resentment' (i. e. the religious and intellectual formulations of restraint against immediate revengeful action) and in making it the most ambiguous and powerful cultural tool ('Kulturwerkzeug') in the construction of modernity. Since Max Weber the social philosophy of modernity and modernization was - in an affirmative turn - to a large extent engaged in developing science and rationality, as non-resentful components of modern self-construction, professionalism and individualism. The point is that the constitution and reconstitution of the cultural and institutional programs of modernity are as a whole fossils of the inherent struggle to come to grips with 'resentment' and the challenges of the cultural criticism of modernity. Moreover, and following this statement, the essential point is that modern dialogue - in as far as it is determined by the logic to overcome or even to suppress the 'Kulturkritik' on which it was originally built - remains at large inapt to understand the constitution and reconstitution of the non-modern, the non-European and the non-western in contemporary cross-civilizational exchange. I will develop this line of argument by looking closer to the conditions and potentials of dialogue between Muslims and Europeans in the contemporary scene which is so strongly marked by the 'resurgence' of religion and the new modes in which religious components enter or are re-entering today the cultural and political arenas of modernity." (author's abstract)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3959-3968
Die Vergleichsstudie zur Arbeitsmarktforschung untersucht die Entwicklung der Einzelselbständigkeit im Zuge der Arbeitsmarktregulierung in Deutschland und Großbritannien. Die Ausführungen basieren auf empirischem Datenmaterial für den Zeitraum 1979 bis 1998. Die Betrachtung umfasst Befunde zum (1) Umfang und Struktur der Selbständigkeit, (2) den Arbeitsstunden, (3) dem Einkommen, (4) den Arbeitsbedingungen sowie (5) den sozialen Risiken. Der Anstieg des selbständigen Arbeitsverhältnisses in Deutschland und Großbritannien offenbart Ähnlichkeiten und Unterschiede hinsichtlich der Struktur und der Arbeitsbedingungen. Während die Einzelselbständigkeit in Großbritannien bereits in den 1980er Jahren zunimmt, setzt diese Entwicklung in Deutschland erst in den 1990er Jahren ein. Dies ist auf eine starke Abhängigkeit der deutschen Selbständigkeit vom Wachstum des industriellen Dienstleistungssektors zurückzuführen. Die Differenzen lassen sich insbesondere mit der jeweiligen Arbeitsmarktregulierung erklären: Der deutsche koordinierte Arbeitsmarkt basiert auf einem starken Schutz des Normalarbeitsverhältnisses und verhindert so flexible Unternehmenspraktiken. Ferner verzögert ein deutlich regulierter Zugang zur Selbständigkeit im industriellen Sektor einen Anstieg selbständiger Erwerbstätigkeiten vor dem Wachstum des Dienstleistungssektors, der sich schließlich durch geringere Normalarbeitsverhältnisse auszeichnet. Der britische unkoordinierte Arbeitsmarkt hingegen blockiert nicht den Anstieg der Selbständigkeit im industriellen Sektor. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Entwicklung der Einzelselbständigkeit in Deutschland und Großbritannien auf unterschiedlichen Wachstumsdynamiken basiert und nicht die gleiche Sektorverteilung aufweist. Zudem ist die Einzelselbständigkeit in Großbritannien durch eine stärkere Einkommenspolarisation sowie durch differentere Arbeitsbedingungen zwischen den Geschlechtern geprägt als in Deutschland. (ICG2)