Konflikttransformation und Staatsbildung in Afghanistan
In: Internationales Konfliktmanagement im Fokus: Kosovo, Moldova und Afghanistan im kritischen Vergleich, S. 187-236
Der Autor beschreibt sicherheitspolitische und ökonomische Motive der UN, der USA und der EU für die Intervention in Afghanistan. Er geht ein auf völkerrechtliche Rahmenbedingungen, übergeordnete Stabilisierungsziele und Gesamtstrategien und arbeitet Ziele und Mittel der regionalen und internationalen Akteure heraus. "Provincial Reconstruction Teams" (PRT) werden als Teil des militärischen Konfliktmanagements und hinsichtlich ihrer Beziehung zu den anderen beteiligten Akteure NGOs und Regierung ausführlich behandelt. Als Bilanz des internationalen Konfliktmanagements stellt der Autor u.a. fest: "Nach vierjährigem Engagement der internationalen Hauptakteure CF, UNAMA und ISAF schwankt die Konfliktintensität in Afghanistan stark. Keine Provinz befindet sich in einem permanenten Kriegszustand, doch kommt es immer wieder zu Scharmützeln, Überfällen und willkürlicher Gewaltanwendung. So stellt sich die Sicherheitslage im Lande äußerst unterschiedlich dar, findet doch gleichzeitig Krieg und Wiederaufbau statt."Den integrierten zivil-militärischen Strukturen und Instrumenten gehört bei der Bewältigung von Krisen in Post-Konflikt-Situationen die Zukunft. Dabei müssen diese integrierten Instrumente nicht unbedingt die Form von PRTs annehmen. Der Kernbereich sollte aber im Regelfall aus einem verschränkten zivil-militärischen Element bestehen. Eine Bewertung der Effektivität der PRTs zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist schwierig, da Gewaltakte viel sichtbarer sind als langsam voranschreitende Entwicklungsprozesse. Insbesondere fehlt weitgehend die Möglichkeit, Erfolge in der PRT-Wiederaufbauarbeit zu messen, da es in Afghanistan praktisch keine statistische Erfassung von Daten gab und gibt Längerfristig wird es aber zweifelsohne notwendig sein, die verschiedenen PRT-Ansätze in eine kohärente Gesamtstrategie einzubinden, insbesondere, da weitere Staaten PRTs in Afghanistan planen. PRT-Entsendekonzepte sollten daher zukünftig unter Einbindung aller Beteiligten entwickelt werden. Durch das Engagement der ISAF geht es mit dem Statebuilding im Raum Kabul und in einigen Provinzen zwar sehr langsam und mühsam, aber doch stetig bergauf. (LO)