Auf dem Hintergrund der innenpolitischen und ökonomischen Situation Afghanistans stellt der Verfasser in dem Handbuchartikel die historischen und politischen Rahmenbedingungen für die erst seit 1978 existierenden Gewerkschaften dar. Im weiteren werden die Anfänge der gewerkschaftlichen Arbeit hinsichtlich Organisationsstruktur, Verhältnis zum Staat und internationaler Kontakte aufgezeigt. Ergänzt wird die inhaltliche Darstellung durch Literaturhinweise und die Anschrift des afghanischen Gewerkschaftsbundes. (KS)
In: Disarmament, demobilization and reintegration and security sector reform: insights from UN experience in Afghanistan, Burundi, the Central African Republic and the Democratic Republic of the Congo, S. 31-70
Der Autor analysiert die politischen und gesellschaftlichen Folgen der Präsidentschaftswahlen in Afghanistan vom 9. Oktober 2004. Der Wahlsieg des amtierenden Interimspräsidenten Abdul Hamid Karsai gleicht seiner Einschätzung nach einem "Sieg auf Bestellung", wie er im Hinblick auf offenkundige Wahlfälschungen zeigt. Seine kritischen Ausführungen beziehen sich unter anderem auf den politischen Streit über die Postenverteilung, auf die nach den Wahlen weiterhin bestehenden sicherheitspolitischen Probleme und ethnischen Konflikte im Land, auf die vorrangigen Wirtschaftseinkünfte durch den Drogenhandel mit Opium sowie auf die Missachtung von Menschenrechten durch die neue Regierung. Afghanistan befindet sich seinen Ergebnissen zufolge weiterhin im Kriegszustand und erhält anstelle eines notwendigen Wiederaufbauplans nur den Status eines Protektorates. (ICI)
Der Verfasser setzt sich mit der Frage auseinander, ob die seit der Londoner Afghanistankonferenz im Januar 2010 geforderte Strategie einer "Afghanisierung" des Konflikts Erfolg haben kann oder ob nicht vielmehr von einer "Irakisierung" gesprochen werden muss. Er beschreibt Afghanistan als ein von der Drogenökonomie abhängiges Land mit endemischer Korruption, in dem die Sicherheit mit immer mehr ausländischen Soldaten aufrecht erhalten werden soll. Dennoch ist die Zahl der Aufstände und Anschläge gestiegen. Die posttraumatische Belastung ist nicht nur ein Problem der ausländischen Soldaten, sondern vorrangig auch für die afghanische Bevölkerung. (ICE2)
Der Verfasser gibt zunächst einen Überblick über die gegenwärtige Situation in Afghanistan und arbeitet die Mobilisierung des Produktionsfaktors Arbeit als zentralen Ansatzpunkt für den Wiederaufbau Afghanistans heraus. Er stellt im folgenden Ergebnisse einer Untersuchung aus der zweiten Hälfte der siebziger Jahre vor, deren Ziel die quantitative Bestimmung des Arbeitskräfteüberschusses in der afghanischen Landwirtschaft war. Diese Ergebnisse dienen im folgenden als Orientierungshilfen für die Allokation und Reallokation der Arbeitskräfte im Wiederaufbauprozeß. Der Verfasser formuliert politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau Afghanistans und legt Überlegungen zur Finanzierung des Wiederaufbauprozesses vor. Als Maßnahmen zur Mobilisierung von Arbeitskräften werden Repatriierungsmaßnahmen sowie entwicklungspolitisch relevante Instrumente der Beschäftigungspolitik vorgeschlagen. (ICE)
Der Verfasser zeichnet die historische Entwicklung des Afghanistankonflikts nach. Er arbeitet dann insbesondere die verhängnisvolle Rolle des Westens in den vergangenen Jahrzehnten bei dem Versuch Afghanistans heraus, eine eigenständige nachkoloniale, demokratische Politik zu entwickeln. So ist der Westen für die Existenz und die Stärke seiner heutigen Gegner zu einem guten Teil selbst verantwortlich. (ICE2)
Der Autor beschreibt sicherheitspolitische und ökonomische Motive der UN, der USA und der EU für die Intervention in Afghanistan. Er geht ein auf völkerrechtliche Rahmenbedingungen, übergeordnete Stabilisierungsziele und Gesamtstrategien und arbeitet Ziele und Mittel der regionalen und internationalen Akteure heraus. "Provincial Reconstruction Teams" (PRT) werden als Teil des militärischen Konfliktmanagements und hinsichtlich ihrer Beziehung zu den anderen beteiligten Akteure NGOs und Regierung ausführlich behandelt. Als Bilanz des internationalen Konfliktmanagements stellt der Autor u.a. fest: "Nach vierjährigem Engagement der internationalen Hauptakteure CF, UNAMA und ISAF schwankt die Konfliktintensität in Afghanistan stark. Keine Provinz befindet sich in einem permanenten Kriegszustand, doch kommt es immer wieder zu Scharmützeln, Überfällen und willkürlicher Gewaltanwendung. So stellt sich die Sicherheitslage im Lande äußerst unterschiedlich dar, findet doch gleichzeitig Krieg und Wiederaufbau statt."Den integrierten zivil-militärischen Strukturen und Instrumenten gehört bei der Bewältigung von Krisen in Post-Konflikt-Situationen die Zukunft. Dabei müssen diese integrierten Instrumente nicht unbedingt die Form von PRTs annehmen. Der Kernbereich sollte aber im Regelfall aus einem verschränkten zivil-militärischen Element bestehen. Eine Bewertung der Effektivität der PRTs zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist schwierig, da Gewaltakte viel sichtbarer sind als langsam voranschreitende Entwicklungsprozesse. Insbesondere fehlt weitgehend die Möglichkeit, Erfolge in der PRT-Wiederaufbauarbeit zu messen, da es in Afghanistan praktisch keine statistische Erfassung von Daten gab und gibt Längerfristig wird es aber zweifelsohne notwendig sein, die verschiedenen PRT-Ansätze in eine kohärente Gesamtstrategie einzubinden, insbesondere, da weitere Staaten PRTs in Afghanistan planen. PRT-Entsendekonzepte sollten daher zukünftig unter Einbindung aller Beteiligten entwickelt werden. Durch das Engagement der ISAF geht es mit dem Statebuilding im Raum Kabul und in einigen Provinzen zwar sehr langsam und mühsam, aber doch stetig bergauf. (LO)
Der Beitrag zur Friedens- und Sicherheitspolitik des Westens im Mittleren Osten untersucht die Bemühungen um politische und gesellschaftliche Stabilität in Afghanistan. In einem ersten Schritt werden zunächst die positiven Schritte zur Stabilisierung des Landes, insbesondere die beschlossene Verfassung und die Präsidentschaftswahl 2004 dargestellt. Im Anschluss folgt eine Analyse der komplexen Problemlagen einschließlich der eingeschlagenen Lösungsstrategien, die oft als Kehrseite des Erfolgs erscheinen. Dazu gehören (1) das Verhalten der Warlords als regionale Herrscher, (2) die Drogenökonomie als Problem ohne militärische Optionen sowie (3) die Blockade der politischen Stabilisierung durch die Terrorismusbekämpfung. Im dritten Schritt wird abschließend untersucht, wie auf den erzielten Erfolgen aufgebaut werden könnte. Hier konzentriert sich der Blick auf (1) die Forcierung der wirtschaftlichen Transformation und (2) die Verstärkung des politischen Engagements auf der Seite der westlichen Staaten. (ICG2)
"Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche Lehren die Bundeswehr aus ihrem fast 12 Jahre dauernden Afghanistan-Einsatz ziehen kann. Allem voran wird argumentiert, dass der Einsatz deutscher Streitkräfte am Hindu-kusch einen massiven Transformationsschub für die deutsche Armee ausgelöst hat, der sie heute in die Lage versetzt, auf Augenhöhe mit verbündeten und befreundeten Streitkräften das ganze Spektrum möglicher zukünftiger Einsatzszenarien hoch professionell und effektiv abzudecken. Zugleich wird jedoch moniert, dass dieser Professionalisierungsschub weder politisch gewollt noch intendiert gewesen ist. Er ist vielmehr als ein Bottom-up-Prozess von Teilen der 'Truppe' angestoßen worden." (Autorenreferat)
Der Verfasser diskutiert zunächst die aktuelle Situation des Bürgerkriegs in Afghanistan und benennt Möglichkeiten der Einbringung internationaler Erfahrungen in die Überlegungen zum Wiederaufbau des Landes. Er skizziert deutsche Erfahrungen in der "Verwendung von Restfunktionen der Staatsadministration in Übergangs- und beginnenden Aufbausituationen" und bei der Durchführung eines Lastenausgleichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor diesem Erfahrungshintergrund werden Umrisse eines Mehrebenenschemas für den Wiederaufbau Afghanistans skizziert. Rekonstruktionsleistungen müssen vorrangig auf dem Gebiet des Wiederaufbaus der ländlichen Räume und der Agrarstruktur erbracht werden. Als "indikativer Rahmen für den Wiederaufbau Afghanistans" wird die UN-Operation "Salam" vorgestellt. Abschließend formuliert der Verfasser Perspektiven der Afghanistanhilfe aus der Bundesrepublik. (ICE)
Staatsbildung ist das politisch-philosophische Paradigma, nach dessen Muster der international unterstützte Nachkriegsaufbau in Afghanistan erfolgen soll. Der Verfasser analysiert die Probleme dieses Konzeptes, das auf eurozentrischen Vorstellungen beruht. Er resümiert, dass der Staatsbildungsversuch in Afghanistan fehlgeschlagen ist. Verantwortlich dafür sind sowohl grundsätzliche Probleme der Anwendung dieser Strategie in einem kriegs- und krisengeschüttelten Land. Das Konzept stößt aber nicht nur deshalb an seine Grenzen. Sowohl die Art und Weise der internationalen Hilfe (Anti-Terrorkampf mit militärischen Mitteln und ein Übermaß an Finanzhilfe an der falschen Stelle) als auch die innere Zerrissenheit der afghanischen Gesellschaft bedingen das Scheitern. Zudem kann man am massiven Einsatz privater Militär- und Sicherheitsfirmen erkennen, dass der Aufbau staatlicher Strukturen, vor allem eines staatlichen Gewaltmonopols, nicht wirklich ernsthaft verfolgt wird. (ICE2)
Die Bilanz der westlichen Intervention in Afghanistan ist nach einem Jahrzehnt militärischen und zivilen Engagements katastrophal. Der afghanische Nationalstaat kann nicht auf eine historisch gewachsene Entwicklung zurückblicken. Die Doppelstrategie militärischer Intervention von außen und zivilen Aufbaus innen ist misslungen, eine Lösung der Probleme ist nicht in Sicht. Die Verfasser geben in ihrem einleitenden Beitrag zum Sammelband "Afghanistan - ein Krieg in der Sackgasse" einen Überblick über die einzelnen Beiträge des Sammelbandes. (ICE2)
Der Afghanistan-Konflikt kann nicht verstanden werden, wenn die geostrategische Bedeutung des Landes außer Acht gelassen wird. In der Region rings um Afghanistan geht es um Erdgas und Erdöl. Von Afghanistan aus kann man die gesamte Region Mittelasien, Kaukasus, Naher Osten sowie Südasien erreichen. Die USA verfolgen mit großem Interesse die Rohstoffentwicklung dieses Raums und haben sowohl geostrategische als auch ökonomische Interessen. Der vorliegende Beitrag befasst sich in diesem Kontext mit der Entwicklung in Afghanistan. Zunächst erfolgt ein historischer Überblick, der 1979 mit der Zerstörung der afghanischen Demokratie durch Islamisten und CIA beginnt und bis ins Jahr 2004 reicht, als die ISAF-Schutztruppe unter das NATO-Kommando gestellt wurde. Nach einer kurzen Darstellung der verfehlten Wirtschaftspolitik geht der Autor der Frage nach, ob es zu einer Irakisierung Afghanistans kommen wird. Danach werden der Nation-Building-Prozess und die innere Sicherheit beleuchtet. Der Beitrag endet mit der Analyse der Strategiedebatte der NATO. Abschließend gibt der Autor Empfehlungen für den Abzug ausländischer Truppen aus Afghanistan. (ICD)
An examination of the US war in Afghanistan focuses on two aspects of the action that are relevant for debates on humanitarian intervention. The first consideration is how the US used humanitarian concerns to hold together an increasingly unstable international coalition & to win the hearts & minds of the Afghan people. The second factor is the human suffering that invariably results when a state's institutions crumble & the government is unable or unwilling to curb terrorist groups within its territory. Even when military action against terrorists is not undertaken to assist the civilian population, a sustainable peace is likely to require both military action & civilian reconstruction. An overview of justifications used to support the first phase of US military operations in Afghanistan is followed by a look at changing war aims articulated by the Bush Administration, & the impact of these shifting goals on debates over humanitarian intervention. The reality that disintegrating state institutions often provide a haven for terrorists which in turn puts populations at risk is discussed. J. Lindroth
Der Verfasser referiert Ergebnisse des zweiten konsolidierten UN-Berichts zur Situation in Afghanistan ("Operation Salam"). Er gibt einen Überblick über die Lage des Landes hinsichtlich Landwirtschaft und Ernährungssituation, Minenräumung, medizinischer Versorgung, Erziehungswesen und Infrastruktur. Die durch den Krieg verursachten volkswirtschaftlichen Schäden werden auf 20 Mrd. Dollar geschätzt. Das UN-Aktionsprogramm ist bisher weitgehend ohne Wirkung geblieben. Problematisch ist zudem die Situation der afghanischen Flüchtlinge in Pakistan. Der Verfasser kritisiert die mangelnde Unterstützung der UdSSR beim Wiederaufbau Afghanistans und zeichnet ein skeptisches Bild von der Zukunft des Landes. (ICE)